Besorgt beobachtete Lan Huan Meng Yao. Ihm schien es wirklich ziemlich schlecht zu gehen. Wer wusste schon, was er schon alles durchmachen musste. Beruhigend versuchte Lan Huan auf ihn einzureden: “Ich weiß, aber jetzt wird es besser. Versprochen. Es tut mir so leid, dass du das alles allein durchstehen musstest.” Meng Yao schaffte es mit seinen wimmernden Worten und tränennassen Augen, erneut schmerzhaft an Lan Huans Herz zu ziehen. Mit einmal im Traum wäre ihm in den Sinn gekommen, dass irgendetwas davon gespielt sein könnte. “Du brauchst dir keine Sogen zu machn. Du bist hier in Sicherheit. Hier wird dir keiner etwas antun. Und natürlich darfst du bei uns bleiben. Ich werde dich nicht wieder wegschicken. Auf keinen Fall.” Vorsichtig hob er die Hand und wischte mit seinem Ärmel sanft sie Tränen von Meng Yaos Wangen. “Es wird alles wieder gut, A-Yao.” Auch, wenn er sich nicht sicher sein konnte, dass es wirklich so war. Sie wussten schließlich nicht, was noch auf sie zukommen würde. Er hoffte nur, es würde von jetzt an besser werden. Sie mussten es hier lebend rausschaffen. Es war ganz gut, dass Jin Zixuan dann wieder an ihrer Seite war. So fühlte sich Lan Huan nicht ganz so schlecht und schuldig, sich kurz Jiang Cheng zuzuwenden. Dann war Meng Yao zumindest nicht alleine. Auch wenn sich Lan Huan darüber bewusst war, wie angespannt die Lage zwischen den beiden war. Zwar kannte er nicht das gesamte Ausmaß der Problematik, aber es war schwer zu übersehen, wie kompliziert das Verhältnis der Beiden war. Jetzt schienen sie jedoch sehr froh zu sein einander zu sehen. Irgendwie freute dies Lan Huan auch ein wenig darüber. Vielleicht würde es wirklich besser werden. Trotzdem fiel es ihm schwer Meng Yao dort sitzen zu lassen, als dieser sich an seiner Hand fest klammerte und ihn fast anflehte wieder zurückzukommen. Aufmunternd lächelte er ihn leicht an. “Es wird wirklich nicht lange dauern. Und ich bin auch nicht weit weg, falls etwas sein sollte. Ruh dich erst einmal aus.” Vorsichtig löste er seine Hand aus Meng Yaos Griff, bevor er sich Jiang Cheng zuwand.
Diesem schien es immer noch sehr schlecht zu gehen. Lan Huan wünschte sich, er könnte mehr für ihn tun. Womöglich waren seine Worte gerade wirklich nicht das, was dieser hören wollte. Leicht nickte er, als Jiang Cheng zu einer Antwort ansetzte. Schon wieder fühlte er sich, als würde er in zwei verschiedene Richtungen gezogen werden, ohne dass er einen Einfluss darauf hatte, wo er am Ende langen würde. Er wusste, dass Jiang Cheng es nicht so meinte, aber er hatte das Gefühl einen großen Fehler beging. Unsicherheit machte sich in seiner Magengegend breit. Lan Huan senkt seinen Blick. “Ich...okay...ich werde vorsichtiger sein...nur...es ist nicht einfach für mich, aber ich werde aufpassen.” Als Jiang Cheng dann Mingjue erwähnte und alles was ihm passiert war, traten Lan Huan schon wieder Tränen in die Augen. Er kniff sie zu und versuchte sich nichts weiter anmerken zu lassen. Ohne es zu merken schüttelte er den Kopf. Der Kloß in seinem hinderte ihn daran, für einen Moment Luft zu kriegen. “Ich denke nicht, dass Meng Yao mir etwas tun wird”, flüsterte er schließlich. Allerdings hatte er auch nicht gedacht, dass er Mingjue jemals etwas antun würde. Er wollte eigentlich auch nicht, dass sich Jiang Cheng noch mehr Sorgen um ihn machen musste. Es gab allerdings auch nichts weiter, was er sagen konnte, um ihn zu beruhigen.
Erst als er Jiang Chengs Hand an seiner Wange spürte, sah Lan Huan ihn wieder an. “Okay”, murmelte er, auch wenn er sich noch nicht dau bereit fühlte, den Tempel wieder zu verlassen. Aber Jiang Cheng hatte natürlich recht. Sie könnten sich nicht ewig hier verschanzen. Er hob seine Hand und legte sie über Jiang Chengs. “Du weißt, dass du mich immer fragen kannst, wenn du Hilfe mit irgendwas brauchst, ja?” Leicht drehte er den Kopf und presste seine Lippen hauchzart gegen die Innenseite von Jiang Cheng Handgelenk. “Ich werde aufpassen, A-Cheng”, versprach er noch einmal. Er wollte ihn schließlich nicht noch mehr belasten und das war das Mindeste, was er tun konnte. Bevor sie weiter reden konnten, hallte Song Lans Stimme unangenehm durch den Raum. Lan Huan zuckte leicht zusammen. Jeder andere versuchte relativ leise zu sprechen und sich bedeckt zu halten. So laut zu reden schien unangebracht. Lan Huans Griff um Jiang Chengs Hände verstärkte sich, als er sich zu der kleinen Gruppe umdrehte. Er war sich nicht ganz sicher, ob er es tat, um sich selbst etwas mehr in Sicherheit zu wiegen oder um Jiang Cheng zu beruhigen, denn Song Lan spielte eindeutig schon wieder auf Nie Huaisangs Tod an. Das war alles andere als gut Was bezweckte er damit? Hatte es ihm nicht gereicht, dass Jiang Cheng ihn einmal verprügelt hatte? Xiao Xingchens Reaktion überraschte ihn noch mehr. Hoffentlich würde das ausreichen, damit Song Lan einsah, dass er sich am Besten zurücknehmen sollte.
Jin Zixuan hielt ihn seine Bewegung inne, als Meng Yao meinte, dass er froh war, ihn gefunden zu haben. Mit großen Augen sah er zu ihm auf. Das hatte er überhaupt nicht erwartet. Er war sich durchaus bewusst, dass er nicht gerade gut bei seinem Halbbruder dastand. Für eine Sekunde dachte er, er hätte sich verhört oder das Meng Yao mit Lan Huan gesprochen hatte. Aber nein, es schien wirklich an ihn gerichtet zu sein. Ein kleines Lächeln stahl sich auf Jin Zixuans Geischt. “Ich bin auch froh, dass du jetzt hier bist.” Dann wandte er sich wieder der Wunde zu. Vielleicht konnten er und Meng Yao doch noch ihr Verhältnis verbessern, wenn sie hier wieder rauskamen. Das wäre schöne Vorstellung.
Jin Zixuan sah ebenfalls für eine Sekunde Lan Huan und Jiang Cheng hinterher. Kurz zog sich sein Magen zusammen, abere es war nicht mehr so schlimm wie am Anfang. Er hatte sowieso nie realistische Chancen bei Jiang Cheng gehabt und solange dieser glücklich war, war er froh darüber. Dann bemerkte er Meng Yaos Tränen. Darauf fühlte er sich überhaupt nicht vorbereitet. Er wusste nicht, wie er Meng Yao wieder beruhigen konnte. Was war jetzt zu tun? Jin Zixuan war kurz davor Lan Huan wieder zurückzurufen. Der war besser in so etwas. Dazu kam noch, dass er sich nicht sicher war, ob Jin Zixuans Versuche ihn zu beruhigen überhaupt willkommen waren. Es war eine Sache, wenn Lan Huan Meng Yao in den Arm nahm oder die Tränen wegwischte; eine ganz andeere, wenn Jin Zixuan dasselbe versuchte. Unsicherheit machte sich in Jin Zixuan breit. Vor allem, weil er nicht zuordnen konnte, was den neuen Schwall von tränen ausgelöst hatte. War es die Situation an sich? Das Lan Huan gegangen war? Die Tatsache, dass Jin Zixuan gerade die Wunde verband, was sicher auch wehtat? “Es wird alles wieder gut”, versuchte er es erst einmal selber. “Lan Huan hat recht. Du musst dir erst einmal keine Sorgen mehr machen. Das schlimmst ist jetzt vorbei. Und deine Wunde ist jetzt auch verbunden. Versuch sie vorerst nicht zu belasten, okay?” Jin Zixuan lehnte sich ein wenig zurück. “Bist du sonst noch irgendwo verletzt? Tut dir etwas weh?” Nervös verschränkte er die Hände miteinander und versteckte sie in seinem Schoß. Es war eine Weile her, seit er ein normales Gespräch mit Meng Yao geführt hatte. Er wollte ihn auch nicht mit den ganzen Fragen überrumpeln. “Du sagst mir, wenn du irgendwas brauchst, oder?”
Bevor er sein Gehirn weiter nach etwas zu sagen oder zu tun durchforsten konnte, wurde er von Song Lan aus dem Konzept gebracht. Er drehte sich zu ihm um und schob sich ein wenig vor Meng Yao. Konnte Song Lan es nicht sein lassen? Es fühlte sich falsch an, dass es so auf Xiao Xingchen versessen war. Was ihm jedoch mehr Sorgen bereitete, war Xue Yang, der sich aufgesetzt hatte. Dessen Wunden konnten sich schnell wieder öffnen und sie hatten nicht die Möglichkeiten sie weiterhin ordentlich zu versorgen und wer wusste, wie lange Xue Yang Körper eine ständige Belastung noch mitmachen würde. Ein Teil von ihm war stolz auf Xiao Xingchen und darüber wie er Song Lan in die Schranken wies. Ein anderer Teil hatte Angst vor der Reaktion, die darauf folgen würde. Aber Song Lan würde vor all den Leuten nichts tun, oder? Er wollte zu ihnen rüber gehen um zu helfen, aber er wollte Meng Yao auch nicht alleine lassen, also blieb er dort hocken. Seine Augen wanderten automatisch zu Nie Huaisangs Leiche, als dieser erwähnt wurde. Stumm liefen einige Tränen über sein Wange. Er glaube nicht, dass er den Namen jemals wieder hören könnte, ohne dass es schmerzte.
Auf einer logischen Ebene wusste Xue Yang, dass Xiao Xingchen recht hatte und es nicht sonderlich schlau war, sich aufzurichten. Seine Instinkte schreien jedoch das Gegenteil. Wenn mal jahrelang damit lebte, dass eine Situation jederzeit gefährlich werden könnte, reagierte man auf jede vermeintlich Gefahr, bevor man Zeit hatte, alles logisch zu durchdenken. Das Song Lan näher kam, machte es nicht besser. Das er dann Xiao Xingchen immer wieder unterbrach, machte es auch nicht besser. Xue Yang zog diesen noch näher zu sich heran. Dann fuhr Xiao Xingchen Song Lan an. Fuck! Das war ziemlich heiß. Xue Yang könnte sich das viel länger ansehen. Er konnte nicht umhin zu grinsen und einen Kuss gegen Xiao Xingchens Hals zu pressen. Hätte er ein wenig mehr Energie, hätte er es sicher nicht dabei gelassen. Erst dann realisierte Xue Yang, was Xiao Xingchen überhaupt sagte. Anscheinend war er doch noch nicht ganz wieder da. Huaisang? Ah. Xue Yang war sich nicht wirklich sicher, wie er sich fühlen sollte. Natürlich war ihm schon vorher klar gewesen, dass es nur eine Frage der Zeit gewesen war, bis Huaisang sterben würde. Es war ein halbes Wunder, dass er schon so lange durchgehalten hatte mit einer Kugel im Rücken. Trotzdem brodelte Wut in ihm auf, die er nicht ganz zuordnen konnte. Er hatte so viel in den Versuch gesteckt Huaisang am Leben zu erhalten und all das für nichts. Es war, als hätte er seine ganze Zeit und Energie verschwendet - all seine Wunden waren für nichts und wieder nichts. Xue Yang hatte das Bedürfnis zurückzugehen und die Militärbasis herunter zu brennen und jedem einzelnen Soldaten die Kehle rausreißen. Stattdessen ließ er seine Stirn auf Xiao Xingchens Schulter fallen und seufzte leise. “Fick mich kreuzweise”, murmelte er. Dann richtete er sich jedoch wieder etwas auf. Er hatte es schon gehasst vor Xiao Xingchen Schwäche zu zeigen, da würde er auf keinen Fall vor so einem großen Publikum das weiterhin tun, schon gar nicht, wenn Song Lan anwesend war.
Dieser schien für einen Moment von Xiao Xingchens Worten vor den Kopf gestoßen worden zu sein, doch hatte sich relativ schnell wieder gefangen. “Xiao Xingchen, darf ich mich jetzt noch nicht einmal mehr wehren?”, fragte Song Lan, “Er hat mich zuerst angefahren. Und die andere Sache. Ich will nur wissen was mit Huaisang passiert ist. Ich dachte, wenn ich es so formuliere, sagt er uns vielleicht die Wahrheit.” Eine eindeutige Lüge. Xue Yang lachte hohl auf. “Ja, nach den Anschuldigungen hab ich richtig viel Lust darauf alles zu erzählen. Weil du Huaisang neuer bester Freund bist und dich so um ihn sorgst.” Als würde er Song Lan auch nur irgendwas erzählen. Hätte Xingchen oder vielleicht Jiang Cheng gefragt, hätte Xue Yang die Ereignisse nacherzählt aber so. Keine Chance. Sollte Song Lan doch im Dreck verrotten. Xue Yang warf ihm noch einen vernichtenden Blick zu. Dabei blieben seine Augen an dem Halsband hängen. Sofort legte sich ein Schalter in seinem Gehirn um. Leise begann er zu fluchen. Sein Blick wanderte zu Meng Yao. Ebenfalls noch ein Halsband. Das könnte seinen ganzen Plan zerstören. “Wir müssen hier weg”, sagte er so laut es seine angeschlagenen Stimmbänder gerade zuließen, “Sofort.” Nachdem sie das System kurzzeitig lahmgelegt hatten, bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Soldaten noch nach ihnen suchen würden und diese Halsbänder gaben ihnen gerade alle Informationen, die sie brauchten. Gegen mehrere Soldaten würde sie nicht ankommen, vor allem nicht, solange sie noch in dem Tempel gefangen waren. “Wir brauchen Alufolie. Die beiden Halsbänder müssen abgeschirmt werden.” Xue Yang machte sich daran aufzustehen. Allerdings war das dann wohl doch etwas zu schnell. Helle Punkte trübten ihm die Sicht und er schwankt zur Seite. Er stolperte gegen etwas, von dem er zuerst dachte es wäre die Säule. Dann wurde er jedoch herumgerissen und knallte schmerzhaft mit dem Rücken gegen diese. Als sich seine Sicht wieder klärte, stand Song Lan vor ihm und drückte ihm einen Dolche gegen den Hals. “Fass mich nicht an”, fauchte Song Lan, “Was hattest du vor?” Ah, dann war er wohl gegen diesen gesteuert. Ihm war nicht aufgefallen, das Song Lan schon so nah gewesen war. Alles was Xue Yang tat, war den Kopf leicht schief legen und zu grinsen. “Niedlich, dass du denkst, ich würde auch nur einen Gedanken an dich verschwenden.”
Diesem schien es immer noch sehr schlecht zu gehen. Lan Huan wünschte sich, er könnte mehr für ihn tun. Womöglich waren seine Worte gerade wirklich nicht das, was dieser hören wollte. Leicht nickte er, als Jiang Cheng zu einer Antwort ansetzte. Schon wieder fühlte er sich, als würde er in zwei verschiedene Richtungen gezogen werden, ohne dass er einen Einfluss darauf hatte, wo er am Ende langen würde. Er wusste, dass Jiang Cheng es nicht so meinte, aber er hatte das Gefühl einen großen Fehler beging. Unsicherheit machte sich in seiner Magengegend breit. Lan Huan senkt seinen Blick. “Ich...okay...ich werde vorsichtiger sein...nur...es ist nicht einfach für mich, aber ich werde aufpassen.” Als Jiang Cheng dann Mingjue erwähnte und alles was ihm passiert war, traten Lan Huan schon wieder Tränen in die Augen. Er kniff sie zu und versuchte sich nichts weiter anmerken zu lassen. Ohne es zu merken schüttelte er den Kopf. Der Kloß in seinem hinderte ihn daran, für einen Moment Luft zu kriegen. “Ich denke nicht, dass Meng Yao mir etwas tun wird”, flüsterte er schließlich. Allerdings hatte er auch nicht gedacht, dass er Mingjue jemals etwas antun würde. Er wollte eigentlich auch nicht, dass sich Jiang Cheng noch mehr Sorgen um ihn machen musste. Es gab allerdings auch nichts weiter, was er sagen konnte, um ihn zu beruhigen.
Erst als er Jiang Chengs Hand an seiner Wange spürte, sah Lan Huan ihn wieder an. “Okay”, murmelte er, auch wenn er sich noch nicht dau bereit fühlte, den Tempel wieder zu verlassen. Aber Jiang Cheng hatte natürlich recht. Sie könnten sich nicht ewig hier verschanzen. Er hob seine Hand und legte sie über Jiang Chengs. “Du weißt, dass du mich immer fragen kannst, wenn du Hilfe mit irgendwas brauchst, ja?” Leicht drehte er den Kopf und presste seine Lippen hauchzart gegen die Innenseite von Jiang Cheng Handgelenk. “Ich werde aufpassen, A-Cheng”, versprach er noch einmal. Er wollte ihn schließlich nicht noch mehr belasten und das war das Mindeste, was er tun konnte. Bevor sie weiter reden konnten, hallte Song Lans Stimme unangenehm durch den Raum. Lan Huan zuckte leicht zusammen. Jeder andere versuchte relativ leise zu sprechen und sich bedeckt zu halten. So laut zu reden schien unangebracht. Lan Huans Griff um Jiang Chengs Hände verstärkte sich, als er sich zu der kleinen Gruppe umdrehte. Er war sich nicht ganz sicher, ob er es tat, um sich selbst etwas mehr in Sicherheit zu wiegen oder um Jiang Cheng zu beruhigen, denn Song Lan spielte eindeutig schon wieder auf Nie Huaisangs Tod an. Das war alles andere als gut Was bezweckte er damit? Hatte es ihm nicht gereicht, dass Jiang Cheng ihn einmal verprügelt hatte? Xiao Xingchens Reaktion überraschte ihn noch mehr. Hoffentlich würde das ausreichen, damit Song Lan einsah, dass er sich am Besten zurücknehmen sollte.
Jin Zixuan hielt ihn seine Bewegung inne, als Meng Yao meinte, dass er froh war, ihn gefunden zu haben. Mit großen Augen sah er zu ihm auf. Das hatte er überhaupt nicht erwartet. Er war sich durchaus bewusst, dass er nicht gerade gut bei seinem Halbbruder dastand. Für eine Sekunde dachte er, er hätte sich verhört oder das Meng Yao mit Lan Huan gesprochen hatte. Aber nein, es schien wirklich an ihn gerichtet zu sein. Ein kleines Lächeln stahl sich auf Jin Zixuans Geischt. “Ich bin auch froh, dass du jetzt hier bist.” Dann wandte er sich wieder der Wunde zu. Vielleicht konnten er und Meng Yao doch noch ihr Verhältnis verbessern, wenn sie hier wieder rauskamen. Das wäre schöne Vorstellung.
Jin Zixuan sah ebenfalls für eine Sekunde Lan Huan und Jiang Cheng hinterher. Kurz zog sich sein Magen zusammen, abere es war nicht mehr so schlimm wie am Anfang. Er hatte sowieso nie realistische Chancen bei Jiang Cheng gehabt und solange dieser glücklich war, war er froh darüber. Dann bemerkte er Meng Yaos Tränen. Darauf fühlte er sich überhaupt nicht vorbereitet. Er wusste nicht, wie er Meng Yao wieder beruhigen konnte. Was war jetzt zu tun? Jin Zixuan war kurz davor Lan Huan wieder zurückzurufen. Der war besser in so etwas. Dazu kam noch, dass er sich nicht sicher war, ob Jin Zixuans Versuche ihn zu beruhigen überhaupt willkommen waren. Es war eine Sache, wenn Lan Huan Meng Yao in den Arm nahm oder die Tränen wegwischte; eine ganz andeere, wenn Jin Zixuan dasselbe versuchte. Unsicherheit machte sich in Jin Zixuan breit. Vor allem, weil er nicht zuordnen konnte, was den neuen Schwall von tränen ausgelöst hatte. War es die Situation an sich? Das Lan Huan gegangen war? Die Tatsache, dass Jin Zixuan gerade die Wunde verband, was sicher auch wehtat? “Es wird alles wieder gut”, versuchte er es erst einmal selber. “Lan Huan hat recht. Du musst dir erst einmal keine Sorgen mehr machen. Das schlimmst ist jetzt vorbei. Und deine Wunde ist jetzt auch verbunden. Versuch sie vorerst nicht zu belasten, okay?” Jin Zixuan lehnte sich ein wenig zurück. “Bist du sonst noch irgendwo verletzt? Tut dir etwas weh?” Nervös verschränkte er die Hände miteinander und versteckte sie in seinem Schoß. Es war eine Weile her, seit er ein normales Gespräch mit Meng Yao geführt hatte. Er wollte ihn auch nicht mit den ganzen Fragen überrumpeln. “Du sagst mir, wenn du irgendwas brauchst, oder?”
Bevor er sein Gehirn weiter nach etwas zu sagen oder zu tun durchforsten konnte, wurde er von Song Lan aus dem Konzept gebracht. Er drehte sich zu ihm um und schob sich ein wenig vor Meng Yao. Konnte Song Lan es nicht sein lassen? Es fühlte sich falsch an, dass es so auf Xiao Xingchen versessen war. Was ihm jedoch mehr Sorgen bereitete, war Xue Yang, der sich aufgesetzt hatte. Dessen Wunden konnten sich schnell wieder öffnen und sie hatten nicht die Möglichkeiten sie weiterhin ordentlich zu versorgen und wer wusste, wie lange Xue Yang Körper eine ständige Belastung noch mitmachen würde. Ein Teil von ihm war stolz auf Xiao Xingchen und darüber wie er Song Lan in die Schranken wies. Ein anderer Teil hatte Angst vor der Reaktion, die darauf folgen würde. Aber Song Lan würde vor all den Leuten nichts tun, oder? Er wollte zu ihnen rüber gehen um zu helfen, aber er wollte Meng Yao auch nicht alleine lassen, also blieb er dort hocken. Seine Augen wanderten automatisch zu Nie Huaisangs Leiche, als dieser erwähnt wurde. Stumm liefen einige Tränen über sein Wange. Er glaube nicht, dass er den Namen jemals wieder hören könnte, ohne dass es schmerzte.
Auf einer logischen Ebene wusste Xue Yang, dass Xiao Xingchen recht hatte und es nicht sonderlich schlau war, sich aufzurichten. Seine Instinkte schreien jedoch das Gegenteil. Wenn mal jahrelang damit lebte, dass eine Situation jederzeit gefährlich werden könnte, reagierte man auf jede vermeintlich Gefahr, bevor man Zeit hatte, alles logisch zu durchdenken. Das Song Lan näher kam, machte es nicht besser. Das er dann Xiao Xingchen immer wieder unterbrach, machte es auch nicht besser. Xue Yang zog diesen noch näher zu sich heran. Dann fuhr Xiao Xingchen Song Lan an. Fuck! Das war ziemlich heiß. Xue Yang könnte sich das viel länger ansehen. Er konnte nicht umhin zu grinsen und einen Kuss gegen Xiao Xingchens Hals zu pressen. Hätte er ein wenig mehr Energie, hätte er es sicher nicht dabei gelassen. Erst dann realisierte Xue Yang, was Xiao Xingchen überhaupt sagte. Anscheinend war er doch noch nicht ganz wieder da. Huaisang? Ah. Xue Yang war sich nicht wirklich sicher, wie er sich fühlen sollte. Natürlich war ihm schon vorher klar gewesen, dass es nur eine Frage der Zeit gewesen war, bis Huaisang sterben würde. Es war ein halbes Wunder, dass er schon so lange durchgehalten hatte mit einer Kugel im Rücken. Trotzdem brodelte Wut in ihm auf, die er nicht ganz zuordnen konnte. Er hatte so viel in den Versuch gesteckt Huaisang am Leben zu erhalten und all das für nichts. Es war, als hätte er seine ganze Zeit und Energie verschwendet - all seine Wunden waren für nichts und wieder nichts. Xue Yang hatte das Bedürfnis zurückzugehen und die Militärbasis herunter zu brennen und jedem einzelnen Soldaten die Kehle rausreißen. Stattdessen ließ er seine Stirn auf Xiao Xingchens Schulter fallen und seufzte leise. “Fick mich kreuzweise”, murmelte er. Dann richtete er sich jedoch wieder etwas auf. Er hatte es schon gehasst vor Xiao Xingchen Schwäche zu zeigen, da würde er auf keinen Fall vor so einem großen Publikum das weiterhin tun, schon gar nicht, wenn Song Lan anwesend war.
Dieser schien für einen Moment von Xiao Xingchens Worten vor den Kopf gestoßen worden zu sein, doch hatte sich relativ schnell wieder gefangen. “Xiao Xingchen, darf ich mich jetzt noch nicht einmal mehr wehren?”, fragte Song Lan, “Er hat mich zuerst angefahren. Und die andere Sache. Ich will nur wissen was mit Huaisang passiert ist. Ich dachte, wenn ich es so formuliere, sagt er uns vielleicht die Wahrheit.” Eine eindeutige Lüge. Xue Yang lachte hohl auf. “Ja, nach den Anschuldigungen hab ich richtig viel Lust darauf alles zu erzählen. Weil du Huaisang neuer bester Freund bist und dich so um ihn sorgst.” Als würde er Song Lan auch nur irgendwas erzählen. Hätte Xingchen oder vielleicht Jiang Cheng gefragt, hätte Xue Yang die Ereignisse nacherzählt aber so. Keine Chance. Sollte Song Lan doch im Dreck verrotten. Xue Yang warf ihm noch einen vernichtenden Blick zu. Dabei blieben seine Augen an dem Halsband hängen. Sofort legte sich ein Schalter in seinem Gehirn um. Leise begann er zu fluchen. Sein Blick wanderte zu Meng Yao. Ebenfalls noch ein Halsband. Das könnte seinen ganzen Plan zerstören. “Wir müssen hier weg”, sagte er so laut es seine angeschlagenen Stimmbänder gerade zuließen, “Sofort.” Nachdem sie das System kurzzeitig lahmgelegt hatten, bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Soldaten noch nach ihnen suchen würden und diese Halsbänder gaben ihnen gerade alle Informationen, die sie brauchten. Gegen mehrere Soldaten würde sie nicht ankommen, vor allem nicht, solange sie noch in dem Tempel gefangen waren. “Wir brauchen Alufolie. Die beiden Halsbänder müssen abgeschirmt werden.” Xue Yang machte sich daran aufzustehen. Allerdings war das dann wohl doch etwas zu schnell. Helle Punkte trübten ihm die Sicht und er schwankt zur Seite. Er stolperte gegen etwas, von dem er zuerst dachte es wäre die Säule. Dann wurde er jedoch herumgerissen und knallte schmerzhaft mit dem Rücken gegen diese. Als sich seine Sicht wieder klärte, stand Song Lan vor ihm und drückte ihm einen Dolche gegen den Hals. “Fass mich nicht an”, fauchte Song Lan, “Was hattest du vor?” Ah, dann war er wohl gegen diesen gesteuert. Ihm war nicht aufgefallen, das Song Lan schon so nah gewesen war. Alles was Xue Yang tat, war den Kopf leicht schief legen und zu grinsen. “Niedlich, dass du denkst, ich würde auch nur einen Gedanken an dich verschwenden.”