Qingqiu bemerkte sofort die Veränderung auf Binghes Gesicht und dessen gezwungenes Lächeln löste ein Ziehen in seiner Brust aus. Jetzt erst wurde ihm bewusst, was er gesagt hatte und sofort bereute er seine Wortwahl. Er hatte Binghe nie für dumm gehalten. Ganz im Gegenteil, er wusste, dass dieser eigentlich ein sehr aufgewecktes Kerlchen war. Doch er spürte, dass er gerade eine alte Wunde aufgerissen hatte, denn Qingqiu konnte sich noch sehr genau daran erinnern, welchen Stand Binghe damals im Kollegium und in der Klasse gehabt hatte, als er dort angefangen hatte. So seufzte er und schüttelte leicht den Kopf. Eigentlich machte er sich doch gerade nur Sorgen und konnte nicht glauben, dass Binghe sich schon wieder mehr um ihn sorgte, als um sich selbst. Dieser Blick löste in Qingqiu auch direkt wieder einen Beschützerinstinkt aus.
So sah er seinen Schüler abschätzend an, als dieser sich entschuldigte und Qingqiu seufzte. „Schon gut. Dein Shizun ist nicht sauer auf dich. Ich bin gerade nur sehr besorgt.“ Sagte er mit Nachdruck, um Binghe zu zeigen, dass er nicht sauer auf ihn war. Was soll denn dieser Blick, Binghe??? Schau mich nicht so schuldbewusst an, mit diesen großen Hundeaugen! Argh! Qingqiu kam nicht umhin zu denken, dass dieser große, muskulöse Teenager sehr niedlich war, wenn er so drein schaute. Gleichzeitig wollte er ihn gern in den Arm nehmen und ihm sagen, dass alles gut war.
Er sah allerdings nun auch wieder die Veränderung in Binghes Gesicht und war etwas erleichtert, dass dieser nicht mehr ganz so verunsichert aussah. So nickte er, bei dessen Worten und stand kurz auf, um seine Sachen einzusammeln. Endlich hatte er auch das große Badetuch gefunden, dass er zum Abtrocknen mitgenommen hatte. Er wartete, bis Binghe aufgestanden war und war sofort an dessen Seite, als er sah, wie er schwankte. „Warte.“ Sagte er und stellte sich etwas auf die Zehenspitzen, um Binghe sein Handtuch umzuhängen. Es brachte zwar nicht sonderlich viel, aber es würde ihn vielleicht wenigstens ein bisschen warm halten. Und natürlich stützte er Binghe sorfort, indem er sich dessen Arm um die Schultern legte und seinen Arm an Binghes Taille. Die Kleidung klebte ihm nass am Körper. Diese würde er vor dem Zelt erstmal ausziehen müssen. Dieser Gedanke löste schon wieder Panik in Qingqiu aus. Er würde ihm sicher beim Ausziehen helfen müssen. ........!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Aber erstmal musste er sich überlegen, ob es nicht vielleicht doch das Beste war, mit Binghe ins Krankenhaus zu fahren. Qingqiu fröstelte und er sah kurz an sich runter. Dabei fiel ihm auf, dass er seine Hose ja noch offen hatte. Er war eben in aller Eile einfach nass hineingeschlüpft, hatte nicht mal Unterwäsche an. Wie gerne hätte er sein Gesicht jetzt mit seinem Buch verdeckt. Sein Buch, das nun komplett aufgeweicht war... Er hatte nun nicht mal eine Hand frei, um seine Hose zu schließen und das war ein Problem, denn er wollte nicht, dass ihn auf dem Zeltplatz ein Schüler so sah. Man konnte fast schon seine Schambehaarung sehen! „Binghe...“ Sagte er etwas zögerlich, denn er wollte ihn nicht loslassen. „Kannst du...“ Er räusperte sich und errötete. „Könntest du mal kurz den Reißverschluss an meiner Hose zu machen?“ Fragte er und versuchte dabei seriös zu klingen, doch man konnte regelrecht hören, wie peinlich ihm diese Frage war.
Jiang Cheng hätte seinen Bruder am liebsten geschüttelt und ohne Rückfahrschein auf den Mond geschossen, als er Nie Mingjues Blick sah. Ihr Coach machte ihnen gerade so ein großes Zugeständnis und Wei Ying führte sich mal wieder auf wie der letzte Idiot! Manchmal fragte Jiang Cheng sich, wieso er ihn liebte. Er machte ihm das Leben ständig zur Hölle und trotzdem wollte er ihn beschützen. „Wei Ying.“ Knurrte er von der Seite, damit sein Bruder jetzt endlich still war. Kurz trafen sich ihre Blicke, dann bekam Wei Ying nochmal einen Einlauf von Nie Mingjue.
„Ay, Sir! Verstanden! Ich bin fromm wie ein Lämmchen!“ Sagte Wei Ying und stand auf einmal stramm, salutierte vor Coach Nie. Jiang Cheng stieß Wei Ying mit dem Ellbogen in die Seite und sah ihn warnend an.
Dann passierte etwas, was für jeden anderen wohl nur eine unwichtige Nebensächlichkeit gewesen wäre. Auf einmal tauchte nämlich Huan an Chengs Seite auf und das war ein sehr eigenartiges Gefühl. Normal stand Cheng in diesen Situationen immer alleine mit Wei Ying vor ihren Autoritätspersonen (meist vor dem Vater) und wenn jemand dazu kam, was in dem Fall A-Li war, stand diese auf der Seite von Wei Ying. Jiang Cheng war immer außen vor. Es war von Huan sicher nicht so geplant gewesen, doch gerade gab er ihm das Gefühl, diese Situation mal nicht alleine händeln zu müssen. Was sowieso schon nicht der Fall war, denn Huan hatte gerade ihren Hals aus der Schlinge gezogen. Etwas erleichtert war Cheng nun auch, als dieser Mingjue die Flasche abgab. Wei Yings Gesichtszüge entgleisten und er sah empört aus. „Ah; Lan Huan!“ Beklagte er sich und kassierte direkt wieder einen Stoß mit dem Ellbogen in die Seite von seinem Bruder. „Klappe.“ Zischte dieser ihn an. Dann sah er aber wieder zu Nie Mingjue und verbeugte sich sehr tief. Tiefer, als es die Regel war. Er hatte großen Respekt vor seinem Sensei und war ihm sehr dankbar, dass er sie nochmal davonkommen lies. „Vielen Dank, Sensei.“ Sagte er nochmal und sah ihn aufrichtig an. Als Nie Mingjues Aufmerksamkeit dann nicht mehr auf ihnen lag, sah Cheng zu seinem Bruder, der immer noch schmollte. „Na super... was sollen wir denn jetzt trinken?“ Beklagte er sich. „Was für eine lahme Party, ohne Alkohol...“ Chengs Blick verdüsterte sich wieder, dann sah er kurz zu Huan und sah ihn entschuldigend an. „Entschuldige mich einen Moment.“ Sagte er, dann legte er einen Arm um Wei Yings Schulter und schob ihn mit sich ein paar Meter vom Lagerfeuer weg. Dieser sah irritiert zu seinem Bruder, war aber so überrascht, dass er sich nicht wehrte. „Spinnst du?“ Sagte Cheng nun gereizt und lies von ihm ab, um sich ihm gegenüber zu stellen. „Huan hat gerade seinen Kopf für uns alle in die Schlinge gelegt und anstatt ihm zu danken, machst du alles nur schlimmer! Wei Ying! Zum Teufel, was soll die Scheiße? Denkst du auch mal nach, bevor du den Mund aufmachst?“ Cheng war sichtbar aufgebracht. Er war es so leid... Wei Ying hatte zu Anfang noch gegrinst, doch dieser Ausdruck gefror auf seinem Gesicht, als er sah, wie sauer sein Bruder nun wirklich war. „Halt dich einmal an die Regeln und denk nicht nur an dich selbst! Sensei legt gerade seine Hand für uns ins Feuer! Wenn die falschen Eltern was von dem Alkohol mitbekommen, könnte er echt Ärger bekommen! Du solltest dich morgen bei ihm entschuldigen! Und bei A-Huan auch!“ Wei Ying hatte für einen Moment echt schuldbewusst ausgesehen, doch bei dem letzten Satz hellte sich seine Miene auf einmal wieder auf und er begann wissend zu lächeln. „A-Huan, mh?“ Er wippte mit den Brauen. Cheng sah ihn im ersten Moment irrtiert an, dann sah er ihn mit einem entgeisterten Ausdruck an. Das war doch jetzt nicht sein Ernst! Wei Ying hob sofort beschwichtigend seine Hände. „Ah, A-Cheng, ich hab verstanden! Ich hab sowieso keinen Alkohol mehr! Ab jetzt keine Schwierigkeiten bei der Party mehr.“ Er grinste verschwörerisch und legte seinen Arm um Chengs Schultern, kam ihm dabei echt nah. „Aber jetzt sag mal, was läuft da mit A-Huan und dir?“ Fragte er und wippte erneut mit den Brauen. „Nichts läuft da. Wir sind Freunde.“ Sagte Jiang Cheng sehr gereizt, lies es aber zu, dass Wei Ying ihn im Arm hatte, während sie zurück zum Lagerfeuer gingen. Dabei fiel sein Blick auf Huan und seine Wangen erröteten wieder, denn er dachte wieder daran, dass sie am Samstag ein Date haben würden. Er versuchte vor Wei Ying aber nicht allzuviel durchsickern zu lassen. Also lenkte er dessen Aufmerksamkeit auf etwas anderes. „Aber was ist eigentlich mit deinem Freund? Ich glaube, Lan Zhan ist gegangen.“ Sofort sah Wei Ying sich um und stellte wohl ebenfalls fest, dass dieser weg war. „Oh?“ Machte er, dann gab er ein leidiges langes Jammern von sich. „Wieso haut er denn immer ab? Ahhhh, Lan Zhan....“ Cheng schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust, während er seinem Bruder einen vielsagenden Blick zuwarf. „Du solltest ihm vielleicht mal etwas mehr Aufmerksamkeit schenken. Ich glaube, er hat bald die Nase voll von dir.“ Riet er seinem Bruder und klang nun wieder etwas versöhnlicher. Wei Ying sah ihn nun mit großen Augen an, dann lachte er leicht und lächelte ihn fröhlich an. „Nein, Lan Zhan und ich sind Freunde. Das ist einfach seine Art.“ Wieder ein Kopfschütteln von Cheng und ein resignierendes Seufzen. Gerade hatte er wieder eher Mitleid mit seinem Bruder, dass dieser nichts mitbekam. „Du Idiot.“ Sagte er nur und klopfte seinem Bruder auf die Schulter, bevor er von ihm abließ. Er wollte zu Huan zurück. So lies er Wei Ying stehen und steuerte wieder auf Huan zu, bevor ihm Nie Huaisang und Jin Zixuan ins Auge fielen. Kurz staunte er, als er sah, wie sein bester Freund an dessen Arm hing. Doch dieser beachtete ihn gerade nicht, seine Aufmerksamkeit schien auf Jin Zixuan zu liegen. Cheng musste etwas grinsen, denn dieser sah sehr überfordert aus. Armer Pfau. Da war er auch gerade an den Richtigen geraten!
„Entschuldige. Ich musste meinem Bruder mal den Kopf waschen.“ Sagte Cheng und deutete nun bei Huan eine Verbeugung an. „Danke, dass du uns alle gerettet hast. In erster Linie mich und Wei Ying.“ Sagte er und auch wenn es aussah, als würde er scherzen, meinte er das ernst.
Huaisang war nicht klar, dass er Zixuan mal mehr als ein paar Worte entlocken konnte, wenn er ihn auf seine Jacke ansprechen würde. So sah er ihn einfach nur mit großen Augen an, als dieser so viele Infos zu seinem Kleidungsstück parat hatte. Etwas überrascht, wusste er im ersten Moment garnicht darauf zu reagieren. Er hatte nicht damit gerechnet, Jin Zixuan so passioniert über Mode reden zu hören, obwohl es ihn irgendwie auch nicht wunderte, denn er hatte ihn schon immer für sein Stilbewusstsein bewundert. Er war jeden Tag sehr gut gekleidet und Huaisang hatte immer das Gefühl, dass er vor der Schule von einem ganzen Team von Stylisten gestylt wurde, so gestriegelt wie er immer im Unterricht erschien. So zog sich auf einmal ein Lächeln über Huaisangs Gesicht und es wirkte wie ein leichtes Grinsen. „Jin Zixuan. Ich hab dich noch nie so begeistert über ein Thema reden hören. Du magst Mode, oder? Ich meine,... hätte ich mir ja denken können. Du siehst jeden Tag aus, als würdest du direkt von einem Laufsteg kommen. Ich glaube, selbst jetzt am Lagerfeuer wirst du zwischen all den hübschen Typen wie ein Topmodel aussehen.“ Sagte Huaisang amüsiert und bewundernd hinter vorgehaltener Hand. Er hielt Jin Zixuan, abgesehen von seinem guten Modegeschmack, für überdurchschnittlich schön und er hatte kein Problem, ihm das so direkt zu sagen. Auch wenn dieser es nun sicher in erster Linie auf sein Outfit beziehen würde. Beim Kontakt mit Zixuans Arm, konnte er dessen Aussage mit dem weichen Stoff auch direkt zustimmen. „Der Stoff ist wirklich sehr weich. Dann weiß ich ja, zu wem ich kuscheln komme, wenn mir kalt wird.“ Sagte Huaisang schon wieder ohne zu filtern und ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was so eine Aussage bei Zixuan wieder auslösen würde. „Ich weiß zwar nicht, wer Alexander McQueen ist, aber ich bin sicher, dass er dich als Model buchen würde, wenn er dich damit sehen würde.“ Redete er weiter und tätschelte Zixuans Arm. Huaisang war froh, dass er gerade mehr über seinen Mitschüler gelernt hatte. Was so kleine Unterhaltungen ausmachten...
Dann waren sie jedoch beim Lagerfeuer und Huaisang beobachtete erst einmal, was hier vor sich ging. Er war sich nicht sicher, ob er sich vielleicht verstecken sollte, bis sein Bruder wieder weg war. Wenn hier Alkohol im Spiel war, würde er Huaisang sicher nicht einfach unbeaufsichtigt dabei lassen... nicht nach letztem Wochenende. Die Blicke der Anderen bemerkte er dabei erstmal garnicht, zu sehr lag sein Fokus auf Wei Ying und Mingjue. Oh man... er hasste es, wenn Wei Ying sich seinem Bruder gegenüber so respektlos benahm. Wenn sie zuhause waren, war es ja okay, wenn er Scherze mit ihm machte, aber nicht hier, wo Mingjue Aufsichtsperson war... Zum Glück lösten Huan und Cheng die Situation und Huaisang sah seinem Kumpel kurz nach, der seinen Bruder wegschob. Doch dann sah er zu Zixuan, als dieser fragte, ob Huaisang ihn loslassen könnte. „Mh?“ Machte er fragend, denn er hatte garnicht mehr darauf geachtet, dass er so an seinem Mitschüler hing. Für Huaisang war das nichts ungewöhnliches, doch scheinbar war es Zixuan gerade unangenehm? So lächelte er nun etwas peinlich berührt und lies von dessen Arm ab. „Entschuldige.“ Sagte er dazu und strich schnell den Ärmel von Zixuans Designerjacke wieder glatt, der an der Stelle etwas geknittert war. Huaisangs Brauen wanderten dann aber in die Höhe, bei Zixuans Kommentar zu Wei Ying, dann nickte er zustimmend. „Da hast du wohl recht. Darin ist er ein Meister.“ Huaisang sah dann aber zu seinem Bruder, der ihn offenbar noch nicht bemerkt hatte. Er beschloss, dass er sich möglichst unauffällig an ihm vorbeistehlen wollte. „Komm, wir suchen uns mal einen Platz.“ Huaisang klang direkt wieder sehr enthusiastisch und wollte Zixuans Hand greifen, doch dann fiel ihm ein, dass dieser eben schon nicht wollte, dass er seinen Arm festhielt. Und so blieb es bei einer sehr merkwürdigen Berührung an dessen Hand und einem entschuldigenden „Hehe, Sorry.“ Trotzdem sah Huaisang nun zu Cheng, der schon wieder bei Huan hing. Er kam nicht umhin zu denken, dass die beiden ein unglaublich niedliches Paar abgeben würden. „A-CHENG!“ Rief Huaisang dann laut, um die Aufmerksamkeit seines Freundes zu bekommen. „Hey!!! A-Cheng!“ Er winkte auffällig durch die Luft, machte aber keine Anstalten, von Jin Zixuans Seite zu weichen, während er mit ihm einen Platz zwischen ein paar Mitschülern fand. Leider kam in diesem Moment auch Wei Ying dazu und schlang einen Arm um Huaisangs Hals, zog ihn an sich heran und boxte ihm leicht gegen die Schulter. „A-Sang, du bist zu spät! Du hast den ganzen Spaß verpasst.“ Zog er ihn sofort auf. Huaisang verzog leidend das Gesicht. „Ah, Wei Ying... wieso bist du so brutal zu mir?“ Jammerte er und rieb sich die Stelle, die sein Freund getroffen hatte. Gleichzeitig versuchte er sich aus dem Schwitzkasten zu befreien, während Wei Ying zu seiner Begleitung sah. Sofort veränderte sich seine Miene. Abschätzend musterte er Jin Zixuan. „Hey, Pfau, das hier ist keine Gala. Wundert mich, dass du hier bist. Oder suchst du hier nach deinem Personal?“ Fragte er und grinste nun gemein. Huaisang befreite sich nun auch endlich aus Wei Yings Griff und sofort änderte sich sein Gesichtsausdruck. Er sah seinen Freund nun bittend an. „Wei Ying! Hör auf. Lass ihn in Ruhe, er will hier nur ein bisschen mit uns feiern. Du musst deswegen nicht gemein sein.“ Huaisang wurde etwas nervös. Wei Ying war eine sehr dominante Person und er nahm Huaisang auch nie für voll. Wenn man es genau nahm, war diese Freundschaft nicht sehr ausgewogen. Trotzdem wollte er Zixuan vor Wei Ying schützen, so wie er es versprochen hatte. So stellte er sich vor Jin Zixuan, zwischen ihn und Wei Ying. Dieser grinste nur breiter. „Die Oberschicht will mit uns feiern? Hat er dich bezahlt, damit du mit ihm herkommst?“ Wei Ying dachte, er wäre witzig, doch Huaisang fand das überhaupt nicht witzig. „Hey, Pfau, warte, ich leg dir ne Decke auf den schmutzigen Baumstamm. Nicht, dass du dir die Hose schmutzig machst.“ Mittlerweile waren auch noch ein paar Mitschüler dazu gekommen, die Wei Yings Worte überaus witzig fanden. „Wei Ying, das ist nicht witzig. Du benimmst dich grad wie ein Idiot.“ Sagte Huaisang, klang dabei aber nicht so selbstbewusst, weil er wusste, dass seinem Freund so etwas egal war. Huaisang wollte diese Karte eigentlich nicht ausspielen, doch er wusste, dass er Wei Ying sonst nicht loswerden würde. „Mhh..“ Machte er und sah sich um, ohne auf Wei Yings Worte weiter einzugehen. „Sag mal, Wei Ying... wo ist dein Crush eigentlich hin? Nach eurer gemeinsamen Nacht letzte Woche, hatte ich das Gefühl, dass es Ärger im Paradies gibt...“ Huaisang legte seine Unschuldsmiene auf, so, als wäre er nun wirklich besorgt. Wei Yings Grinsen verschwand sofort aus seinem Gesicht. Ihm entgleisten regelrecht alle Gesichtszüge und seine Mitschüler begannen hinter ihm aufgeregt zu tuscheln und zu lachen. Wei Ying kicherte nun direkt peinlich berührt und Jin Zixuan schien vergessen zu sein. „Was... was sagst du denn da? Du meinst doch nicht... Lan Zhan? Wir sind... Er hat nur bei mir übernachtet, das war doch nichts. Wir...“ Wei Ying wurde tatsächlich rot. „Dann solltest du das mal mit ihm klären.“ Sagte Huaisang mit besorgter Miene und beugte sich etwas zu ihm vor, sagte ihm hinter vorgehaltener Hand. „Es gibt nämlich Gerüchte, dass ihr ein Paar wärt.“ Wei Ying lachte panisch auf, seine Miene sah dabei sehr gequält aus. Er drehte sich um und schob seinen Fanclub weg. „Kommt, wir müssen mal das nächste Spiel starten, bevor diese Party komplett lahm wird."Damit verschwand Wei Ying auch erstmal. Huaisang war erleichtert, trotzdem fühlte er sich nun schlecht, weil genau das eingetroffen war, was sein neuer Freund befürchtet hatte. Huaisang drehte sich zu Jin Zixuan um und sah ihn entschuldigend an. „Tut mir echt leid... Wei Ying kann manchmal echt die Pest sein...“
Xingchen schmunzelte nun leicht und legte fragend den Kopf schief. „Ich befürchte, wenn ich dich nun frage, was du damit meinst, dann werde ich allen Minderjährigen im Umkreis die Ohren zuhalten müssen.“ So gut kannte Xingchen seinen Freund schon, dass er wusste, dass dieser entweder eine sehr finstere Idee hatte, oder eine... nun ja... nicht jugendfreie.
Xingchen schmiegte sich etwas mehr in Xue Yangs Arme, doch als er die Frage mit dem Telefonat beantwortete, war er besonders aufmerksam und achtete auf jede Kleinigkeit in Xue Yangs Tonlage. Jemand, der ihn nicht kannte, hätte ihm das auch bestimmt so abgekauft. Zwar glaubte Xingchen nicht, dass etwas schlimmes passiert war, doch er spürte, dass da wieder eine Sache war, über die Xue Yang mit ihm noch nicht gesprochen hatte. Doch hier war nun sicher nicht die richtige Umgebung, um darüber zu reden. Vor allem hätte Xingchen gerne gewusst, mit wem sein Freund da telefoniert hatte. Doch für heute hatte er ihn wahrscheinlich schon genug gefragt. Xue Yang hatte sich ihm vorhin erst geöffnet, er wollte ihn damit nicht überfordern. So machte er sich gedanklich einfach nur eine Notiz für seinen „Mysterien um Xue Yang“ Ordner.
„Okay, dann bin ich ja beruhigt.“ Sagte er also und lächelte leicht, hatte jedoch einen Ausdruck, der Xue Yang sicher sagte, dass er zu einem anderen Zeitpunkt nochmal auf das Thema zurückkommen würde. Allerdings drehte Xingchen sich dann nochmal etwas weiter in die Richtung, in welcher er Lan Zhan vermutete. Er hatte nicht vergessen, dass sie mit ihrer Unterhaltung noch nicht am Ende gewesen waren und als dieser wieder näher kam, hatte Xingchen sofort das Gefühl, dass dessen Schwermut auch ihn erdrückte. „Du musst dich nicht bedanken. Lan Zhan.“ Sagte er und in seiner Stimme lag ein Ton, der aussagte, dass er Lan Zhans Probleme sehr ernst nahm. „Wenn du mal jemanden zum Reden brauchst, komm zu mir, ja? Ich würde diese Unterhaltung gerne weiterführen.“ Sagte er ihm aufrichtig. Am liebsten hätte er Lan Zhans Hand genommen, um sie kurz zu drücken, doch er wusste ja, dass Lan Zhan Berührungen nicht mochte. „Lan Zhan. Ich wünsche dir eine gute Nacht.“ Er schenkte ihm ein sanftes Lächeln und blieb ihm noch zugewandt, bis er Lan Zhan nicht mehr hörte. Dann seufzte er leise und lies sich von Xue Yang zu dem Stamm führen, setzte sich dort hin und schmunzelte, als er spürte, wie sein Freund sich so selbstverständlich auf seinen Schoß setzte. Sofort schloss er seine Arme um ihn und küsste ihn auf die Wange, legte sein Kinn dann auf Xue Yangs Schulter. Doch das Gespräch mit Lan Zhan beschäftigte ihn irgendwie noch. „Ich würde Lan Zhan wirklich gerne besser kennen lernen. Ich glaube, er ist sehr nett und könnte einen guten Freund mit einem offenen Ohr gebrauchen.“ Sprach er seine Gedanken aus. Neben ihnen vernahm er die Stimmen von Nie Huaisang und Jin Zixuan und im nächsten Moment war wohl auch Wei Ying da. Xiao Xingchen wusste manchmal nicht, was er von ihm halten sollte. Auch jetzt bereitete es ihm wieder Unbehagen, als er hörte, wie gemein dieser zu Jin Zixuan war. Schon allein an den Stimmlagen aller Beteiligten, konnte Xingchen erkennen, dass sich einige hier sehr unwohl fühlten. „Jin Zixuan.“ Sagte Xingchen und klopfte leicht neben sich auf den Stamm. „Setzt euch doch zu uns.“ Bot er an und lächelte sanft. Nach allem, was er gerade gehört hatte, konnte er sich vorstellen, dass Zixuan sich nicht willkommen fühlte, auch wenn Huaisang sich für ihn eingesetzt hatte. Doch irgendwie wollte Xingchen zeigen, dass auch er ihn gerne dabei haben wollte. Niemand sollte sich ausgeschlossen fühlen. Sie waren schließlich eine Klasse. Xingchen war sehr harmoniebedürftig und er konnte Ungerechtigkeit nicht ausstehen. Nie Huaisang schien das Angebot direkt mal anzunehmen und setzte sich neben ihn. Sehr nah, damit Jin Zixuan wohl auch noch Platz hatte. Dabei saß er nun Schulter an Schulter mit ihm und Xue Yang. Scheinbar hatte er keine Berührungsängste.