Er hörte auf, gegen das Wasser anzukämpfen oder gegen diese Kraft, die ihn tiefer nach unten zog, und jetzt realisierte er auch, dass er die Jacke noch immer festhielt. Huaisang hatte seine brennenden Augen wieder geschlossen, bereit, jetzt einfach aufzugeben. Doch da wurde er plötzlich wieder an die Wasseroberfläche gezogen. Als sein Kopf aus dem Wasser ragte, schnappte er nach Luft. Doch sofort begannen seine Lungen an zu brennen und er hustet stark, spuckte dabei viel Wasser aus. Immer wieder erfasste ihn dabei eine Welle, Zwang ihn dazu, wieder Wasser zu schlucken. Er bewegte verzweifelt seine Beine, versuchte sich irgendwie über Wasser zu halten. Zum Glück wurde er von etwas oben gehalten. Es dauerte einen Monent, bis Huaisang realisierte, dass es Xue Yang war, der ihn festhielt. Er schlang instinktiv seine Arme nun um Xue Yangs Hals, hielt sich an ihm fest, denn seine Kräfte gingen ihm endgültig aus. Er presste sich an ihn, sein Körper zitterte dabei vor Kälte. ,,X- Ya-" Keuchte er. Wieder schlug ihm eine Welle ins Gesicjt und riss ihn kurzzeitig mit dem halben Gesicht unter Wasser. Erneut hustete er und klammerte sich mit letzter Kraft an seinen Mitschüler. Doch plötzlich landete neben ihnen etwas im Wasser. Huaisang erkannte es kaum, doch dann sah er, dass es ein Rettungsring war. ,,Yang." Brachte er gerade noch so hervor, dann versuchte er danach zu greifen. Die ersten beiden Versuche missglückten und der Reif trieb weiter weg. Huaisang holte noch ein letztes Mal aus, mit letzter Kraft warf er die Jacke, hielt sie an einem Ärmel noch fest. Der nasse Stoff legte sich über den Reif und er konnte ihn heranziehen. Sofort schlang er seinen Arm um diesen und suchte Xue Yangs Blick. Sie wurden am Rande der Klippen nun nach rechts gezogen. Huaisang konnte nicht erkennen, wer es war, der dort auf dem kleinen Steg, nicht mehr weit von ihnen weg, stand. Erst als sie näher kamen, schien es ihm, als ob er eine bekannte Stimme hörte. Träumte er nur? War das Wen Ning? ,,A-Sang!" Rief dieser und griff sofort ins Wasser, um erst Xue Yang und dann Huaisang aus dem Wasser zu ziehen. Der kleine Steg, auf dem sie nun waren, gehörte wohl zu einer Anlegestelle mit einem Bootshaus. Sofort wurde er nun schon wieder auf die Beine gerissen. Wen Ning hatte wohl genug Kraft um sowohl ihn, als auch Xue Yang zu stützen und mit ihnen loszulaufen. Auch er hatte wohl mitbekommen, dass die Soldaten auf sie geschossen hatten. ,,Was ist mit euch passiert???" Keuchte Wen Ning, als er die beiden in einer kleinen Nische bei den Klippen absetzte.,,Huaisang!" Wen Nings Stimme klang so weit weg. Huaisang hörte ihn kaum. Unfokussiert sah er ihn an, während er kraftlos die Jacke wieder an seinen Körper anzog. Wen Ning bewegte seine Lippen, doch Huaisang hörte die Worte nicht mehr. Er kippte zur Seite und verlor nun endgültig das Bewusstsein. So bekam er auch nicht mehr mit, wie Wen Ning Xue Yang ansprach und von ihm wissen wollte, was passiert war und wo sie hinwollten. Wen Ning wollte sich ihnen anschließen.
Song Lans Gemotze ignorierte Jiang Cheng gekonnt. Er misstraute ihm noch immer, doch ohne Waffen, war dieser keine Bedrohung mehr. Sollte er etwas versuchen, würde er ihn sofort überwältigen. Das würde ihm vielleicht sogar gelegen kommen... Doch gerade hatte er wichtigeres zutun.
Dieser kurze Moment des Friedens sollte ihn doch tatsächlich nun mal gegönnt sein. Am liebsten hätte Jiang Cheng die Zeit angehalten. Er spürte, wie Lan Huan sich in seine Arme lehnte und umschloss ihn fester. Einen Moment schloss Jiang Cheng die Augen, atmete Lan Huans Duft ein und schmiegte sich von hinten mehr an dessen Körper an. Er spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann. Das war perfekt. Oder... es wäre perfekt, wenn sie nicht in dieser verdammten Situation wären. Auch wenn jetzt wieder Hoffnung bestand, waren sie noch immer nicht außer Gefahr. Dennoch konnte er kaum glauben, dass er Lan Huan gerade wirklich so in seinen Armen hielt und ihm kam zum ersten Mal wirklich der Gedanke, dass dieser seine Gefühle vielleicht erwidern könnte. Sie waren sich die ganze Zeit schon so nahe. Das konnte doch nicht nur sein, weil sie sich in einer besonderen Lage befanden, oder?
Bei Lan Huans Frage, wurde er aber wieder aus seiner Träumerei gerissen. Wie sie ihre Brüder finden sollten, darüber hatte er noch nicht nachgedacht. Er öffnete seine Augen wieder und spürte, wie Lan Huan sich in seinen Armen bewegte. Er lies etwas mehr locker und musste schlucken, als dieser sich nun zu ihm umdrehte. Oh man,... er war so nah. Er konnte ihn zum ersten Mal aus dieser Nähe betrachten. Jiang Cheng schluckte. Huan war mit Abstand der schönste Mann, den er je gesehen hatte. Das wurde ihm in diesem Moment mal wieder schwer bewusst. Wie automatisch, schlossen sich seine Arme wieder enger um Huans Taille, zog ihn dichter zu sich und er schämte sich schon fast etwas dafür, dass ein Schwall Hitze durch seinen Körper zog. Er sah den Rotschimmer auf den Wangen seines Freundes und errötete nun selbst. Etwas nervös sah er ihn an, versuchte das aber zu überspielen. „Wir überlegen uns etwas. Vielleicht haben wir ja auch Glück und sie laufen uns auf dem Weg zum Tempel einfach über den Weg.“ Überlegte er, obwohl das wohl ziemlich abwegig war. Bei Huans Frage nickte er aber leicht. „Lan Zhan ist sicher bei Wei Ying und Wei Ying ist wie eine Kakerlake. Der überlebt alles. Also geht es Lan Zhan sicher auch gut.“ Das hatte etwas von Galgenhumor, doch Wei Ying konnte sich immer aus allen misslichen Lagen befreien und meist sehr unbeschadet. Das war sein Talent. Dieses Mal wäre es bestimmt nicht anders. Außerdem war Wei Ying sehr clever, auch wenn man ihm das meist nicht anmerkte. Jiang Cheng lächelte entschuldigend. „Tut mir leid,... ich...“ Sagte er leise und sein Blick ging nervös auf den Boden, bevor er diesen wieder hob und Lan Huan erneut in die Augen blickte. Warum schlug ihm sein Herz gerade bis zum Hals? Das war doch wohl wirklich nicht der Moment zum Flirten. Doch er konnte sich nicht helfen... Er konnte seine Augen nicht von Huan abwenden und diese wanderte von dessen Augen zu seinen Lippen. Jiang Cheng schluckte und biss sich leicht auf die Unterlippe, bevor er ihm nochmal in die Augen sah. Bevor er dann wusste, was er tat, näherte er sich ihm, seine Arme schlossen sich etwas fester um dessen Taille und seine Lippen streiften die von Lan Huan hauchzart, als würde er sich erstmal herantasten wollen. Ein zweites Mal lies er seine Lippen über die seines Freundes streichen und ein sehr intensives Kribbeln machte sich in seinem Körper breit. Oh Gott... was tat er da nur? War es okay, ihn zu küssen? Jiang Cheng wollte es so gerne, doch den letzten Schritt wagte er nicht. Es waren nur ein paar Millimeter, die er überwinden musste. Eine seiner Hände strich Huans Rücken hinauf, legte sich zwischen dessen Schulterblätter, von dort aus wanderte sie höher und seine Fingerspitzen streiften hauchzart Huans Nacken. „Huan...“ Hauchte er leise gegen dessen Lippen, schmiegte seinen Körper enger an den von Lan Huan. Es war, als würde sein Verstand nun einfach kurz aussetzen, als er sich überwand und seine Lippen zart auf die von Lan Huan presste. Wenn nicht jetzt, wann denn dann? Wer wusste schon, ob sie den nächsten Tag noch überleben würden? Trotzdem machte sich nun Nervosität in ihm breit.
Als Xingchen das mit dem Gift hörte, hatte er angestrengt zugehört. Wieso hatte Song Lan denn bitte Gift dabei gehabt? Doch Xingchen ärgerte es auch schon wieder, dass er Xue Yang schon wieder darstellte, als wäre er der letzte Kerl auf dem Planeten, dem man trauen sollte. Tatsächlich hatte er Song Lan gerade auch etwas misstraut, doch das würde er nicht laut aussprechen und er war auch froh, dass sich Song Lans Aufmerksakeit dann auch erstmal auf Jiang Cheng fokussiert hatte.
Xingchen bemerkte schnell, dass Jin Zixuan scheinbar nicht merkte, dass es Freude war, die ihm die Tränen in die Augen trieb. Er schien sich nun wirklich Sorgen zu machen. Entsprechend lachte Xingchen nun leicht und schüttelte den Kopf, lehnte sich an seinen neu gewonnen Freund. „Alles gut, ja. Ich bin nur sehr erleichtert, dass die beiden es geschafft haben. Entschuldige meinen kleinen Gefühlsausbruch.“ Er streichelte zart über Jin Zixuans Unterarm, doch im nächsten Moment hörte auch er das Piepen. Sofort hob er erschrocken den Kopf und hielt den Atem an. Als Zixuan sagte, dass das System wieder online war, verschwand auch sein Lächeln. Oh nein... Doch wenigstens hatten sie es geschafft, die Halsbänder loszuwerden. Hatte Song Lan seins noch an? „Zixuan.“ Sagte Xingchen leise. „Denkst du, es ist was schiefgelaufen? Glaubst du, Xue Yang und Nie Huaisang ist etwas zugestoßen?“ Flüsterte er nun und wirkte dabei etwas ängstlich. Doch dann sah er in Song Lans Richtung, als dieser ihn wieder ansprach. Instinktiv hielt er sich etwas mehr an Jin Zixuan fest. Etwas in ihm sträubte sich, näher zu ihm hinzugehen. Allerdings fühlte er sich irgendwie dazu verpflichtet. „Kannst du mitkommen?“ Fragte er Jin Zixuan leise und machte keine Anstalten, dessen Arm loszulassen.