Besagter Schüler tauchte dann auch vor ihm in seinem Blickfeld auf. Sofort legte der Litaraturlehrer einen höfliche Miene auf. „Guten Morgen, Binghe.“ Sagte er freundlich und beäugte den Schüler kurz. Er war immer wieder erstaunt darüber, welche Ausstrahlung der Teenager hatte. Er war sehr hoch gewachsen, ragte seinem Lehrer schon ein paar Zentimeter über den Kopf hinweg und hatte , für seine Statur, sehr breite Schultern. Man konnte gut und gerne sagen, dass er sehr gut gebaut war. Dazu das außergewöhnlich hübsche Gesicht mit den strahlenden und treuen Augen. Shen Qingqiu musste sich eingestehen, dass er diesem Jungen wirklich nichts abschlagen konnte. Manchmal erinnerte er ihn wirklich an ein niedliches Hündchen. So auch jetzt wieder. Innerlich seufzte Qingqiu. „Ja, der Ausflug wird sicher... lehrreich.“ Sagte er und lächelte etwas resignierend. Zum Glück merkte Binghe aber schnell, dass er hier nicht stehenbleiben konnte und so stieg er in den Bus. Der Literaturlehrer seufzte geräuschvoll und machte hinter Binghes Namen einen Haken. Damit waren alle Schüler im Bus. Er stieg nun selbst ein und gab dem Fahrer ein Zeichen, dass sie los konnten. Dann fiel allerdings sein Blick auf den Sitz hinter der Lehrerbank. Natürlich saß Binghe dort! Alle anderen Schüler hatten erstmal die hinteren Plätze belegt, weit weg von ihren Lehrern. Nur Luo Binghe nicht. Natürlich. „Guten Morgen, Schüler!“ Sagte er nun laut und begrüßte damit alle im Bus. Es dauerte einen Moment, bis er die Aufmerksamkeit der Klasse hatte und er musste auch ein paar Mal auf sich aufmerksam machen. „Ich hoffe, ihr seid alle munter und bereit für unseren kleinen Ausflug. Wir werden etwa 2 Stunden fahren, ihr könnt es euch also bequem machen. Bevor wir ankommen, werden wir noch per Losverfahren entscheiden, wer mit wem ein Zelt bezieht. Ihr wisst ja: Ein Teil des Ausfluges besteht aus Kooperativen-Spielen und dieses Zufall Prinzip wird schonmal die erste Herausforderung für euch sein. Das war erstmal alles.“ Sagte er und bemekte, dass ihm die Hälfte der Klasse schon nach dem ersten Satz nicht mehr zugehört hatte. Er lies sich allerdings nicht anmerken, wie frustriert er darüber war. Teenager waren schon ein undankbarer Haufen. Er ließ sich dann neben Nie Mingjue nieder und warf ihm einmal kurz einen abschätzenden Blick zu, sah dann erstmal geradeaus. Er betete, dass Binghe ihn auf der Fahrt nicht in eine unangenehme Situation bringen würde. Im Lehrerkollegium gab es sowieso schon allerhand Gerüchte. Oh je...
Wei Ying war sehr nervös, während er auf Lan Zhans Antwort wartete. In einer solchen Situation hatte er sich tatsächlich noch nie befunden. Normalerweiße nahm Lan Zhan ihm nie etwas krumm und dieses mal wusste Wei Ying nicht mal, was er falsch gemacht hatte. So war er auch sichtbar geschockt, als Lan Zhan sagte, dass er sich woanders hinsetzen sollte. Er blinzelte ein paar Mal irritiert, bevor sein Blick sehr traurig wurde. „Aber... Lan Zhan...“ Sagte er und seine Stimme klang sehr verunsichert. „Du... bist doch mein Freund. Oder nicht?“ Fragte er nun nach. Das Lan Zhan das so formulierte, machte ihn irgendwie nervös. Waren sie nun denn keine Freunde mehr. Er senkte traurig den Blick und nickte dann leicht. „Okay...“ Kam es dann leise von ihm und er setzte sich auf den nächsten freien Platz, den er finden konnte. Dabei hatte er nicht mal wirklich darauf geachtet, neben wen er sich hingesetzt hatte. Es war ihm gerade auch egal, denn Wei Ying spürte, dass es ihm gerade nicht gut ging. Sein Mitschüler neben ihm schien sich jedoch riesig darüber zu freuen, dass Wei Ying bei ihm saß. Wei Ying dagegen drehte den Kopf noch einmal zu Lan Zhan, bevor er den Blick senkte und seine Kopfhörer rausnahm. Irgendwie war er nun nicht in der Stimmung, sich mit jemandem zu unterhalten. So bekam er auch nicht wirklich mit, dass ihr Lehrer vorne eine Ankündigung machte.
Als Meng Yao das Nicken erkannte, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Er setzte sich neben Lan Huan, lies aber noch genug Platz zwischen ihnen, sodass er fast an der Kante seines Sitzes saß. Ihm war sehr wohl bewusst, dass Mingjue wohl sicher mit ihm gesprochen hatte, oder aber jemand anderes. Jiang Cheng vielleicht? Das musste er noch herausfinden. Meng Yao war sich auch durchaus darüber bewusst, dass er viel Mist gebaut hatte, doch eigentlich hatte er damit nur ein Ziel verfolgt. Lan Huan war ihm der wichtigste Mensch in seinem Leben und er wollte unbedingt an seiner Seite sein. So musste er ihm gerade nicht mal vorspielen, dass es ihm schlecht ging, denn das war Tatsache. Meng Yao wollte seinen Freund nicht verlieren. Er hatte schon sehr lange sehr tiefe Gefühle für ihn und es brach ihm das Herz, dass dieser ihn so gemieden hatte, die letzte Woche. So saß er unsicher neben ihm und blickte ihn von der Seite an – immer wieder mal ein verstohlener Blick. „A-Huan?“ Kam es leise von ihm, als Qingqiu mit seiner Ansage vorne fertig war. „Denkst du, wir können mal reden, wenn wir später Zeit haben?“
Jiang Cheng sah Lan Huans entschuldigenden Ausdruck und er verzog dabei leicht den Mund. Es gefiel ihm nicht, wie unbehaglich dessen Mimik gerade war. Es war sehr deutlich, dass er diese Konfrontation gerade nicht wollte. Einen Moment musterte Jiang Cheng Meng Yao und... es war doch wirklich seltsam, wie dieser Kerl sich verhielt. Jetzt schien es sogar so, als würde er Reue zeigen, aus irgendeinem Grund. Sonst traute er ihm aber nicht über den Weg.
Jiang Cheng wollte sich dann gerade setzen, als Jin Zixuan doch wieder seinen Rucksack auf den Sitz stellte. Irritiert sah er ihn an, doch Zixuan schaute ganz stur aus dem Fenster. Einen Moment blieb Jiang Cheng stehen, wollte dann weiter den Gang hochgehen, als Jin Zixuan sich wieder räusperte. „Hier ist noch frei.“ Sagte er, ohne ihn jetzt anzusehen. Er hatte seinen Rucksack wieder in den Fußraum vor sich gestellt. „Ähm...“ machte Jiang Cheng, der nun echt verwirrt war. Was war das denn für eine Aktion? Dieser Typ überlegte es sich wohl sekündlich anders. Doch Jiang Cheng war ganz froh um diesen Platz. So saß er direkt vor Lan Huan und bekam wenigstens mit, wenn Meng Yao etwas vorhatte. „Danke.“ Sagte er und setzte sich hin, richtete sich dort erst einmal ein. Dabei sah er kurz zu Wei Ying, der etwas geknickt neben einem Mitschüler saß, mit dem er sonst nie viel zutun hatte. Jiang Cheng sah fragend zu Lan Zhan rüber, doch dieser war in ein Buch vertieft. Okay... das war merkwürdig. Selten sah man Wei Ying so.... Das war tatsächlich sogar besorgniserregend. Dann drehte Jiang Cheng sich aber doch kurz zu Lan Huan um und lächelte ihm kurz und aufbauend zu. „Guten Morgen.“ Sagte er, denn eben hatte er ihn noch nicht wirklich gegrüßt. Er wollte ihm auch zeigen, dass er verfügbar war, falls er jemanden brauchte, der ihn retten sollte. Dann schaute Jiang Cheng aber nach vorne, als Herr Shen anfing zu reden. Er verstand nur nicht so viel, da die Mitschüler vor ihm munter weitersprachen. Jiang Cheng schnaubte und holte sein Handy heraus, wollte Musik anmachen, nachdem der Bus losgefahren war, doch da hielt ihm Jin Zixuan einen Knopf seines Kopfhörers hin. „Willst du... Musik hören? Ich hab eine Playlist gemacht... für die Fahrt.“ Sagte er und wirkte dabei etwas unbeholfen. Jiang Chengs Brauen hoben sich in die Höhe. „Ähm... nein, danke. Ich hab selbst Kopfhörer dabei.“ Sagte er und klang etwas überrumpelt. „Aber... danke.“ Er verzog den Mund zu einem leichten Lächeln, doch es verflog sofort wieder und es irritierte ihn noch mehr, dass Jin Zixuan augenblicklich rot wurde. Sein Gesicht nahm einen unlesbaren Ausdruck an. „Hab dich eh nur aus Höflichkeit gefragt.“ Kam es etwas angepisst von ihm und er stopfte sich sofort die Kopfhörer ins Ohr, drehte sich leicht von Jiang Cheng weg. Dieser verengte die Augen und schüttelte dann leicht den Kopf. Dieser Typ war echt seltsam! Er selbst steckte sich jedoch auch nur einen Kopfhörer ins Ohr und lehnte sich im Sitz zurück. Er wollte ja noch mitbekommen, falls Lan Huan Hilfe brauchte. Er tippte ihm dann aber eine Nachricht. Schreib mir ein SOS, wenn ich dich retten soll.
Zwei Leute begannen zeitgleich zu reden und am Liebsten hätte Xingchen sich an Song Lan vorbei gedrückt und wäre zu Xue Yang gangen, doch sein Freund versperrte ihm den Weg und wollte auch noch mit ihm sprechen. Eben noch hatte er gelächelt, doch dieser Ausdruck fiel ihm nun regelrecht aus dem Gesicht. „Ähm... muss das jetzt sein?“ Fragte er und drehte den Kopf leicht in die Richtung, aus der er Xue Yang gehört hatte. „Ich...“ Sagte er und seufzte dann leise. „In Ordnung.“ Stimmte er zu. „Ich würde aber erst gerne Xue Yang begrüßen.“ Darauf bestand Xingchen und so schob er sich nun tatsächlich an Song Lan vorbei und tastete nach Xue Yang. Er fand dessen Schulter und beugte sich zu ihm runter. „Guten Morgen, mein Sonnenschein.“ Sagte er und schmunzelte leicht, gab ihm dann hauchzart einen Kuss auf die Lippen.