“Ja, ich…” Xue Yang brach ab, als ihm die Realität bewusst wurde. Sein Grinsen wurde immer kleiner, bis es ganz von seinem Gesicht verschwunden war. Die Gedanken überschlugen sich. Auf einem gewissen Level wusste er, dass es nicht rational war. Fuck, Xiao Xingchen hatte sogar gesagt, er wusste, wie wenig Zeit Xue Yang hatte. Aber hey. Versuch das mal seinem Gehirn zu erklären. Keine Chance. Nicht bei emotionaler Überlastung. Nicht, dass Xue Yang das korrekt identifizieren konnte. Er wusste nur, dass er sich auf einmal schlecht fühlte. Nicht für sich selbst. Sondern für Xiao Xingchen. Vielleicht war das alles eine dumme, dumme Idee gewesen. Xue Yang würde ihm niemals all das geben können, was er verdiente. Er würde nicht auf Dates gehen können. Hatte keine Zeit dafür. Egal wie sehr er es wollte. Würde jede einzelne Einladung ablehnen müssen. All das war unmöglich. Es gab nicht genug Zeit in seinem Leben, um diese Xiao Xingchen zu schenken; um ihm gerecht zu werden. Xue Yang hatte einfach getan, was er wollte, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Und jetzt musste er Xiao Xingchen enttäuschen. Das war das Letzte, was er gewollt hatte. Xiao Xingchen traurig zu machen.
“Nein, ich kann nicht. Es tut mir leid. Mir fehlt die Zeit. Ich...vielleicht war das keine gute Idee, Sorry,” murmelte er. Xue Yang drückte seine Hand leicht. Das war alles, was er anbieten konnte. Er konnte noch nicht einmal eine gute Erklärung abgeben oder versprechen, dass sie ein anderes Mal spazieren gehen konnten. Das würde nicht passieren. Und spazieren war noch nicht einmal eine große Anforderung. Er würde es Xiao Xingchen nicht verübeln, wenn er deshalb sauer war.
Trotzdem versuchte er Xiao Xingchens weitere Fragen zu beantworten. Er wirkte immer noch so nervös. Das musste nicht sein. Und über das Küssen nachzudenken war definitiv besser. Wenn das noch zur Option stand. Die Fragen konnte er ehrlich beantworten.
“Nah, die meisten Leute interessieren mich einfach nicht. Warum sollte ich sie dann küssen? Ich weiß nur, dass es mir gefallen wird, weil du es bist.” Mit einem leichten Lächeln lehnte sich Xue Yang seinen Kopf gegen Xiao Xingchens Schulter.
Endlich, Ruhe und Frieden! Normalerweise störte Lan Zhan sich nicht dran, wenn Wei Ying ohne Punkt und Komma redete. Aber so viel Schwachsinn wie heute hatte er auch lange nicht mehr von sich gegeben. Im Vergleich dazu war es angenehm, sich auf den Test zu fokussieren. In sauberer Handschrift verfasste er detaillierte Argumentationen, um die Fragen möglichst konkret zu beantworten. Seine Aufmerksamkeit wurde nur kurz unterbrochen, als Wei Ying einem sehr beeindruckten Direktor Mobei seine Arbeit vorlegte. Er vertraute allerdings darauf, dass Wei Ying wusste, was er tat. Also nutzte Lan Zhan die verbleibende Zeit lieber, um seine eigene Argumentation auszubauen und noch einmal Korrektur zu lesen. Die Aufgaben waren kompliziert, ja, aber es war nicht unmöglich, sie in der vorgegebenen Zeit ausreichend zu beantworten.
Lan Huan bemerkte nicht, von welchen Gedanken Jiang Cheng so abgelenkt war. Er dachte, es wäre einfach aufgrund der Hündin. Allerdings fragte er sich, ob er etwas Falsches gesagt hatte, als Jiang Chengs Gesicht wieder düsterer wurde. Als er jedoch die Geschichte mit Wei Ying hörte, verstand er warum. Es musste für Jiang Cheng nicht einfach gewesen sein, seine geliebten Hunde wegzugeben. Allein in diesem kurzen Gespräch hatte Lan Huan verstanden, wie viel diese Tiere Jiang Cheng bedeuten. Kurz hatte er das Bedürfnis, Jiang Cheng zu umarmen. Jedoch würde dieser das sicher nicht willkommen heißen. Also ließ er es bleiben.
“Das tut mir leid, das zu hören. Es scheint wirklich unfair. Ich wusste nicht, dass Wei Ying solch eine Phobie hat. Es ist sehr selbstlos von dir. Irgendwann wirst du sicher Hunde haben können. Schließlich wird er nicht ewig mit dir zusammen wohnen.” Lan Huan hoffte, dass sein Lächeln aufmunternd wirkte.“Aber, das heißt, dass du schon Erfahrungen mit Hunden hast. Das macht das Ganze viel einfacher. Mir mussten die Mitarbeiter erst mal alles beibringen. Es hat ziemlich lange gedauert, bis ich den richtigen Umgang mit den Tieren gelernt hatte. Dich können sie dann vielleicht ohne große Einführung zu ihnen lassen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dich die Hunde lieben werden.” Dann lehnte er sich näher zu Jiang Cheng hinüber, um sich das Foto genauer anzusehen, welches dieser ihm zeigte.
“Oh Gott, das ist das Niedlichste, was ich seit langem gesehen habe”, rutschte es ihm raus. Das stimmte. Wie der junge Jiang Cheng zwischen den Hunden lag, war Gold wert. Einen Augenblick stellte er sich vor, wie das Foto mit dem jetzigen Jiang Cheng aussehe würde. Immer noch zu süß. Wenn Lan Huan Glück hatte, hätte er später das Privileg, es tatsächlich so zu sehen. Allerdings würde es schwierig werden, jetzt noch Hunde zu finden, die größer waren als Jiang Cheng.
“Die Namen passen auch sehr gut zu ihnen. Die Hunde sind wunderschön. Ich bin mir sicher, dass sie trotzdem ein gutes Leben haben. Du musst mir definitiv mehr über sie erzählen.” Leider waren sie langsam auch vor ihrem Klassenzimmer angekommen. Das hieß, sie würden ihr Gespräch leider unterbrechen müssen. Gerade als es interessant wurde. Aber sie könnten nicht noch viel länger dem Unterricht fern bleiben, wenn sie nicht tatsächlich noch ärger bekommen wollten. Sonst würde ihre Ausrede unglaubwürdig klingen.
Er blickte noch einmal zu Jiang Cheng hinüber, bevor er an die Tür klopfen wollte: “Bereit dich Direktor Mobei zu stellen?”