von Airplane-Bro Mo Okt 16, 2023 8:36 pm
Leblanc riss an dem Bolzen, der sein Fleisch verbrannte. Er schrie immer wieder schmerzerfüllt auf, spürte, wie der Bolzen Millimeter für Millimeter aus seiner Schulter wich, während er daran zog. Seine Hand brannte ebenfalls, deswegen musste er immer wieder kurz loslassen. Was war das für ein Holz? Er schaffte es, sich von dem Bolzen zu befreien und stemmte sich auf, schwankte nach hinten und sah nochmal kurz zu Cayden, der auf dem Boden wohl gerade seine letzten Atemzüge tat. //Zu schade…// Kam es Leblanc in den Sinn. Es war ein Gedanke aus seinem Unterbewusstsein. Doch er konnte sich nicht mehr weiter mit ihm befassen, denn die Gestalt aus dem Schatten schien erneut auf ihn zu zielen. Leblanc schaffte es gerade noch so, seine Gestalt zu wandeln. Mit einer schnellen Armbewegung, verwandelte er sich in eine Fledermaus und flatterte sofort fluchtartig in die Nacht.
„Flieg nur weg. Ich find dein Nest schon.“ Kam es von einer dunklen und rauen Stimme aus dem Nebel, der sich nun langsam verzog. Schwere Stiefel waren auf dem Pflaster zu hören, die zu einem sehr großen, stämmigen Mann gehörten. Sein wildes, schwarzbraunes Haar wehte ihm strähnig ins Gesicht und seine tiefbraunen Augen fixierten den leblosen Körper auf dem Boden. „Verdammt. Schon wieder einer…“ Schnaubte er und trat auf den Fremden zu, der dort lag und auszubluten schien. Jeden anderen hätte solch ein Anblick sicher geschockt, doch für Ulric war dies alltäglich. Er war sogar mittlerweile so abgestumpft, dass er leise pfiff, während er sich neben Cayden hockte und seinen Puls fühlte. Seine vollen Lippen, die fast in seinem dichten Bart verschwanden, formten sich zu einem zufriedenen Lächeln. Zumindest zuckte sein Mundwinkel. „Zäher Bursche.“ Ulrics Blick fiel auf den Biss an dessen Hals und er wusste, dass er die Blutung stoppen musste, wenn er den Burschen retten wollte. Er griff in seine Tasche und zog dort ein paar zurecht geschnittene Stofffetzen heraus und etwas Schafwolle. Er presste die Wolle auf den Biss und umwickelte Caydens Hals dann sporadisch, sodass er noch gut Luft bekam, die Wolle aber einigermaßen auf die Wunde drückte. Er nahm den Ohnmächtigen dann mit Leichtigkeit auf und lief eilig durch die Gassen zur nächsten Taverne (die nicht abgebrannt war). Glücklicherweise hatte er dieses Mal kein Zimmer im klaffenden Portal angemietet, sonst wäre er nun seiner Habseligkeiten beraubt gewesen. Er trat die Tür zu der Taverne auf, nickte dem Wirt hinterm Tresen zu und grinste müde. „Ist er schwer verletzt?“ Fragte der Wirt, der Ulric kannte. „Er wird’s überleben.“ Sagte er und deutete mit einem Kopfnicken zu den Fässern hinter der Theke. „Sei so gut und mach mir schonmal etwas Met warm. Ich könnt was zum Einschlafen gebrauchen.“ Brummte Ulric überraschend entspannt und trat dann die Stufen hinauf zu den Gästezimmern. Beim Eintreten zog er den Kopf ein, denn er war zu groß für reguläre Türen. Er legte Cayden dann auf seinem Bett ab und stellte seine Armbrust neben dem Sessel in der Ecke ab. Seine beiden Säbel, die an seinem Gürtel befestigt waren, lies er noch am Körper. Doch seinen abgetragenen Ledermantel warf er ebenfalls ab. Darunter trug er ein schulterfreies, verwaschen lila Leinenhemd, das sehr weit geöffnet war, da die meisten Knöpfe fehlten. Seine Brust war sehr breit und übersäht von Narben, genau wie sein Gesicht. Eine zierte seine Wange, die andere teilte seine Braue und ging bis hinauf zur Stirn.
Ulric beugte sich über Cayden, löste den sporadischen Verband und kümmerte sich um den Biss. Er musste sehr viel Blut verloren haben, doch wenn der Bursche wirklich so zäh war, wie Ulric ihn einschätzte, würde er es überstehen. Viel tun konnte er gerade nicht. Er reinigte die Wunde, tat eine besondere Kräutersalbe drauf, die er auch für seine Wunden immer benutzte und verband alles wieder ordentlich. Dann zog er ihm seine Stiefel aus und deckte ihn zu. „Passt schon.“ Brummte er zufrieden, bevor er den Raum nochmal verlies und sich im Schankraum sein Met abholte und einen Krug Wasser und einen Becher für seinen Besucher. Er trug alles hinauf, stellte den Becher und das Wasser auf den Nachttisch, bevor er sich in den Sessel sinken lies und sein Met trank, während er den Fremden betrachtete. Er fragte sich, welcher Rasse dieser wohl angehörte. Ulric war einem wie ihm noch nie untergekommen. Vielleicht war er eine Bestie, doch erstmal musste der Fremde aufwachen, dann konnte er Ulric vielleicht mehr sagen.