Es war wirklich unglaublich schön, einfach mit Cheng hier zu sitzen und mit Bruno zu spielen. Doch natürlich konnten sie das nicht ewig tun. Huan genoss es sehr, dass Cheng ihm noch einmal einen Kuss auf die Schläfe gab, bevor dieser aufstand. Das fühlte sich sehr angenehm an und war etwas, das er gerne noch öfter erleben würde. Dann beobachte er mit einem breiten Lächeln, wie Cheng noch einen Moment mit Bruno tobte, bis der Hund anscheinend wirklich keine Energie mehr hatte. Es war wirklich zu niedlich, wie Cheng mit Bruno interagierte. Vor allem, als Cheng dann mit dem kleinen Hund auf dem Arm ankam. Huans Herz schmolz förmlich dahin. Er hatte wirklich unglaubliches Glück, dass Cheng sich auf dieses Date mit ihm eingelassen hatte. Wenn andere ihn so sehen würden, hatte Cheng bestimmt bald einen Haufen Verehrer - falls er die nicht sowieso schon hatte. Er hob die Hand, um Bruno ein wenig zu kraulen. “Sieht ganz danach aus”, antwortete er auf Chengs Bemerkung, “Anscheinend muss er noch ein bisschen lernen, seine Energie besser einzuteilen.” Er lachte leise. Dann führte er Cheng mit Bruno in seinen Armen wieder in den Bereich zurück, aus dem sie ursprünglich gekommen waren. Huan füllte noch schnell das Wasser und Futter wieder auf und mischte dabei die Medizin unter. Dann streichelte er Bruno noch einmal über den Kopf. “Ich komme bald wieder. Kurier dich bis dahin ein bisschen aus, ja?” Damit schloss er wieder den kleinen Raum, in dem Bruno bleiben musste, bis er wieder gesund war.
Kurz überlegte Huan dann. “Ich glaube, wenn wir schon mal hier sind, möchte ich dir noch jemand anderen vorstellen. Die Hündin, von der ich dir vorhin erzählt habe, deren Vorbesitzer vermutlich schrecklich zu ihr war - wir müssen sie auch hier in einem Einzelzimmer halten. Nur…es kann sein, dass sie sehr negativ auf dich reagiert. Nimm ihr das dann bitte nicht übel, okay? Am Anfang durfte ich auch nicht lange im selben Raum mit ihr sein, ohne dass sie offensichtlich Angst hatte. Selbst jetzt ist es an manchen Tagen noch für sie schwierig und sie kennt mich schon eine Weile.” Er nahm Chengs Hand und führte ihn ein paar Türen weiter. Der Raum dahinter war ähnlich eingerichtet wie Brunos. Vorsichtig öffnete Huan die Tür und blieb in dieser stehen. Auf der anderen Seite war die Hündin direkt in die am weitesten entfernte Ecke gerannt und drückte sich in diese. Gleichzeitig hatte sie begonnen zu knurren. Huan kniete sich in den Eingang und zog Cheng dabei mit sich hinunter. “Hey, ich bin es nur. Du musst dir keine Sorgen machen. Und guck mal, ich habe jemanden mitgebracht. Das ist Cheng. Er wird dir auch nichts tun. Er ist ganz handzahm.” Er war sich nicht ganz sicher, wie die Hündin reagieren würde, hoffte aber auf das Beste. Als sie nach einer Weile aufhörte zu knurren und sich ein wenig zu entspannen schien, machte sich ein warmes Lächeln auf Huans Gesicht breit. Das war schon einmal ein gutes Zeichen.
Ein wenig war Mingjue schon enttäuscht, dass der Sicherheitsmann ihm anscheinend nichts von dem glaubte, was er erzählte. Es war ebenfalls sehr seltsam zu hören, wie der Typ über Yao redete. Mingjue hob zum Ende hin eine Augenbraue. Auch für ihn war es offensichtlich, worauf er anspielte. “Das mag schon sein. Vor ein paar Jahren hätte ich Ihnen da auch zugestimmt, aber inzwischen kann ich leider nichts mehr dazu sagen. Wenn Sie so mit ihm vertraut sind, dann sollten Sie wissen, dass wir so gut wie nichts mehr miteinander zu tun haben. Weshalb es mich immer noch wundert, dass Sie darauf kommen, er könnte hier sein”, versuchte er es noch einmal, seine Geschichte etwas glaubwürdiger zu verkaufen. Und wenn man es genau nehmen würde, war es nur halb gelogen. Immerhin hatten Yao und er eine lange Zeit auf Kriegsfuß gestanden. Dann nehme er trotzdem die Visitenkarte entgegen und nickte. “Natürlich werde ich das. Ihnen auch noch einen schönen Tag.” Mingjue entging nicht, wie forschend der Mann hinter ihn in das Haus blickte. Nicht, dass er dort irgendetwas finden würde. Er vertraute darauf, dass sich Yao und Huaisang versteckt halten würden. Endlich konnte er dann die Tür wieder zumachen. Geräuschvoll atmete Mingjue aus und fuhr sich durch die Haare. Die Visitenkarte landete auf dem Weg ins Wohnzimmer direkt im Müll. Als würde er dort jemals anrufen. Dann blickten ihn schon zwei bleiche Gesichter von dem oberen Absatz der Treppe entgegen. Bei Huaisangs Aussage, seufzte Mingjue leise, nickte dann aber. “Sieht ganz danach aus. Es tut mir leid, dass ich den Typen nicht besser abwimmeln konnte. Das war wirklich…nicht gerade eine Glanzleistung.” Er bemerkte auch, dass die Beiden sich gegenseitig festhielten. Das war zumindest eine gute Sache. Mingjue war froh, dass Huaisang seinen Groll beiseite packen konnte und helfen wollte. Das machte ihn doch ein wenig stolz auf seinen kleinen Bruder. “Kommt wieder runter. Ich mache uns allen eine heiße Schokolade - die haben wir uns verdient. Und dann reden wir darüber, wie es weiter gehen soll.” Um ehrlich zu sein, wusste Mingjue nicht so wirklich, wie sie es anstellen sollten, dass Jin Guangshans Männer aufhören würden, Yao zu verfolgen. Aber wenn sie zusammenarbeiten würden, könnten sie sicher einen Plan entwerfen. Immerhin waren sowohl Yao, als auch Huaisang unglaublich clever - auch wenn man es nicht immer vermutete.