The beautiful and the damned

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    Our shining days

    Edgy Demon Lord
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    Beitrag von Edgy Demon Lord Do Okt 06, 2022 2:06 pm

    Mingjue hatte Yao noch nie so verzweifelt gesehen. "Schon okay", murmelte er, als Yao den Kopf schütteln und meinte, er könnte nicht wieder rein gehen. "Wir finden einen anderen Weg. Ich werd dich auf keinen Fall zurücklassen." Er strich ihm sanft mit dem Daumen über die Wange. Sein Blick wanderte ebenfalls zum Hauseingang, als dort plötzlich das Licht anging. Das war alles andere als gut. Mit dem Zaun zwischen innen, würde er ihn nicht beschützen können. Bevor er noch etwas sagen könnte, begann Yao am Tor hochzuklettern. Zwar verstand Mingjue sehr gut, was er vor hatte, dennoch machte er sich unglaubliche Sorgen. Er war sich nicht sicher, ob Yao in seinem jetzigen Zustand die Kraft für so etwas hätte und befürchtete, dass er runter fallen würde, ohne dass Mingjue etwas dagegen tun könnte. Sein Herz klopfte schmerzhaft in seiner Brust. Bald bemerkte er, wie sehr das Tor wackelte. Er versuchte es irgendwie festzuhalten, doch so wirklich half es nicht. Dann war Yao jedoch auf seiner Seite und damit schon fast in Sicherheit. Mingjue machte sich bereit, Yao aufzufangen, falls er doch noch fallen sollte. Das war auch sehr gut, denn er hatte nur eine minimale Vorwarnung, bevor sich Yao fallen ließ. Mingjues Arme schlangen sich sofort um den kleineren Körper. "Ich hab dich. Ich hab dich", flüsterte er, in dem Versuch, Yao zu beruhigen. "Du musst nicht wieder zurück. Das lass ich nicht zu." Er verstärkte den Griff um Yao. Mit einen letzten Blick zu dem Anwesen der Jins, drehte sich Mingjue weg. Er trug Yao zu seinem Auto, ein Arm unter dessen Oberkörper, den anderen in der Kniekehle. Mingjue kam der Gedanke, dass Yao sich sehr leicht anfühlte, selbst im Vergleich zu Huaisang, der ungefähr die gleiche Größe hatte. Was gaben die ihm zu essen? So war es etwas schwieriger, die Beifahrertür zu öffnen, aber irgendwie kriegte er es hin. Vorsichtig setzte er Yao auf dem Sitz ab. Dann beugte er sich über ihn hinweg, um ihn anzuschnallen. Kurz sah Mingjue Yao noch einmal ins Gesicht und legte ihm erneut die Hand an die Wange. "Es ist vorbei. Du bist in Sicherheit." Yao sah wirklich schrecklich aus. Mingjue fragte sich, was genau passiert war. Aber diese Frage schluckte er erst einmal hinunter. Darüber konnten sie immer noch später reden. Er drückte Yao kurz einen Kuss auf die Stirn, bevor er sich wieder aufrichtete Vorsichtig schloss er die Tür. Erst einmal musste er selbst durchatmen und die Augen schließen. Die Idee, Jin Guangshan zur Verantwortung zu ziehen, war immer noch sehr verlockend. Doch gerade würde das Yao nicht helfen. Also ging Mingjue stattdessen um das Auto herum und setzte sich hinter das Steuer. Er startete den Wagen und sah noch einmal zu Yao. "Bist du irgendwie verletzt? Dann würden wir ins Krankenhaus fahren. Oder willst du lieber direkt zu mir nach Hause kommen? Oder würdest du dich lieber wo anders sicherer fühlen?" Zwar hatte er gerade keine auffälligen Verletzungen auf den ersten Blick gesehen, aber das sollte ja nicht heißen, dass Yao nicht womöglich doch verletzt war.

    Erleichterung durchströmte Yang für einen Augenblick, als seine Schwester tatsächlich seinem Plan folgte. Allerdings nur so lange, bis ihn der nächste tritt in der Magengegend traf. Doch das musste er nun erst einmal aushalten. Zumindest bis sich die Möglichkeit ergab ergab selbst zu fliehen. Ihm war bewusst, dass sein Vater direkt hinter ihm war. War die Tür zum Flur schon immer so weit entfernt gewesen? Yang stolperte mehr durch die Tür, als alles andere und stürzte sich an der gegenüberliegenden Wand ab. Zum Glück dachte Qing mit und schlug die Tür hinter ihm zu und schloss anschließend sogar ab. Als sie nach seiner Hand griff, zwang sich Yang zu einem Lächeln. "Du warst brilliant", murmelte er außer Atem. Der kurze Sprint hatte seinem Brustkorb keinen Gefallen getan. Bei jedem Atemzug brannte er. Doch das wollte er vor A-Qing nicht zeigen. Sie brauchte sich nicht noch mehr Sorgen zu machen. In der Wohnung begann ihr Vater sie weiter durch die Tür hindurch zu beschümpfen. Yangs Hände flogen über Qings Ohren und hielt diese zu. Sie hatte heute schon genug gehört. Dann nickte er mit dem Kopf in Richtung der Treppe. Sie sollten von hier verschwinden, bevor ihr Vater auf die Idee kommen würde, nach einem Ersatzschlüssel zu suchen. Während sie die Treppe herunter gingen, musste Yang sich an dem alles andere als stabilen Geländer festhalten. Ihm wurde immer wieder schwummrig vor Augen. Jeder Schritt zog sich schmerzhaft durch seinen ganzen Körper.
    Erst als die aus dem Haus getreten waren, wagte es Yang tiefer einzuatmen. Sofort wurde ihm schlecht. Doch das versuchte er erst einmal hinunter zu schlucken. Es gab wichtigeres. Also drehte er sich zu seiner Schwester. "Er ist nicht bis zu dir gekommen, oder? Dir ist nichts passiert?" Er mussterte sie so gut es gerade ging. "So dankbar ich dir auch bin, bitte begeb dich in Zukunft nicht mehr in Gefahr für mich. Ich komm damit schon klar." Er stich sich eine blutverschmierte Strehene aus dem Gesicht, was die Aussage definitiv nicht glaubwürdiger machte. Innerlich seufzte er. Sie waren zwar ihrem Vater entkommen, aber dafür waren sie jetzt mittellos auf der Straße. Für Yang war auch das nichts neues, aber eigentlich versuchte er immer dafür zu sorgen, dass A-Qing mit ihrer angeschlagenen Gesundheit das nicht durchmachen musste. Langsam zog er seine Lederjacke aus und legte sie Qing um die Schultern. Dabei versuchte er sein Gesicht nicht allzu sehr zu verzeihen, um zu verstecken, dass ihm einige der Bewegungen Schmerzen bereiteteten. Kurz schloss er die Augen, um einen klaren Gedanken zu fassen und zu überlegen, was nun die beste Vorgehensweise war, was nicht so einfach war, wenn einem der Schädel dröhnte und es sich anfühlte, als würde eine Seite in Flammen stehen. Jetzt würde niemand mehr Qing spontan aufnehmen. Abgesehen davon, dass er sie in diesem Zustand sowie nicht fahren könnte. So unvorsichtig, wie er mit seinem eigenen Leben manchmal war, war er sich doch bewusst, wie dumm es wäre in diesem Zustand auf das Motorrad zu steigen. "Okay, okay, wir werden ein paar Dinge für die Nacht brauchen." Erst einmal müssten sie dafür sorgen, dass sie nicht erfroren oder hungerten. Je nachdem wie viel Kraft er dann noch hatte, könnten sie vielleicht eine öffentliche Toilette finden, wo er seine Wunden reinigen und versorgen konnte, bevor sie einen halbwegs sicheren Ort für die Nacht finden mussten. Er wusste von einer Altkleidertonne nicht weit weg, bei der sich sicher war, dass er sie öffnen konnte. Also lief Yang in die Richtung los, darauf achtend, dass Qing an seiner Seite war. Wenn er langsamer lief, als sonst, dann hoffte er, würde es nicht auffallen.
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    Beitrag von Airplane-Bro Fr Okt 07, 2022 11:58 am

    In dem Moment, als Mingjues Arme ihn umfingen, fühlte Yao schon, wie etwas von der Angst wich.  Er wusste, dass sein Freund ihn beschützen und festhalten würde. Yao vernahm ein Stechen in seiner Brust, doch er war im Moment zu aufgewühlt, als dass er zuordnen konnte, woher es kam. Wäre er etwas klarer bei Verstand gewesen, hätte er begriffen, dass er sich miserabel fühlte, dass er Mingjue jemals so hintergangen hatte. Er nickte immer wieder und kniff seine Augen fest zusammen, während Mingjue ihm zuflüsterte. Er spürte, wie der Griff um seinen Körper fester wurde und Yao schmiegte sich fester an seinen Freund an. Sein Herz schlug ihm nun bis zum Hals und er hatte das Gefühl, dass ihm von der ganzen Aufregung richtig schlecht war. Er bemerkte nur beiläufig, wie Mingjue ihn zum Auto trug und dort absetzte. Erst, als er die Wärme von dessen Armen nicht mehr an seinen Beinen spürte, blinzelte er und klammerte sich sofort wieder an Mingjue fest. Es dauerte eine Weile, bis er verstand, dass er im Auto saß und Mingjue ihn nun loslassen musste, damit sie von hier verschwinden konnten. Yao sah Mingjue vollkommen hilflos an, als er dessen Berührung nochmal an seiner Wange spürte, wieder konnte er nur leicht nicken und er wollte nicht, dass die Wärme von dessen Hand ihn wieder verließ. Er schloss die Augen, als Mingjue näher kam und spürte, wie ihm ein paar warme Tränen über die Wangen liefen, während er die Lippen seines Freundes an seiner Stirn spürte. So schrecklich alles gerade auch war – Yao wusste, dass er jetzt wirklich in Sicherheit war. Auch wenn er das noch richtig realisieren musste.
    So dauerte es auch einen Moment, bis er auf Mingjues Frage einging, nachdem dieser wieder auf der anderen Seite des Wagens eingestiegen war. Yao wischte sich etwas unbeholfen mit dem Handrücken über die Augen, dann drehte er den Kopf etwas in Mingjues Richtung. Jetzt erst kam die Frage wirklich bei ihm an und Yao war damit tatsächlich überfragt. „Ich... weiß nicht...“ Sagte er leise, auf die Frage, ob er verletzt war. Tatsächlich stand er noch immer so unter Schock und Adrenalin, dass er garkeine Körperwahrnehmung hatte. Das einzige, was er spürte, war ein warmes Pochen in seinem rechten Knöchel und dass seine Handgelenke sich merkwürdig anfühlten. Etwas kraftlos hob er seinen Arm und streifte den Hoodie am Arm etwas hoch. Man konnte jetzt schon sehen, dass er blaue Flecken an den Handgelenken davontragen würde. Gerade wusste Yao aber nicht mal, wie es zu dieser Verletzung gekommen war. „Ich... können wir zu dir fahren? Ich will nicht...“ Kraftlos brach er ab und schüttelte den Kopf, als Zeichen, dass er nicht weitersprechen konnte. Yao zog die Arme an seinen Körper heran und legte diese um seinen Oberkörper herum. Ihm war auf einmal unglaublich kalt. Yao starrte durch die Frontscheibe auf die Straße, ohne wirklich zu realisieren, was gerade um ihn herum passierte, oder wo sie sich hinbewegten. Er wusste nur, dass Mingjue ihn in Sicherheit bringen würde, das reichte ihm gerade....

    Qing kannte ihren Bruder nur zu gut, umso besser sah sie ihm an, dass er nicht die Wahrheit sagte. Das tat Yang immer und Qing verstand wieso. Doch es brach ihr jedes Mal das Herz, wenn Yang schwer verletzt zu ihr kam und sich ein Lächeln aufzwingen, obwohl er Schmerzen hatte. Qing verzog schmerzhaft das Gesicht, während sie ihre Hand hob und ihren Bruder eine Strähne aus dem Gesicht Strich. Sehr zart und vorsichtig. Die Strähne klebte an seinem Blut, dass über seine Lippen verschmiert war. Ihr traten Tränen in die Augen, doch sie zwang sich dazu, sich jetzt erst einmal zusammen tz reißen. Aus ihren Gedanken wurde sie erst gerissen, als ihr Vater drinnen anfing zu wüten und sie zu beschimpfen. Qing zuckte zusammen und im nächsten Moment, hörte sie alles nur noch sehr dumpf. Sie öffnete die Augen wieder und bemerkte, dass Yang seine Hände auf ihre Ohren gelegt hatte. Schon wieder hielt ihr Bruder alles Übel von ihr ab - soweit es in seiner Macht stand. Das war nicht fair... Qing lief eine Träne über die Wange, doch sie nickte leicht und folgte Yang zur Treppe sie bemerkte sofort, wie dessen Gesicht leicht zuckte und er immer wieder leise Laute ausstieß, die davon zeugten, dass Yang Schmerzen hatte. Aber erstmal mussten sie wirklich hier raus... Qing legte beim Gehen trotzdem vorsichtig ihren Arm um Yangs Taille, um ihn etwas zu unterstützen und festzuhalten, falls er fallen sollte. Sie fröstelte, als sie in die kühle Nachtluft traten, doch ihre Augen lagen wachsam auf Yang und ihre Sorge wurde größer. Sie hatte ihn schon oft verletzt gesehen, doch so schlimm hatte er schon lange nicht mehr ausgesehen. Außerdem ging ihr gerade das Bild nicht mehr aus dem Kopf, wie ihr Vater auf ihn eingeprügelt hatte... Qing schüttelte sofort den Kopf, als Yang sie fragte, ob sie auch verletzt wäre und sie wollte schon fast Yangs Jacke ablehnen, doch dieser legte ihr diese einfach über die Schultern. Sie gingen ein paar Schritte, bis Qing stehen blieb und sich zu ihrem Bruder drehte. Verzweifelt sah sie ihn an, bevor sie mit den Händen gestikulierte, um sich mit ihrem Bruder zu verständigen. Gerade schaffte sie es nicht zu reden. //Du bist schwer verletzt. Krankenhaus.// zeigte sie mit schnellen Fingerzeichen an und unterstrich ihre Aussage, mit einem leisen Schluchzen. //Bitte.// gestikulierte sie. //Ich sehe deine Wunden.// fügte sie gleich noch an, damit Yang nicht auf die Idee kam, ihr das Gegenteil erzählen zu wollen. Dann nahm sie die Jacke wieder von ihren Schultern und legte sie Yang vorsichtig um, streichelte ihm zart über die Wange, bevor sie wieder gestikulierte. //Ich kann einfach nicht mehr zusehen wie Vater dich schlägt.// wieder ein Schluchzen. //Ich kann mich nicht raushalten.//
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    Beitrag von Edgy Demon Lord Mi Okt 12, 2022 12:03 am

    Mingjue sah zu Yao hinüber und wartete geduldig auf eine Antwort auf seine Frage. Auch wenn er am liebsten direkt losgefahren wäre, um endlich von diesem vermaledeiten Anwesen zu verschwinden. Es bereitete ihm nun noch mehr Sorgen, als Yao zugab, dass er seinen körperlichen Zustand nicht einschätzen konnte. Das war eigentlich nie ein gutes Zeichen. Dann zog Yao seinen Ärmel zurück und Mingjue zog scharf die Luft ein. Es war nicht schwer zu erkennen, dass bald blaue Flecken die Handgelenke zieren würden. Mingjues Griff um das Lenkrad verstärkte sich unbewusst, sodass seine Knöchel weiß hervortreten. Allerdings versuchte er, sonst ruhig zu bleiben und die Wut wieder herunter zu schlucken. Yao konnte seine Wut gerade nicht gebrauchen, auch wenn diese nicht gegen ihn gerichtet war. "Okay, dann fahren wir nach Hause", bestätigte Mingjue mit einem Nicken, als Yao endlich eine Antwort gefunden hatte. Dieses Mal fuhr er weitaus langsamer und vorsichtiger. Im Hintergrund ließ er ganz leise Musik laufen. Immer mal wieder sah er zu Yao hinüber, soweit es die Fahrt zuließ.
    Mingjue war erneut relativ dankbar dafür, dass sein kleines Häuschen nicht allzu weit von dem Anwesen der Jins entfernt war. Nachdem das Auto zum Stehen kam, hob Mingjue Yao wieder aus dem Auto, genauso wie er ihn auch hineingesetzt hatte. Dieser sah nämlich nicht danach aus, als wäre er schon wieder in der Lage zu gehen. Also trug er ihn zur Haustür. Diese zu öffnen stellte ein kleines Hindernis da. Mingjue brauchte einige Anläufe, um sie zu öffnen. Doch schließlich waren sie durch und die Tür knallte hinter ihnen zu. Zum ersten Mal, seit sein Handy geklingelt hatte, atmete Mingjue erleichtert auf. Jetzt wo sie erst einmal hier waren, sollte Jin Guangshan gerne versuchen noch mal an Yao ranzukommen. Er trug Yao weiter ins Wohnzimmer und setzte ihn vorsichtig zwischen die Kissen auf der Couch und deckte ihn mit einer der Kuscheldecken zu. Dann kniete er sich vor diesen. "Ich werd dich nicht alleine lassen, okay?", sagte er sanft. Er hatte durchaus bemerkt, wie sehr sich Yao vorhin an ihm festgeklammert hat, als er ihn losgelassen hatte. Da wollte er ihm dieses Mal schon vorher so viel Angst wie möglich nehmen. "Ich hohle dir nur etwas zu trinken." Damit stand er auf und für einen Augenblick fiel sein Blick auf die traurige Tasse kalter Tee, die er zurückgelassen hatte. Er griff danach und ging in die Küche. Dort stellte er eine Tasse mit Milch in die Mikrowelle. Dann bereitete er ein Tablett vor, mit Kakaopulver und Honig (er war sich nicht mehr sicher, was Yao bevorzugte). Dazu kamen Marshmallows, falls es Kakao war, ein Muffin, der noch von den übrig war, die er heute morgen als Willkommesfeier für Cheng gebacken hatte, und zwei Gläser mit Wasser. So beladen, kam er ins Wohnzimmer zurück und stellte das Tablett ab. Vorsichtig ließ er sich neben Yao auf der Couch nieder. "Was möchtest du trinken?", fragte er. Mingjue wurde etwas ernster. "Möchtest du mir erzählen, was passiert ist? Du musst nicht. Du sollst nur wissen, dass ich dir zuhöre. Und dir glaube."

    Manchmal dachte Yang, dass seine Schwester seinen Schmerz besser wahrnahm, als er selbst. Er hasste es, dass die ganze Situation sie schon wieder zum Weinen gebracht hatte. Als sie bestätigte, dass ihr nichts weiter passiert war, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Dann hatte es sich wenigstens gelohnt, die Wut ihres Vaters auf sich zu richten. Yangs Gehirn war schon wieder zehn Schritte voraus, als Qing nach wenigen Metern anhielt. Er drehte sich zu ihr und sein Blick folgte den schnellen Fingerzeichen aufmerksam. Sein eigener Hass auf ihren Vater wurde mit jedem Schluchzen größer. Als sie die Jacke wieder zurückgab und um seine Schultern legte, weiteten sich seine Augen minimal. Er öffnete den Mund, doch bevor er etwas sagen konnte, spürte er die sanfte Hand an seiner Wange und ausnahmsweise nahm er all das so hin; hörte stattdessen weiter zu.
    Yang schüttelte den Kopf leicht, wodurch seine Umgebung sofort wieder verschwamm. Wahrscheinlich war ihre Idee, ins Krankenhaus zu gehen, gar nicht mal so schlecht. Allerdings war das nicht so einfach. “A-Qing”, murmelte er. Vorsichtig legte er ihr eine Hand an die Wange und versuchte, die Tränen weg zu wischen. “Die Wunden…das ist nichts, mit dem ich nicht klarkommen würde. Ich brauche einfach nur ein bisschen Ruhe und Schlaf. Ins Krankenhaus zu fahren…das würde mehr Probleme mit sich bringen, als es im Endeffekt wert wäre. Ich weiß, du machst dir nur Sorgen um mich, aber das musst du nicht. Es ist nur eine Platzwunde und ein paar blaue Flecken." Yang bemühte sich, ein ehrlicheres Grinsen aufzusetzen. Er hatte Angst davor, dass sie im Krankenhaus Fragen stellen würden, die ihnen nur noch mehr Probleme bereiteten. Das letzte und einzige Mal, dass er als Kind wegen Verletzungen im Krankenhaus war, haben sie die Polizei gerufen, die ihm nicht geglaubt hatte und ihn wieder zurück zu ihrem Vater geschleift hatte. Und selbst wenn sie ihm dieses Mal glauben würden (und nicht wieder sagen würden, er habe es sich nur ausgedacht, um keine Schwierigkeiten zu kriegen, weil er sich geprügelt hatte) - dann würden sie sicher ihn und Qing voneinander trennen und Yang war sich nicht sicher, ob er das aushalten könnte. Immerhin gehörte sie zu den wenigen Dingen, die seinen Verstand noch halbwegs zusammenhielten. Er legte seine Arme vorsichtig um Qing und drückte sich leicht an sich. Gerne hätte er mehr gedrückt, aber das ließ sein Körper gerade nicht zu. “Wie wärs damit - wir halten die Nacht erst einmal so durch und wenn es morgen früh nicht besser ist, dann geh ich zur Schulkrankenschwester und lass sie drüber schauen. Okay?” Yang entließ sie wieder aus der Umarmung, damit sie ihm mit Gesten antworten konnte. “Und auch wenn es für dich schwer ist, bitte, ich kann ein paar Schläge einstecken. Das ist besser, als wenn er versucht, dir etwas anzutun.” Am liebsten hätte er ihr versprochen, dass es irgendwann besser werden würde und er eine Lösung für sie finden würde - aber er wollte keine Versprechen abgeben, die er nicht halten konnte.
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    Beitrag von Airplane-Bro Do Okt 13, 2022 12:44 am

    Yao realisierte weder, wie Mingjue auf die Verletzungen an seinen Handgelenken reagierte, noch nahm er kaum wahr, wie sich das Auto in Bewegung setzte. Yao starrte durch die Frontscheibe auf die Straße, oder vielleicht sah er auch woanders hin. Es kam ihm alles so surreal vor, als wäre er in einem schlimmen Traum, aus dem er nicht aufwachen konnte. Mit aller Kraft versuchte er die Bilder abzuwehren, die er immer wieder vor sich sah und die Worte, die Guangshan ihm ins Ohr geflüstert hatte, während er... Yao zuckte regelrecht zusammen, als Mingjue die Beifahrertür wieder öffnete. Er hatte garnicht bemerkt, dass sie angekommen waren. Kurz sah Yao zu seinem Freund auf und erinnerte sich wieder daran, dass er jetzt in Sicherheit war. Er ließ sich ohne Widerwillen von Mingjue vom Sitz heben und schlang sofort wieder seine Arme um dessen Hals, legte seinen Kopf gegen Mingjues Schulter, während dieser mit dem Schlüssel hantierte. Er schloss die Augen und versuchte sich etwas zu beruhigen, was garnicht so einfach war, denn Yao stand unter Schock. Das nächste, was er realisierte, war wie Mingjue ihm die Decke umlegte und plötzlich hockte dieser vor ihm. Yao sah ihn mit tränennassen Augen an und nickte leicht, als Zeichen, dass er es verstanden hatte. Trotzdem machte ein beklemmendes Gefühl sich bei ihm breit, als Mingjue den Raum verließ und Yao musste dagegen ankämpfen, nicht aufzuspringen und ihm nachzulaufen. Stattdessen sah er sich im Wohnzimmer um, ließ seinen Blick über all die Dinge schweifen, die ihm so vertraut vorkamen, aber doch so fremd geworden waren. Sein Blick ging zu dem Plüsch Bären, der zwischen den Kissen saß. Einen kurzen Moment erinnerte sich Yao daran, dass er mit diesem gerne gekuschelt hatte, wenn sie Fernsehabende bei den Nies gemacht hatten. Er streckte die Hand danach aus und zog den Bären zu sich unter die Decke, presste ihn an sich. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er Mingjue im Augenwinkel in den Raum kommen sah und er folgte ihm mit seinem Blick, bis Mingjue neben ihm auf der Couch saß. Bei der Frage, was er trinken wollte, sah Yao zu dem Tablett und er bemerkte jetzt erst, wie trocken seine Kehle war. ,,Erst Wasser..." Sagte er leise und griff mit zitternder Hand nach dem Glas. Er trank ein paar kleine Schlucke, der erste tat überraschend weh, danach fühlte sich das Wasser aber gut in seinem trockenen Hals an. Yao leerte das halbe Glas, doch bei Mingjues nächster Frage, wurde ihm übel. Er stellte das Glas wieder auf dem Tablett ab, bevor er seine Beine auf die Couch zog und unter der Decke noch etwas mehr in sich zusammen fiel. Yao drückte den Bären nun sehr fest, während er um Worte kämpfte. ,,Er... hat mir wehgetan..." Kam es fast lautlos von Yao, dessen Miene sich nun wieder verzog und Tränen schossen ihm wieder in die Augen. ,,...er war in meinem Zimmer..." Yaos Stimme brach nun und er schüttelte den Kopf, als Zeichen, dass er es gerade nicht aussprechen konnte. Aber Mingjue würde vermutlich sowieso schon wissen, worauf dies hinauslief... Yao spürte ein Gefühl von Scham und Ekel. Am liebsten hätte er sich gerade aus seiner Haut geschält

    Qing war ein Stück weit bewusst, welche Konsequenzen es haben konnte, wenn Yang im Krankenhaus dazu befragt werden würde, wie es dazu gekommen war. Doch das war ihr gerade egal. Ihre größte Angst war, dass Yang sich von den Verletzungen vielleicht nicht wieder erholen würde. So viel wie ihr Bruder auch einstecken konnte - das hier war zu viel. So machte sich eine Art Verzweiflung in ihr breit, als Yang den Kopf schüttelte. Qing befürchtete, dass er den Vorschlag komplett ablehnen würde. //DU wärst es wert.// Gestikulierte Qing sofort, noch während Yang sprach. Ein verzweifelter Ausdruck lag auf ihrem Gesicht und auch Yangs gequältes Grinsen konnte sie nicht wirklich überzeugen. Als ihr Bruder so kraftlos die Arme um sie legte, erwiderte sie die Umarmung sofort. Darauf bedacht, keine Stelle zu berühren, die Yang Schmerzen würden. Am liebsten hätte sie ihren Bruder fest in die Arme geschlossen... Sie hörte sich dessen Vorschlag an und letztendlich war ihr klar, dass Yang sich wohl zu mehr nicht überzeugen lassen würde. Also nickte sie leicht und sah Yang wieder ins Gesicht. //Ich will nur einfach, dass er dir nicht mehr wehtut.// Gestikulierte sie betroffen und schniefte leise, wischte sich mit dem Ärmel ihres Pullis über die Augen. Einen Moment blieben sie so stehen, dann kam Qing eine Idee. Sie sah wieder zu Yang auf und in ihren Augen lag ein aufgeregter Ausdruck. //Wir können zu Juli gehen. Sie hat eine Gartenhütte. Da sind wir alleine. Es ist nicht so weit von hier.// zeigte sie an und griff vorsichtig Yangs Hand, um ihm die Richtung zu zeigen. Juli war eine von Qings wenigen Freunden, bei der sie auch oft übernachtete, wenn Yang Nachtschicht hatte. Sie war Amerikanerin und ihre Eltern meistens auch nicht zuhause. Juli wusste, dass bei Qing zuhause etwas nicht stimmte, auch wenn sie es ihr nie erzählt hatte. Darum hatte sie ihr irgendwann mal gesagt, dass, wann immer sie mal einen warmen Rückzugsort brauchen würde, sie in die Gartenhütte ihrer Eltern gehen konnte. Der Schlüssel dazu lag immer unter der Matte und diese hatte sogar ein kleines Waschbecken. Außerdem lagerte die Familie dort Kissen und Decken, für Feiern im Freien. Das wäre ein guter Ort, um die Nacht auszuhalten. .
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    Beitrag von Edgy Demon Lord Do Okt 13, 2022 8:13 pm

    Nachdem Mingjue sich wieder zu Yao gesetzt hatte, beobachtete er ihn sehr genau. Er kam ihm noch verlorener und kleiner vor als sonst. Auch bemerkte Mingjue, dass Yao sich den Kuschelbären geschnappt hatte, dessen kleiner Kopf gerade noch so unter der Decke hervor schaute. Unter anderen Umständen wäre das vermutlich ein sehr süßes Bild gewesen. Es erinnerte ihn ein wenig an bessere Tage, als sie noch viel Zeit miteinander verbracht hatten. Doch es brachte nichts jetzt irgendwelchen Erinnerungen nachzuhängen. Stattdessen wartete Mingjue geduldig auf Yaos Antwort. Zumindest war es gut, dass dieser erst einmal etwas trank. Als er dann jedoch sah, wie dieser auf die Frage reagierte, was überhaupt passiert war, bereute er es fast schon überhaupt gefragt zu haben. Aus den wenigen Worten, die Yao vor sich hin stammelte, konnte sich Mingjue ein wenig zusammenreimen. “Schon okay. Du musst nichts weiter sagen, wenn du dich gerade nicht dazu in der Lage fühlst”, meinte Mingjue sanft, als Yao so vehement den Kopf schüttelte. Vorsichtig rutschte er näher zu Yao heran. Langsam hob er den Arm, um diesen um Yaos Schulter zu legen. Seine Bewegung war so konstruiert, dass Yao ihn jederzeit stoppen könnte, falls ihm die Berührung gerade zu viel werden würde. Doch wenn er ihre Interaktion bis jetzt richtig interpretiere, dann würde Yao die Umarmung gerade gut tun. “Jetzt wird alles wieder gut, A-Yao. Okay? Du bist hier in Sicherheit. Niemand wird dir mehr etwas tun. Dieser Mann wird dir nie wieder zu nah kommen. Nicht, wenn ich es verhindern kann. Hier kommt er nicht an dich ran; kann dich nicht anfassen oder dir wehtun. Du musst da nicht wieder hin zurück. Du kannst so lange hier bleiben, wie du willst oder wir finden eine andere Lösung.” Mingjue begann Yao langsam über das Haar zu streichen, um ihn weiter zu beruhigen. “Aber darum kümmern wir uns morgen. Wie wäre es damit: ich bereite dir ein heißes Bad vor und suche dir neue Sachen für danach. Und einen Erste-Hilfe-Koffer. In der Zwischenzeit kuschelst du weiter mit Mr. Schnuggles, trinkst eine warme Milch mit Honig oder Kakao und isst den Muffin. Danach kannst du dir im Bad so viel Zeit lassen, wie du willst. Und wenn du dann Lust hast, können wir uns den Rest des Abends hier auf die Couch pflanzen, weiter essen und trinken und einen Film gucken. Oder wenn es dir lieber ist, kannst du auch einfach schlafen gehen. Je nachdem, was du gerade brauchst.”

    Das Grinsen auf Yangs Gesicht wurde nur noch gequälter, als Qing meinte, er wäre all den potentiellen Ärger wert. Er schüttelte nur leicht den Kopf. Ihm war durchaus bewusst, dass er einen riesigen Doppelstandard hatte. Wäre Qing an seiner Stelle, hätte er sie schon längst im Krankenhaus abgeliefert. Aber die Welt war ihm gegenüber nie fair, da musste er jetzt nicht damit anfangen, so etwas einzufordern. Die kurze Umarmung tat ihm allerdings auch gut. Bei Qings nächsten Gesten wurde das Lächeln eher trauriger. “Wenn es so einfach wäre. Vielleicht…vielleicht ergibt sich irgendwann eine Möglichkeit, dem allen zu entkommen.” Auch wenn das mehr wie ein Wunschtraum klang. Über Qings nächsten Vorschlag, musste Yang erst einmal nachdenken. Er wusste, wer Juli war und wo sie wohnte. Oft genug hatte er Qing dort schon abgesetzt oder abgeholt. Sie konnten um diese Uhrzeit und in diesem Zustand offensichtlich nicht einfach klingeln - aber in das Gartenhaus einzubrechen wäre vielleicht eine Möglichkeit (besser als den Park, den Yang im Visier gehabt hatte). Sie durften sich nur nicht erwischen lassen, sonst würde Qing sicher die Möglichkeit verlieren, noch über dort zu übernachten. “Okay, dann machen wir das. Wir müssen nur vorsichtig sein”, stimmte Yang schließlich zu und ließ sich mitziehen. Er drückte Qings Hand sanft.
    Nachdem sie ein paar Minuten schweigend nebeneinander her gelaufen waren, setzte Yang wieder zum Reden an. “Lass uns einen kleinen Umweg machen. Nicht weit. Da hinten ist ein Supermarkt. Ich würde kurz nachsehen, ob wir doch noch was zum Essen finden.” Das Gute war, dass viele Supermärkte Essen, was gerade erst abgelaufen war und nicht verkauft wurde, einfach wegwarfen. Wenn man also wusste, wo man nachsehen musste, konnte man das ein oder andere abstauben. Es war nicht das Beste die Hintereingänge zu finden und in Müllcontainern rumzuwühlen (abgesehen davon, dass es bestialisch stank), aber zumindest würden sie heute keinen vollkommen leeren Magen haben. “Und A-Qing, warst du schon mal in diesem Gartenhaus? Gibts da sonst irgendwas, was uns helfen könnte?"
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    Beitrag von Airplane-Bro Fr Okt 14, 2022 12:36 pm

    Yao sagte nun auch erstmal nichts mehr. Er spürte, wie Mingjue ihm näher kam und im nächsten Moment saß er in dessen Umarmung. Diese war gerade sehr willkommen, denn Yao hatte gerade einfach das Bedürfnis, beschützt zu werden. Er nickte nur leicht, bei allem was Mingjue sagte. Die Vorstellung, dass er nie wieder zu seinem Vater musste, kam ihm wie eine Erlösung vor. Gleichzeitig löste sie einen Zwiespalt in ihm aus. Er verabscheute Jin Guangshan, trotzdem hatte er bis zuletzt versucht ihm zu gefallen. Sogar vorhin noch... viel gewehrt hatte Yao sich nicht. Gleichzeitig hatte er sich vorgestellt, auf welche Art und Weise er seinen Vater gerne foltern und töten wollte. Vermutlich hatten ihm diese Gedanken durch den Moment geholfen, in dem Guangshan sich an ihm vergangen hatte. Yao war wie in Trace gewesen und jetzt wusste er nicht, wie er sich fühlen sollte. Hasszerfressen, verletzt, weil alle Anstrengung,seinem Vater aufzufallen nach hinten losgegangen waren und gleichzeitig hilflos und gedemütigt, wissend, dass er das hier nicht auf sich sitzen lassen konnte. Yao flüchtete sich in Mingjues Arme, nahm das Angebot dankend an, bei ihm Schutz zu suchen. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Berührung in seinem Haar und versteckte sein Gesicht an Mingjues Brust. Eine Lösung finden... ja.... Unweigerlich musste Yao an Yang denken und an diesen unwirklichen Moment in der Limousine nach der Gala. Es kam ihm noch immer wie ein Traum vor, was dort passiert war. Yao hatte bei Xue Yang etwas gespürt. Seine Menschenkenntnis täuschte ihn sehr selten. Yang war die Person, die ihm in dieser Angelegenheit wohl am besten helfen konnte. Guangshan würde es bereuen... Yao war es leid, sich beweisen zu wollen, um in Guangshans Augen so viel Wert zu sein wie Zixuan. Es war an der Zeit, dass er sich selbst nahm, was ihm zustand. Yao wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Mingjue ihn wieder ansprach und er sah nun doch zu ihm auf. Kurz kam ihm der Gedanke, dass er seinen alten Freund doch irgendwie wieder um den Finger gewickelt hatte, doch er ermahnte sich selbst dafür. Mingjue war so gut zu ihm und er erwartete dafür keine Gegenleistung... Yao schämte sich in der nächsten Sekunde schon wieder für seinen Gedanken und kuschelte sich noch einmal mehr an seinen Freund heran. Er nickte leicht, das klang alles sehr gut und ein Bad würde jetzt vielleicht gut tun. Er musste sich irgendwie wieder fangen, sammeln. Einen klaren Kopf bekommen und nachdenken... Wenn nicht heute, dann spätestens morgen. „Das klingt gut.“ Sagte er dann leise und räusperte sich, denn seine Stimme war etwas belegt. Yao machte aber erstmal keine Anstalten, Mingjue loszulassen. Er genoss es gerade, wie dieser ihm das Haar streichelte und ihn festhielt. „Danke.“ Flüsterte Yao dann leise. „Danke, A-Jue.“ Einen Moment blieb er noch so sitzen, dann richtete er sich aber langsam wieder auf und entließ Mingjue aus seinen Armen, damit dieser sich um das Bad kümmern konnte. Yao zog die Decke wieder etwas enger um seinen Körper und drückte den Bären wieder an sich. „Kann ich... etwas von dir anziehen?“ Fragte Yao leise, bevor Mingjue den Raum verließ. Natürlich wäre es logischer gewesen, etwas von Huaisang anzuziehen, doch da er mit diesem auf Kriegsfuß stand, wollte er keine Kleidung von ihm. Das würde ihn sicher nur wieder wütend machen. Außerdem mochte Yao die großen Hoodies von Mingjue. Er verschwand zwar komplett darin, aber sie hatten einen vertrauten Duft.

    Qing seufzte traurig, als Yang meinte, dass es vielleicht irgendwann einen Ausweg für sie geben würde. Schwermütig lies sie ihren Blick sinken und ihre Gedanken schweiften kurz ab. Es musste doch etwas geben, was sie tun konnten. Sie wollte nicht mehr jeden Tag heim kommen und Angst haben müssen, neue blaue Flecken auf dem Körper ihres Bruders sehen zu müssen. Das schlimmste war, dass er die meisten hatte, weil er Qing beschützte. Qing hatte vor kurzem begonnen, in der Schule an einem Selbstverteidigungskurs teilzunehmen. Sie nahm sich fest vor, sich viel mehr mit Verteidigungstechniken zu beschäftigen, damit sie ihren Vater im Notfall vielleicht überrumpeln konnte. Yang hatte sie noch nichts davon gesagt. Dann brachte Qing aber den Einfall mit dem Gartenhaus und Yang schien auch nicht abgeneugt von der Idee. Das war die beste Option, die sie für heute hatten. Sie nickte, als Yang sagte, sie müssten vorsichtig sein. Qing wusste auch schon genau, an welcher Stelle des Zauns sie reinschlüpfen könnten, das hatte Juli ihr auch gezeigt. Das würde also alles ein Kinderspiel werden. //Keine Sorge, ich kenne mich aus.// Gestikulierte Qing und lächelte ihrem Bruder zart, aber zuversichtlich zu. Sie liefen die Straße hinunter und Qing konnte nicht anders, als ihre Umgebung genau im Auge zu behalten. Sie war jederzeit auf Gefahr eingestellt. Das war sicher nicht gesund für ihr Nervenkostüm, doch es war eine Art Überlebensinstikt. Dann blieb Yang aber stehen und bei seinen Worten nickte sie. Sie kannte die Container ebenfalls, denn Yang hatte ihr schon früh gezeigt, dass man dort noch essbare Sachen finden konnte. Jetzt erst bemerkte sie, wie hungrig sie eigentlich war. Die letzte Mahlzeit hatte sie am Morgen zu sich genommen, noch bevor ihr Vater aufgestanden war. Bei der nächsten Frage nickte Qing wieder. Sie lies kurz Yangs Hand los, um ihm eine Antwort zu gestikulieren. //Ich kenne das Gartenhaus sehr gut. Ich weiß auch, wo der Schlüssel ist. Juli hats mir gezeigt.// Sie zögerte kurz. //Für schlechte Zeiten.// Dabei verzog sie leicht das Gesicht. Yang würde sich sicher denken können, dass Juli auch schon Wind von ihren Zuständen zuhause bekommen haben musste. Qing nahm dann aber wieder Yangs Hand und ging mit ihm zum Supermarkt. Es war schon spät am Abend und der Parkplatz war leer. Sie bogen in eine dunkle Ecke ein, eine Gasse, die hinter das Geschäft führte. Qing blieb stehen und gestikulierte: //Warte hier. Ich mache das.// Sie wollte nicht, dass Yang in seinem Zustand noch in einen Container klettern musste und sich dort dann vielleicht noch eine Infektion oder schlimmere Verletzungen zufügte. Sie kletterte nach oben, wartete einen Moment, bis sich ihre Augen an die dunklen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten und lies sich dann vorsichtig in den Container hinab. Zum Glück hatte sie ihr Handy mit der Taschenlampe bei sich. Qing rümpfte die Nase, denn es stank wirlklich hier unten, doch sie begann trotzdem zu suchen und fand schon bald ein paar Bananen, die zwar sehr braun waren, aber noch essbar. Dazu eine ganze Schachtel abgelaufener Instant Suppen. In dem Gartenhäuschen gab es einen Wasserkocher! Qing fand außerdem noch etwas Schokolade und zwei Packungen Müsli. Sie warf alles über den Rand des Containers, dann fiel ihr noch eine Packung Gummibärchen ins Auge. Sie wusste, dass Yang diese gerne mochte. Ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie das Päckchen in ihren Hosenbund steckte und aus dem Container kletterte. Sie klopfte sich etwas die Hose ab, als sie wieder vor Yang stand und lächelte ihn leicht an. Wenigstens hatten sie etwas zu essen. Dann zog sie die Gummibärchen aus ihrem Hosenbund, reichte sie Yang und gab ihm zart einen Kuss auf die Wange.
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    Beitrag von Edgy Demon Lord Sa Okt 15, 2022 4:41 pm

    Erneut wartete Mingjue geduldig auf Yaos Antwort - immerhin hatte er keine Ahnung, was genau in dessen Kopf vor sich ging. Er selbst war ziemlich hin und hergerissen. Auf der einen Seite war es vermutlich gut, dass Yao nicht vollkommen vor Berührungen zurückschreckte. Irgendwie war es auch gut, dass Yao bei ihm Schutz suchte - auch wenn es ihm lieber gewesen wäre, wenn es gar nicht nötig gewesen wäre. Andererseits war es ein wenig besorgniserregend, dass Yao diesen Schutz bei jemandem suchen musste, mit dem er bis vor ein paar Tagen noch im streit war; um es milde Auszudrücken. Man könnte irgendwie meinen, dass Yao inzwischen andere Leute kannte, denen er mehr vertrauen würde, doch das schien nicht der Fall zu sein. “Dafür brauchst du dich nicht bedanken”, murmelte er, als Yao danke sagte. Mingjue verstärkte die Umarmung ein wenig, als sich Yao enger an ihn heran kuschelte. Auch machte er keine Anstalten, aufzustehen, oder aufzuhören, ihm über die Haare zu streicheln, selbst als Yao seinem Plan zustimmte. Dieser schien das Kuscheln wirklich zu brauchen, also war es das Mindeste, was Mingjue gerade tun konnte. Erst als Yao anstalten machte, sich wieder aufzurichten, ließ Mingjue ihn los. “Ich werd nicht lange weg sein”, versprach er noch einmal, bevor er sich erhob. Fast schon war er aus der Tür, bevor er Yaos leise bitte hörte. Er drehte sich noch einmal zu diesem um und nickte leicht. “Natürlich.”
    Damit ging er nach oben ins Bad. Während er heißes Wasser in die Wanne ließ, suchte er noch in dem kleinen Körbchen mit Badezusatz nach etwas, das Yao gefallen könnte - irgendwas zur Entspannung. Das müsste er für Huaisang nur später nachkaufen. Jetzt, wo er gerade an Huaisang dachte, wäre es vielleicht schlau, diesen und Cheng vorwarnen, dass sie einen weiteren Gast im Haus hatten. (Und Huaisang darum zu bitten, Rücksicht zu nehmen und Yao nicht direkt anzufreunden). Also schrieb er beiden schnell eine Nachricht. Danach legte er noch ein flauschiges Handtuch heraus und suchte in seinem Schrank nach Kleidung, die bequem und relativ klein war. Bequeme Sachen waren nicht das Problem, aber Yao würde in allem sicher untergehen. Doch da er sich diese Sachen gewünscht hatte, legte Mingjue sie auch zurecht. Auch stellte er ihm einen Erste-Hilfe-Koffer und Salben hin, falls Yao doch verletzter war, als er zugeben wollte. Zumindest würde es etwas gegen die blauen Flecken helfen. Während er all das tat, drehten sich seine Gedanken darum, wie er Yao am besten weiterhelfen konnte. Das würde er natürlich nicht alleine entscheiden können, aber er konnte auch nicht einfach nicht darüber nachdenken. In seinen Gedanken, war es immer noch eine sehr valide Möglichkeit, Jin Guangshan einfach die Faust ins Gesicht zu donnern, so unrealistisch das auch war.
    Nachdem er alles vorbereitet hatte, ging er zurück ins Wohnzimmer und studierte Yaos Form noch einmal. “A-Yao, fühlst du dich dazu in der Lage, die Treppe selbst hoch zu laufen oder soll ich dich noch einmal tragen? Das wäre kein Problem.” Er war sich nicht wirklich sicher, ob Yao mental oder körperlich in der Lage dazu war. Immerhin war es doch noch möglich, dass dieser irgendwie verletzt war, was das Laufen erschweren könnte.

    Kurz hielt Yang inne, als Qing meinte, Juli hätte ihr alles im Gartenhaus für schlechte Zeiten gezeigt. Das bedeutete, dass diese mehr wusste, als sie eigentlich sollte. natürlich konnte er von Qing nicht verlangen, dass sie ihren wenigen Freunden überhaupt nichts sage oder alles versteckte - oder das diese nicht eins und eins zusammenzählen konnten - und doch gefiel es ihm das überhaupt nicht. Es war immer eine kleine Gefahr da, dass jemand zu seinen Eltern rennen würde und sie dann Probleme kriegen würden. Oder dass die Leute dann nicht mehr mit Qing befreundet sein wollten und darüber lachen würden. So wie es Yang passiert war, als er jünger gewesen war und noch versucht hatte, Freunde und Hilfe zu finden. Aber anscheinend war weder das eine noch das andere passiert. “Du hast jemand Gutes gefunden”, meinte er mit leicht belegter Stimme. Auch wenn es ihm sorgen bereitete, wollte er Qing das nicht kaputt machen. Sie hatte besseres verdient.
    Schon waren sie auch bei den Containern des Supermarktes angekommen. Yang war Qing unglaublich dankbar, dass sie sich bereit erklärte, in diese zu klettern. Es wäre für ihn gerade sehr anstrengend und schmerzhaft gewesen. “Danke und sei vorsichtig”, meinte er noch, bevor er ihre Hand losließ. Während er wartete und zusah, wie ab und zu etwas aus dem Container gelogen kam, lehnte er sich gegen die Wand. Das war das erste Mal, seit das Ganze angefangen hatte, dass er ein wenig runter kam. Während das Adrenalin langsam seinen Körper verließ, nahm dafür der Schmerz zu.Jeder Atemzug löste eine neues Stechen und Reißen aus und sein Kopf schien in Flammen zu stehen. Er schloss für einen Moment die Augen, auch wenn alle seine Instinkte dagegen sprachen und ihn förmlich anschreien aufmerksamer zu sein. Das war nicht die beste Gegend und man wollte nicht mitten in der Nacht von irgendwem überrascht werden. Ihr Vater hatte echt mal wieder ganze Arbeit geleistet. Seine Schwester hatte eigentlich recht; so konnte es nicht weiter gehen. Vor allem, weil er langsam das Gefühl hatte, er könnte nicht mehr garantieren, dass ihr nichts passierte. Qing hatte ihren eigenen starrsinnigen Kopf, was sehr gut war. doch das bedeutete auch, dass Yang sich darüber Gedanken machen musste, dass sie sich vielleicht auch in zukünftigen Auseinandersetzungen mit ihrem Vater einmischen würde. Manchmal wünschte er sich, er könnte ihrem Vater einfach ein Messer in die Kehle rammen und das wars. Damit würden sich doch all ihre Probleme in Luft auflösen. Wenn es doch nur so einfach wäre. Dann hätte er das schon vor Jahren getan. Aber es gab zu viele Unsicherheiten. Wäre er alleine, hätte er es vermutlich getan, aber Qing wollte er den Problemen, die damit einhergingen nicht aussetzen. Er fühlte sich jedes Mal so unglaublich hilflos, wenn er darüber nachdachte.
    Bevor er sich weiter in Gedanken oder dem Schmerz verlieren konnte, kletterte Qing wieder aus dem Container. Überrascht nahm er die Gummibärchen entgegen. Ein winziges Lächeln trat auf seine Lippen, bei dem kurzen Kuss auf die Wange. “Du bist zu gut zu mir”, murmelte er. Damit stieß er sich von der Wand ab, nur um sofort die schnelle Bewegung zu bereuen. Er verzog kurz das Gesicht, als sich sein gesamter Körper beschwerte. Etwas langsamer sah er sich nach einer Tüte um, die nicht ganz widerlich aussah, was erstaunlich schnell in dem Müll aufzufinden war. Alles, was Qing gefunden hatte, wurde dort reingestopft. “Also, dann auf gehts. Du leitest den Rest der Operation, immerhin kennst du dich bei Juli aus”, meinte Yang. Er hielt Qing wieder die Hand hin, damit sie sich auf den Weg machen konnten. Es wäre wirklich gut, wenn er sich demnächst hinsetzen könnte. “Aber hey, eine gute Sache hat das doch: wir müssen und heute nicht mehr mit unserem Vater abgeben”, versuchte Yang die Situation mit sehr schwarzem Humor aufzulockern.
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    Beitrag von Airplane-Bro So Okt 16, 2022 1:33 pm

    Wäre es ein anderer Umstand gewesen, hätte Yao nun sicher wissend über diese Aussage geschmunzelt. So war Mingjue immer gewesen. Er wollte keinen Dank, für ihn war das eine Selbstverständlichkeit, doch Yao empfand dies nicht so. Er fühlte sich schuldig und ganz so, als ob er diese Behandlung nicht verdient hatte. In Mingjues Armen war es so warm und sicher, dass er diese Umarmung schon direkt vermisste, als sie sich voneinander trennten.
    Yao sah Mingjue kurz nach, bevor dieser im Bad verschwand. Er senkte dann den Blick zu Mr. Schnuggels und fuhr ihm zart über sein Plüschfell, dann blickte Yao zu der Tasse mit der dampfenden Milch und allem, was noch bereit stand. Wieder diese Schuldgefühle, die ihn verfolgten... Yao beugte sich vor und tat sich etwas von dem Kakaopulver und dem Honig in die Milch. Er mochte seine Getränke gerne süß und das hatte Mingjue sich scheinbar gemerkt. Außerdem konnte er jetzt etwas Zucker gebrauchen. Er tat sich noch ein paar von den Mini-Marshmellows dazu und lehnte sich mit der Tasse zurück. Er rührte eine Weile und versank dabei in Gedanken. Ihm war irgendwie schlecht, gleichzeitig knurrte ihm der Magen. Ein Gefühl, was er nur zu gut kannte. Er hatte vorhin nicht viel essen können, bevor...
    Yao fuhr sich gestresst durchs Haar, bevor er einen Schluck von seiner heißen Schokolade trank und nun auch nach dem Muffin griff. Auf diesem waren kleine Zuckerperlen drauf, die aussahen wie kleine Hunde. Auf Yaos Lippen schlich nun ein wehmütiges Lächeln. Wenn man Nie Mingjue von außen bei seiner Arbeit bertrachtete, würde man wohl nicht darauf kommen, dass in ihm ein so weicher Kern steckte. Ob er diese Verzierung für Huaisang drauf gemacht hatte? Wieder ein Stechen in Yaos Brust, dieses Mal aus Sehnsucht. Er wünschte sich auch ein warmes und liebevolles Zuhause. Wer wusste schon... vielleicht hätte er dann nie diese schlimmen Dinge getan...? Yao lief ein Tränchen über die Wange. Er strich es weg und aß ein paar Bissen von dem Muffin, doch er schaffte es nicht ganz diesen zu essen und legte ihn, halb in das Papier eingewickelt, wieder zurück. Er würde ihn morgen zu Ende essen. Er aß noch die kleinen Marshmellows von einem Getränk runter und trank dieses aus, bis er seinen Freund wieder hinter sich hörte. „Mh.“ Machte er nachdenklich und schälte sich aus der warmen Decke, setzte den Bären sehr liebevoll auf diese und stand langsam auf. Im nächsten Moment zog er schmerzerfüllt die Luft ein und lies sich wieder zurück auf die Couch sinken. Sein Knöchel schmerzte höllisch und Yao war etwas verwirrt. In all der Panik und Hektik hatte er seinen Sprung aus dem Fenster schon vergessen, bei dem er umgeknickt war. Yao beugte sich runter und zog sein Hosenbein etwas hoch. Sein Knöchel war leicht angeschwollen. „Ich... ich glaub mein Knöchel ist verletzt.“ Sagte er dann leise und sah entschuldigend zu Mingjue auf. Er wollte eigentlich nicht noch mehr von ihm verlangen. „Kannst du mir vielleicht etwas helfen?“ Fragte er betrübt. Er lies sich von Mingjue nochmal hochheben und hielt sich an ihm fest, während dieser ihn nach oben ins Bad brachte. Yao versuchte sich von dem Schmerz in seinem Knöchel abzulenken, während er sich die Fotografien und gemalten Bilder im Flur ansah. Diese waren von Huaisang, er erkannte den Stil sofort. Yao legte seinen Kopf an Mingjues Schulter an und schloss kurz die Augen, bis sie im Bad waren. Auch hier sah alles noch aus wie früher und es duftete nach Magnolien. Das war damals auch schon Huaisangs Verdienst gewesen, denn er hatte überall Duftstäbchen aufgestellt. Mingjue setzte ihn auf der Toilette ab, wo Yao dann zögerlich anfing, sich auszuziehen. „Ich... komme nicht alleine in die Wanne. Kannst du kurz hier bleiben?“ Sein Überlebensinstinkt meldete sich, sagte ihm, dass er sich nicht vor anderen entblößen sollte, doch Yao wusste, dass es nicht anders ging, er würde Mingjues Hilfe nochmal brauchen, um in die Badewanne zu kommen. Als er den Pulli ablegte und den Blick auf seinen dünnen Körper frei gab, schielte Yao beschämt zu Mingjue. Neben den blauen Flecken an seinen Handgelenken, hatte er auch welche an seinem Oberarm, wo ihn Guangshan vorhin unsanft aufs Bett geschubst hatte.Yao stellte seinen unverletzten Fuß auf und stützte sich mit der Hand auf der Toilette ab, um seine Hose über seinen Po zu ziehen. Das war sehr einfach, da er nur eine Jogginghose trug. Er lies die Hose zu seinen Füßen sinken und schüttelte sie leicht ab, verzog dabei aber wieder das Gesicht, denn sein Knöchel dankte ihm dies nicht. Nun fühlte Yao sich wirklich unwohl, denn er war vollkommen nackt. So gut es in dieser Position ging, war er in sich gekauert und hatte seine Arme über seinen Schoß gelegt. Außer an seinem Knöchel, hatte er erstmal keine sichtbaren weiteren blauen Flecken, doch an seiner Taille hatte er einige Kratzer, die von einem kleinen Kampf berichteten. „Tut mir leid.“ Sagte er beschämt. „Kannst du mir in die Wanne helfen?“ Yao bekam diese Worte kaum heraus.

    So schlimm dieser Tag auch gewesen war; als Qing nun Yangs kurzes Lächeln sah, (und dieses Mal wusste sie, dass es echt war) hatte sie das Gefühl, dass ihr Leben doch auch sehr gute Momente hatte, für die es sich lohnte, jeden Tag weiter zu machen. Sie glaubte daran, dass sie eines Tages in Frieden ohne ihren Vater leben würden. Dann wurde Qings Miene aber wieder besorgter, als sie sah, dass Yang sich beim aufrichten wieder etwas krümmte. Er tat es zwar so minimal, dass es jedem anderen wohl nicht aufgefallen war, doch Qing kannte ihren Bruder zu gut, um es besser zu wissen. Allerdings wusste sie auch, dass es nichts bringen würde, ihn darauf anzusprechen. Trotzdem gestikulierte sie ein besorgtes //Hälst du noch durch?// Yang suchte dann aber auf dem Boden etwas und Qing konnte sich schon vorstellen, was. Sie half ihm dabei, alle Lebensmittel aufzusammeln und in die Tasche zu stecken. Die Worte ihres Bruders spornten sie zudem noch an. Endlich konnte sie mal helfen! Sonst war es immer Yang, der Ideen in einer misslichen Lage haben musste. Qing streichelte mit ihrem Daumen zart über die Hand ihres Bruders, nahm ihm noch die Tüte aus der anderen Hand, damit er Keim unnötiges Gewicht tragen musste und ging dann voraus. Bei seiner Bemerkung schaute sie jedoch zu ihm rüber und lächelte nun tatsächlich. Es war für Qing tatsächlich eine gute Sache, nicht in der Nähe ihres Vaters sein zu müssen. Unterwegs sah Qing immer mal wieder prüfend zu Yang und sie konnte erkennen, wie erschöpft dieser war und schmerzen hatte er auch... Doch zum Glück waren sie bald bei Julis Haus angekommen und Qing suchte die Stelle im Zaun, durch die man sehr einfach durchkam, ohne sich groß verbiegen zu müssen. Trotzdem hielt sie den Draht für Yang hoch, als dieser an der Reihe war, dann deutete sie auf das Häuschen, dass sehr versteckt im Schutz von zwei großen Bäumen stand. Qing warf einen kurzen Blick zum Haus, in dem Juli warf. Dort war alles dunkel. Dann nahm sie wieder Yangs Hand und lief mit ihm zum Häuschen. Sie deutete Yang an, dass er kurz die Tüte halten sollte, dann bückte sich Qing und atmete erleichtert auf, als sie den Schlüssel tatsächlich unter einem der Dekosteine fand. Sie schloss die Hütte auf und hielt Yang die Tür auf, bevor sie ebenfalls eintrat und sehr gezielt zu einer Schublade ging, in der eine kleine Taschenlampe lag. Juli hatte nicht zu viel versprochen und Qing dankte ihr gedanklich dafür. Sie schaltete die Lampe an und sah zu Yang. In ihrem Blick lag wieder Sorge und sie wollte sich jetzt die Verletzungen ansehen.
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    Beitrag von Edgy Demon Lord Di Okt 18, 2022 2:43 am

    Als er wieder zurück ins Wohnzimmer kam, stellte Mingjue fest, dass Yao zumindest die Milch ausgetrunken hatte und anscheinend auch etwas von dem Muffin gegessen hatte. Das war schon mal ein gutes Zeichen. Auch sah er nicht mehr ganz so am Ende mit der Welt aus, als er ihn abgeholt hatte. Als Yao jedoch aufstand und sofort vor Schmerz aufstöhnte und wieder zurück fiel, war die Sorge wieder zurück. Sofort war er an dessen Seite. In seiner Zeit als Coach und generell im Sport hatte er eine Vielzahl an Verletzungen gesehen. Auf den ersten Blick, würde er sagen, Yao war vermutlich schwer weggeknickt. Das würde zwar noch eine Weile Schmerzen, aber war nichts, weshalb er ihn sofort ins Krankenhaus fahren müsste. Der Fuß sah zwar angeschwollen aus, aber sonst normal, weshalb Mingjue vermutete, dass dieser zumindest nicht gebrochen war. "Schon gut, ich habs immerhin angeboten", sagte Mingjue, als Yao so geknickt zugab, dass er Hilfe brauchte. Vorsichtig hob er ihn wieder hoch. Für Mingjue war das tatsächlich keine große Anstrengung. Immerhin war der Weg zum Bad auch nicht sonderlich weit. Er wollte schon wieder das Zimmer verlassen, um Yao seine Privatsphäre zu gehen, als dessen Stimme ihn zurückhielt. Also drehte sich Mingjue wieder halb in dessen Richtung. Er versuchte allerdings ihn nicht allzu sehr zu mustern. Immerhin war offensichtlich, wie unangenehm Yao die ganze Situation war. Ganz konnte er das jedoch nicht vermeiden, wenn auch nur um zu kontrollieren, dass Yao nicht noch weitere Verletzungen hatte. Erneut musste Mingjue seine Wut herunter schlucken. Das Bild, was passiert sein musste, wurde in seinem Kopf immer klarer. Er hatte Yao nach ihrem Gespräch auf der Gala nicht einfach wieder gehen lassen sollen. Das war ein großer Fehler gewesen. Trotzdem schaffte er es irgendwie seine Stimme halbwegs ruhig zu halten, als Yao ihn darum bat, ihn in die Wanne zu setzen. "Okay. Ich werde dich nur soweit anfassen, wie es nötig ist...Es tut mir leid, falls dir das gerade unangenehm sein sollte." Mingjue bewegte sich erneut langsam und machte seine Bewegungen deutlich, damit Yao nicht plötzlich überrascht wurde, wenn seine Hände auf dessen Haut lag. Vorsichtig hob er ihn wieder hoch und setzte ihn langsam in der Badewanne ab. "Lass dir so viel Zeit, wie du willst. Wenn du noch etwas brauchen solltest oder sonst etwas ist oder du wieder raus willst, dann ruf nach mir. Und sonst wird dich auch niemand stören." Er versuchte, Yao noch einmal aufmunternd zu zu lächeln. Damit ließ er Yao dann allein. In der Zeit, wollte er eine Schiene für den Knöchel und ein paar Krücken heraussuchen (Dinge, die sich eben ansammeln, wenn man Football-Coach ist und es pro Jahr mindestens eine Person der Mannschaft den Fuß verletzt). Für heute war es völlig in Ordnung, wenn er Yao weiter tragen würde. Aber das war auf Dauer keine Lösung. Abgesehen davon, wollte Mingjue auch noch eine Kleinigkeit zu Essen für ihn und Yao zubereiten. Vielleicht etwas, was leicht im Magen lag. Es musste ja nicht viel sein, aber eine Kleinigkeit sollten sie wenigstens zu sich nehmen. Kurz spielte Mingjue mit dem Gedanken nach dem Alkohol zu greifen. Das wäre jetzt mehr als angebracht. Aber es konnte immer noch passieren, dass er  Yao ins Krankenhaus fahren musste oder noch jemand anderes anrief, weil etwas passiert war. Also verwarf er den Gedanken wieder. Stattdessen tätschelte er Mr. Snuggles im Vorbeigehen einmal auf den Kopf. Das half auch.

    “Natürlich. Es braucht schon ein bisschen mehr, bevor ich zusammenklappe”, antwortete Yang auf Qings Frage, ob er noch durchhalten könnte. Das war eine seltsame Mischung aus Wahrheit und Lüge. Er konnte sich auf jeden Fall dazu durchringen weiterzumachen - noch eine ganze Weile sogar. Aber Gleichzeitig würde er nichts lieber tun, als sich hinzusetzen und und auszuruhen. Dementsprechend war er auch sehr froh über Qings Hilfe.
    Zum Glück war das Grundstück, das sie nun ansteuerten, auch nicht allzu weit weg. Yang behielt dabei die Gegend im Auge, damit sie auch niemand bemerkte, während sie durch die Lücke im Zaun schlüpften. Es schien allerdings alles ruhig zu sein. Sie kamen ausnahmsweise ohne Probleme bei dem Gartenhaus an und Qing fand auch schnell den Schlüssel. Sobald sie drinnen waren und die Tür geschlossen war, lehnte sich Yang dagegen und atmete durch; soweit das gerade ging. Sein Blick wanderte durch den kleinen Raum. Es sah sehr gemütlich eingerichtet aus. Hier würde es sich auf jeden Fall sehr gut aushalten lassen. Vor allem, weil er einige ordentlich zusammengelegte Decken und Kissen im Halbdunkel ausmachen konnte. Auch gab es eine weitere Tür, die anscheinend in ein Bad führte. Das war mehr, als Yang sich erhofft hatte. Dann bemerkte er, dass Qing ihn erneut voller Sorge ansah. Er kannte diesen Blick nur zu gut. “Schon gut, schon gut. Ich werd das Blut abwaschen gehen und dann kannst du dir das gerne angucken. Wenn du drauf bestehst. In der Zwischenzeit, würde es unglaublich helfen, wenn du dich schon mal um das Essen kümmern würdest.” Er hielt die Tüte etwas höher. Es war zwar nicht viel, was wirklich zu tun war, aber Qing könnte die Suppen schon einmal aufgießen.
    Damit ging Yang in das kleine Bad. Er sah in den Spiegel über dem Waschbecken. Auch wenn sie gerade nur die Taschenlampen und Handys als Lichtquellen hatten, war es hell genug, um das ganze Ausmaß der Verletzungen zu erkennen. Es war schlimmer als gedacht. Die offene Stelle an der Seite seines Kopfes war größer als er erwartet hatte und die Blutung hatte noch nicht gestoppt. Kein Wunder, dass Qing ihn so ansah. Seine gesamte Gesichtshälfte hatte angefangen, sich dunkler zu verfärben - über die Wangenknochen und den Kiefer zogen sich Spuren in unterschiedlichen Blau-, Rot- und Grüntönen, die nur noch dunkler und schlimmer werden würden. Die Partie um sein Auge war leicht angeschwollen. Da wollte er gar nicht erst wissen, wie sein Oberkörper aussah. Vorsichtig streifte er seine Lederjacke wieder von den Schultern. Dann stellte er das Wasser an und begann systematisch und vorsichtig das Blut aus seinem Gesicht und aus den Haaren zu waschen. Zumindest so gut es über dem Waschbecken möglich war. Immer mal wieder musste er einen schmerzhaften Laut unterdrücken, wenn das Wasser mit der Platzwunde in Kontakt kam. Nachdem das Gröbste weg war, kam er wieder in das eigentliche Zimmer und setzte sich auf eines der sehr bequemen Kissen und lehnte sich an die Wand.
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    Beitrag von Airplane-Bro Di Okt 18, 2022 10:57 pm

    Yao war mal wieder überrascht davon, wie feinfühlig Mingjue war. Er hatte ihm kaum etwas gesagt, doch dieser schien eine Ahnung zu haben, was Yao Zuhause passiert sein musste und entsprechend rücksichtsvoll war dieser nun. Das rührte Yao schon wieder unglaublich und er nickte leicht, zuckte auch tatsächlich nicht zusammen, als Mingjue ihn berührte. Dessen Hände waren warm, auch wenn es eigenartig war, dass er ihn so nackt anfasste und ihn sogar trug. Yao versuchte das Schamgefühl etwas herunterzuschlucken. Er wusste, dass Mingjue ihn nicht mustern würde. Dieser war schließlich nicht sein Vater. Sein Freund setzte ihn dann sehr vorsichtig in die Wanne und wieder war Yao davon überrascht, mit welcher Leichtigkeit er dies tat. Er nickte nochmal leicht, bei Mingjues Worten und erwiderte sogar das Lächeln ganz leicht. Er sah ihm nach, bis die Tür zu war, dann lies Yao sich mit dem Rücken gegen die Wanne sinken und lehnte sich zurück. Er sah zur Decke hoch und das war jetzt der erste Moment, seit seiner Flucht aus dem Haus, dass er das Gefühl hatte, seinen Körper ein wenig zu spüren. Das war ein sehr kompliziertes Gefühl... Yao schossen die Tränen in die Augen, doch er schloss sofort seine Lider und verkniff sich diese. Dann lies er sich komplett ins Wasser gleiten, sodass auch sein Kopf unter Wasser war. Die Wärme umfing ihn ganz und er hatte das Gefühl, dass er sich für einen Moment komplett vor der Welt abkapseln konnte. Yao blieb so lange unter Wasser, bis er die Luft nicht mehr anhalten konnte. Dann tauchte er auf und musste sein Haar erstmal wieder aus dem Gesicht streifen. Dieses lange Haar.... Guangshan hatte ihm wieder gesagt, wie sehr er es liebte. Yao hasste es gerade... Er lies seinen Kopf nochmal nach hinten gegen den Wannenrand sinken und versuchte, seine Gedanken wieder etwas zu klären. Für ein paar Minuten zumindest,... dann bemerkte Yao, dass er dazu einfach zu aufgewühlt war. Er hatte so viele negative Gefühle gerade in sich, dass er glaubte, sie würden ihn ersticken. Er begann sich zu waschen – regelrecht zu schrubben, doch das Gefühl, dass Guangshan seinen Geruch an ihm zurückgelassen hatte, machte Yao fast verrückt. Es dauerte fast eine Stunde, in der er immer wieder leise weinte und sich anschließend dafür ermahnte. Mordgedanken kamen ihm in den Sinn. Dieses Mal würde Yao sich das nicht mehr gefallen lassen. Guangshan sollte bereuen, was er getan hatte. Was er ihm all die Jahre angetan hatte!
    Als das Wasser fast nurnoch lauwarm war, rappelte Yao sich auf. Er griff nach einem der Handtücher auf dem Wannenrand und trocknete damit im Sitzen erstmal sein Haar, dann wickelte er es sich um den Kopf und stemmte sich hoch, sodass er auf einem Fuß stehen konnte. Kurz überlegte Yao, ob er Mingjue rufen sollte. Aber eigentlich wollte er ihm nicht noch mehr Umstände bereiten. Also kämpfte Yao sich aus der Wanne und setzte sich dann wieder auf den Rand, als er über diesen gestiegen war. Das kalte Porzellan unter seinem Po, jagte ihm eine Gänsehaut über den Körper. Er trocknete sich ab, war besonders vorsichtig an seinem verletzten Knöchel und versuchte dabei so wenig wie möglich seinen eigenen Körper anzuschauen, aus Angst, dass er noch mehr sehen würde, was ihn vielleicht schocken könnte. Yao schaffte es auch irgendwie, die Kleidung anzuziehen und er merkte gleich, dass diese ihm viel zu groß war, doch schon als er den Hoodie über seinen Kopf zog und diesen vertrauten Duft roch, fühlte er sich wieder etwas sicherer – und vor allem hatte Yao jetzt das Gefühl, dass er Guangshans Geruch nicht mehr in der Nase hatte.Yao humpelte zur Tür, hielt sich dabei an der Wand fest, sodass er mit seinem verletzten Fuß nicht zu doll auftreten musste. Er öffnete diese und spähte auf den Flur. Im Bad war es schön warm gewesen, auf dem Flur fühlte es sich dagegen richtig kühl an. „A-Jue?“ Rief er und konnte schon ausmachen, dass dieser wohl unten in der Küche war.

    Yangs Antwort sorgte dafür, dass Qing wieder ein paar Tränen in den Augen brannten, doch sie blinzelte sie schnell weg. Sie wollte nicht, dass Yang sich schon wieder Sorgen machen musste. Ihr Bruder sollte nicht noch mehr aushalten müssen. Qing konnte es kaum noch ertragen, ihn ständig so verletzt zu sehen. Vorallem heute war es besonders schlimm. Sie hielt ihn auf der ganzen Strecke fest bei der Hand, sah immer wieder zu ihm rüber, um sich zu vergewissern, dass er nicht gleich in Ohnmacht fiel.
    Als sie endlich in der Hütte waren und die Tür geschlossen war, fiel auch etwas von der Angst und dem Stress von Qing ab. Sie nickte kurz, bei Yangs Worten, sah ihm aber dennoch besorgt nach. Sie war der festen Überzeugung, dass er einen Arzt brauchte. Die Platzwunde sah echt schlimm aus und musste sicher genäht werden, außerdem war nicht klar, welche Verletzungen Yang sonst noch davongetragen hatte. Einen Moment spielte Qing mit dem Gedanken, Juli anzurufen und sie um Hilfe zu bitten. Doch diesen Gedanken verwarf sie wieder, denn sie wusste, dass Yang das nicht gefallen würde und sie wollte ihren Bruder nicht noch mehr zumuten, als er gerade schon ertragen musste. Also stellte Qing erstmal Wasser auf und lies es kochen, dann goss sie es in die kleinen Becher der Fertigramen und deckte sie ab. Schon allein der Duft von warmem Essen sorgte dafür, dass Qings Magen laut knurrte. Doch die Nudeln mussten jetzt erstmal ziehen, also wartete sie nun darauf, dass Yang aus dem Bad kam. Sie füllte etwas Wasser in zwei Becher ab und trank einen kleinen Schluck, bevor sie aufsah, denn da schleppte ihr Bruder sich schon aus dem Bad und er sah in diesem Licht noch viel schlimmer aus als zuvor...
    Qing konnte nicht aufhören, sich Sorgen zu machen und gleichzeitig überkam sie ein großes Gefühl der Hilflosigkeit. Sie griff eine der Decken und ging damit zu Yang, legte sie diesem über und hockte sich vor ihn. Vorsichtig legte sie ihre Hand an seine Wange und deutete ihm an, dass er den Kopf etwas heben sollte. Die Wunde am Kopf blutete noch immer und Yangs Gesicht hatte ganz schön was abbekommen. Es war ein erschreckender Anblick. Qing holte etwas von der Küchenrolle, kam damit zurück und drückte diese dann zart auf die Wunde. „Wir können so nicht mehr weiter machen.“ Brachte sie nun leise hervor. Ihre Stimme klang beschlagen, denn es war lange her, dass sie zuletzt geschafft hatte, zu reden. Doch hier in der Hütte, alleine mit Yang, hatte Qing das Gefühl in Sicherheit zu sein. „A-Yang.... Ich hab Angst um dich.“ Flüsterte sie und nun konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Trotzdem gab sie ihrem Bruder den Becher in die Hand. Er musste etwas trinken.
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    Beitrag von Edgy Demon Lord Mi Okt 19, 2022 4:25 pm

    Mingjue versuchte, sich gerade mit dem Kochen ein wenig abzulenken. Er hatte Yao zwar gesagt, dass sich dieser so viel Zeit lassen sollte, wie er wollte, aber das bedeutete nicht, dass Mingjue sich nicht trotzdem Sorgen machte, je länger er nichts von Yao hörte. Er war schon mit allem fertig und hatte ihnen auch noch einmal heiße Getränke gemacht, bevor er Yaos Stimme wieder vernahm. Er machte sich wieder auf den Weg nach oben. Vielleicht bildete er es sich auch nur ein, weil er es wahrhaben wollte, aber Yao sah schon ein wenig besser aus. Unter anderen Umständen hätte Mingjue vielleicht gedacht, dass es irgendwie niedlich war, wie Yao in seinen Sachen fast unterging. Doch für so etwas hatte er gerade keine Gedanken übrig. “Soll ich dich noch einmal tragen? Oder willst du versuchen, selbst die Treppe runter zu laufen, dann würde ich dich nur stützen.”
    Als sie wieder unten im Wohnzimmer angekommen waren, setzte Mingjue Yao auf der Couch ab und setzte sich ihm gegenüber. “Ich werde mir deinen Fuß mal genauer ansehen, okay?” Er setzte Mr. Schnuggles wieder auf Yaos Schoß. “Das könnte ein bisschen weh tun”, warnte er, bevor er den Fuß vorsichtig ein wenig in seiner Hand bewegte. “Auf den ersten Blick würde ich sagen, dass nichts gebrochen ist. Es wird wahrscheinlich ein paar Tage bis zu einer Woche dauern, bis der Schmerz wird. In der Zeit solltest du den Fuß nicht belasten. Ich hab eine Schiene und Krücken für dich. Nur um sicher zu gehen, solltest du die Schiene aber auf jeden Fall länger tragen, als du denkst, dass du sie brauchst. Und wenn es gar nicht besser wird, sollten wir doch noch einmal ins Krankenhaus fahren.” Während er das sagte, zog er den Erste-Hilfe-Koffer zu sich heran. Er trug eine Creme auf, die eine schmerzlindernde und abschwellende Wirkung hatte, bevor er den Knöchel stabilisierend verband. “So, das wird dann schon wieder.”
    Dann gestikulierte er zu dem Tisch, auf dem er für jeden von ihnen einen Teller hingestellt hatte. “Wir sollten noch ein wenig essen. Es muss nicht viel sein, aber wenigstens ein bisschen.”

    Als Yang so aus dem Bad kam, konnte er die Fertigramen riechen und sein Hunger meldete sich ebenfalls zurück. Doch erst einmal, war er froh, dass er sitzen konnte. Dann kam A-Qing auch schon mit einer Decke zu ihm. “Danke”, murmelte er leise, als sie ihm diese umlegte. Diese war warm und weich und so viel besser als alles, was er selbst besaß. Für einen Moment wurde er an den Klassenausflug erinnert, bei dem er unter Xingchens warme Decke hatte schlüpfen können. Da erschien alles so einfach. Doch jetzt war es das komplette Gegenteil. Qing sah ihn mindestens so verzweifelt an, wie er sich fühlte. Als sie dann die Küchenrolle gegen seine Kopfwunde presste, konnte er ein schmerzhaften Keuchen nicht unterdrücken. Aber er wusste auch, dass es nötig war, die Blutung zu stoppen. Deshalb ließ er sie einfach machen. Seine Augen weiteten sich etwas, als Qing plötzlich anfing zu sprechen. Irgendwie hatte er damit gerechnet, dass sie weiterhin non-verbal belieben würde. Allerdings war das sehr gut. Das bedeutete, dass sie sich zumindest gerade sicher fühlte. Dann war es vermutlich die richtige Entscheidung gewesen, hierher zu kommen. “Ich weiß”, murmelte Yang leise. Er nahm ein paar Schlucke von dem Wasser, um zu überspielen, dass er sich mindestens genauso hilflos fühlte. Yang wusste ebenfalls keinen Ausweg aus all dem; sonst hätte er diesen schon vor langer Zeit gewählt. “Oh, A-Qing.” Er legte seine Hände gegen ihre Wangen und begann die Tränen wegzuwischen. Seine eigenen Augen begannen ebenfalls zu brennen, aber er schluckte die Tränen wieder runter. “Es gibt bestimmt einen Ausweg. Etwas, woran wir noch nicht gedacht haben. Uns fällt sicher etwas ein. Ich…gib mir ein paar Tage, okay? Heute kann ich nicht mehr so wirklich darüber nachdenken.” Innerlich kämpfte Yang mit sich selbst. Ein Teil von ihm wusste, dass er Hilfe brauchte und dass nicht weiter allein durchziehen konnte. Wenn nicht um seines Willen, dann für Qing. Sie hatte all das nicht verdient und Yan war sich nicht sicher, wie lange er sie noch alleine beschützen konnte. Doch ein großer Teil wehrte sich immer noch dagegen. Das würde er sich wahrscheinlich noch nicht einmal selbst eingesehen, aber er hatte Angst davor, was passieren würde, wenn mehr Leute von ihrer Situation wussten. Er würde sich definitiv nicht dazu durchringen können, irgendwelche Autoritätspersonen zu involvieren oder mit jemandem zu reden, dem er nicht hundertprozentig vertraute. Vielleicht, ganz vielleicht könnte er ganz vorsichtig mit Xingchen reden. Immerhin hatte dieser schon seine Hilfe angeboten. Auch wenn er das nicht wollte. Hoffentlich würde ihm noch etwas anderes einfallen.
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    Beitrag von Airplane-Bro Mi Okt 19, 2022 9:52 pm

    Es dauerte nicht lange, da erschien Mingjue schon wieder auf dem Flur und Yao entschied sich, dass er versuchen wollte zu gehen. Ein Teil von ihm genoss es zwar, sich von Mingjue tragen zu lassen, aber gerade stand ihm sein Stolz auch etwas im Weg. Yao lies sich also stützen und humpelte mühsam mit seinem Freund die Stufen runter, setzte sich dann auf die Couch zurück und blinzelte kurz etwas überrascht, als Mingjue ihm den Bären zurück gab. Dann verstand er aber wieso und er senkte kurz den Blick zu dem Plüschtier, umfasste es etwas fester und nickte. „Ist okay. Ich halt das schon aus.“ Sagte Yao und sah nun wieder zu Mingjue, der sehr vorsichtig das Bein der Jogginghose hochschob. Yao stellte fest, wie klein sein Fuß in Mingjues großer Hand aussah. Ihr Größenunterschied war schon immer irgendwie skurill gewesen. Von außen betrachtet hatten sie früher schon immer ein lustiges Bild nebeneinander abgegeben. Yao zog dann einen Moment schmerzhaft die Luft ein, doch er biss einfach die Zähne aufeinander und drückte den Bären fester. Er war erleichtert, dass sein Knöchel scheinbar nicht gebrochen war und gleichzeitig war er wieder beeindruckt davon, wie gute Mingjue sich auskannte. Und davon, mit wieviel feingefühl er ihn nun eincremte und verband. Yao betrachtete ihn, während er so auf seinen Knöchel konzentriert war, ein sanftes Lächeln legte sich auf Yaos Gesicht, auch wenn seine Augen noch immer etwas traurig aussahen. Als Mingjue dann wieder zu ihm aufblickte und etwas von essen sagte, bemerkte Yao, dass er ihm eben garnicht wirklich zugehört hatte. Das leichte Lächeln lag noch immer auf seinen Lippen. Yao löste eine Hand von dem Bären und streckte sie nach Mingjue auf, der gerade in perfekter Reichweite war. Er strich ihm eine seiner langen Strähnen hinters Ohr und lies seine Hand an dessen Wange liegen. „Nie Mingjue.“ Sagte er leise und lächelte etwas mehr. „Für so einen großen, kräftigten Typen, hast du verdammt viel Feingefühl.“ Yao lachte leicht. Er meinte dies absolut liebevoll. Dann beugte er sich vor und küsste ihn auf die Stirn, so wie es Mingjue vorhin bei ihm getan hatte, kurz schmiegte er dann seine Nase in Mingjues Haar. Er schien immer noch das selbe Kokosshampoo zu benutzen wie früher. Ein vertrauter Duft. „Danke. Wirklich... Du bist ein Engel.“ Flüsterte Yao in dessen Haar. Er konnte garnicht fassen, wie gut Mingjue gerade zu ihm war. Dabei hatte er dessen Fürsorge doch überhaupt nicht verdient... Seine Hand strich von Mingjues Wange zu dessen Hals und dann in den Nacken, wo er ihn zärtlich kraulte und einen Moment noch verweilte. „Danke.“ Hauchte er ihm noch einmal etwas atemlos ins Haar und es kam gerade wirklich von Herzen. Yao war etwas überwältigt.Er löste sich nur langsam wieder, seine Wangen hatten einen leichten Rotschimmer angenommen und er lachte wieder leicht. „Tut mir leid, wenn ich grad so emotional bin.“ Sagte Yao und wischte sich ein kleines Tränchen weg. „Wir sollten essen, bevor es kalt wird.“ Stimmte er Mingjue dann zu, hielt aber noch immer den Blickkontakt und machte nicht wirklich Anstalten sich zu lösen. Diese Berührungen fühlten sich gerade einfach so gut an. Sie waren warm und sicher. Liebevoll. Eigentlich wollte er sie nicht vermissen müssen, auch wenn es nur für einen Moment war. „Können wir hier auf der Couch essen? Und vielleicht... einen Film ansehen?“ Yao kamen schon wieder die Tränen, doch er blinzelte sie tapfer weg. „Vielleicht Cartoons?“ Er wischte sich eilig übers Gesicht, als er spürte, wie die Tränen schon wieder seine Wangen benetzten. „Entschuldige. Es geht gleich wieder.“ Schniefte Yao und lachte wieder leicht, um zu überspielen, wie überwältigt er gerade war. Das alles heute war einfach zu viel gewesen.

    Qing tat es schon wieder leid, dass sie ihrem Bruder weitere Schmerzen verursachte, doch sie wusste, dass es sein musste und Yang auch, weshalb er es wohl auch einfach hinnahm. Die Blutung musste irgendwie gestoppt werden, in der Hoffnung, dass es doch noch aufhören würde.
    Qing bemerkte dann aber durchaus den überraschten Blick ihres Bruders und sie konnte es verstehen. Sie sprach äußerst selten verbal. Es ging nicht immer. Wenn Qing unter Stress stand, Angst hatte, oder das Gefühl hatte, in einer unsicheren Umgebung zu sein, bekam sie keinen Ton heraus. Es war vermutlich nichts körperliches, was diese Stummheit auslöste. Es war eher etwas psychisches... Doch hier in der Hütte, weit weg von ihrem Vater und in Yangs Nähe, entspannte sich Qing etwas. Zwar stand sie noch immer etwas unter Stress, doch das war in erster Linie, weil sie sich Sorgen um Yang machte. Und sie sah in dessen Gesicht auch, dass Yang selbst am Ende seiner Kräfte war. Alles an seinem Zustand bereitete ihr Sorgen und ließen noch mehr Alarmglocken schrillen. Sie schluchzte leise und schmiegte sich der Hand ihres Bruders an, als sie die Berührung spürte. Sie hob ihre andere Hand und legte sie auf die von Yang. „Ja.... WIR werden uns etwas überlegen.“ Qings Stimme war sehr leise und belegt, doch sie betonte dieses Wort sehr klar. „Du musst das nicht alleine machen... ich bin da. Ich will dir auch helfen.“ Flüsterte Qing wieder. Sie wollte nicht immer nur diejenige sein, die von ihrem Bruder gerettet wurde. Nun war es an der Zeit, Yang zu retten. „Ich habe auch schon eine Idee. Aber erstmal musst du wieder zu Kräften kommen, ja?“ Qing nahm Yangs Hand in ihre und küsste sie, sah ihm noch einmal hoffnungsvoll in die Augen. „Es wird bald besser... Vater wird dir nicht mehr wehtun können...“ Versprach sie Yang und drückte seine Hand nochmal kurz. Dann lies sie aber kurz von ihm ab und ging zu dem Tisch, auf dem sie die Ramen abgestellt hatte. Sie nahm noch für jeden ein Paar Stäbchen und griff sich selbst eine Decke, mit welcher sie dicht zu Yang setzte. „Hier.“ Sie reichte ihm einen dampfenden Becher. „Ist sehr heiß.“ Sagte sie, obwohl sie wusste, dass Yang das auch wusste, doch er war so angeschlagen. Qing nahm mit zitternder Hand etwas von den Nudeln aus dem Becher und pustete kurz, dann sah sie zu Yang und schenkte ihm ein leichtes Lächeln. „Ich hab dich lieb, A-Yang.“ Flüsterte sie leise. „Ich werd dich beschützen. Wir passen aufeinander auf, ja?“ Kurz lächelte sie ihm zu, dann begann sie zu essen und es war fast schon unwirklich, wie gut sie die warme Mahlzeit im Bauch anfühlte.
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    Beitrag von Edgy Demon Lord Do Okt 20, 2022 5:06 pm

    Es überraschte Mingjue, als er wieder zu Yao aufsah und ihn dieser anlächelte. Das war das Letzte, mit dem er gerade gerechnet hatte. “A-Yao?”, fragte er vorsichtig, als dieser die Hand nach ihm ausstreckte. Er konnte sich gerade nicht vorstellen, was in dessen Kopf vor sich ging. Es wirkte schon fast so, als wäre Yao in einer Art Trance. Die Hand auf seiner Wange fühlte sich erstaunlich warm an. Er wusste nicht wirklich, wie er auf Yaos Worte reagieren sollte, oder darauf, dass Yao ihn nun auf die Stirn küsste. Für ihn war das hier gerade nichts besonderes. Dementsprechend hatte er auch das Gefühl, dass Yao gerade ein wenig übertrieb, als er ihn einen Egel nannte, aber er ließ ihn. Er würde einen Freund, der Hilfe brauchte, niemals im Stich lassen - auch wenn es eine Zeit gegeben hatte, in der Yao das vielleicht von ihm geglaubt hatte. Wahrscheinlich hätte er ihm sogar geholfen, wenn sie sich nicht ausgesprochen hätten und die Tatsache, dass Yao ihm Drogen untergemischt hatte, immer noch zwischen ihnen stehen würde. Es wäre ihm vermutlich schwerer gefallen, aber niemand hatte verdient, so etwas durchmachen zu müssen. Vorsichtig legte Mingjue einen Arm um Yaos Schultern. Die Hand in seinem Nacken und das Kraulen fühlte sich angenehm an. Mingjue lächelte ein wenig, als Yao sich wieder zurückzog und dann entschuldigte. “Kein Grund sich zu entschuldigen. Daran war nichts verwerflich. Und es ist mehr als verständlich, dass du aufgewühlt bist. Ich würde mir eher Sorgen machen, wenn du so tun würdest, als wäre alles normal und okay.” Bei den nächsten Fragen nickte er leicht. “Ich hätte das Essen nicht alles hierher gebracht, wenn wir nicht hier essen können.” Er bemerkte, dass sich schon wieder Tränen in Yaos Augen sammelten. Mingjue zog eine Box mit Taschentüchern unter dem Wohnzimmertisch hervor, stellte sie stattdessen auf diesen und schob sie in Yaos Richtung “Schon okay”, meinte er, “Wenn du weinen musst, dann ist das in Ordnung. Du musst deine Emotionen hier nicht unterdrücken.” Er würde niemanden aufgrund von Emotional verurteilen. Manchmal musste man einfach heulen. Dann griff Mingjue nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher an. "Cartoons, meintest du, richtig? Irgendwelche speziellen Wünsche oder soll ich einfach irgendwas anmachen, was mir ins Auge fällt?” Während er redete, schob er einen der Teller in Yaos Richtung. Hoffentlich würde sich so ein bisschen Normalität einstellen. Hoffentlich war das etwas, was Yao gerade gebrauchen könnte und ihm helfen würde.

    Yang hörte zu, wie Qing darauf bestand, dass sie gemeinsam eine Lösung finden würden. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, aber es erreichte seine Augen nicht. Eigentlich wollte er nicht, dass sie noch mehr in die ganze Sache involviert werden würde und ihr doch noch etwas passierte. Sie hatte schon genug getan. Gleichzeitig machte sich ein leichtes warmes Gefühl in ihm breit, bei dem Gedanken, dass er all das nicht alleine durchstehen musste. “Danke, A-Qing”, lächelte er, “Du hast recht, wir werden eine Lösung finden.”
    Vorsichtig nahm Yang den Becher mit den Ramen entgegen. Es war angenehm, etwas Warmes in den Händen zu halten. Bis zu diesem Moment hatte er nicht bemerkt, wie kalt diese eigentlich waren. Er sah zu Qing, als diese sich neben ihn setzte. Das kleine Lächeln und ihre Aussagen dazu waren zu viel für Yang. Er hatte das Gefühl, irgendetwas in seiner Brust würde zerbrechen. Langsam senkte er den Blick und starrte stattdessen auf die Nudeln in seiner Hand. “Es tut mir leid”, murmelte er, “Es tut mir so leid, A-Qing. Du hast das alles nicht verdient. Ich hätte besser aufpassen sollen.” Es fühlte sich an, als hätte er ihr gegenüber versagt. Sie sollte ein besseres Leben haben und nicht hier in irgendeinem Gartenhaus sitzen müssen; das immer noch die beste Unterkunft darstellte, die sie seit langem hatten. Und abgelaufenen Ramen essen müssen, die sie aus dem Müll gefischt hatten. Es war nicht fair, dass sie zu Hause solche Angst haben musste und sich jetzt noch um ihn sorgen musste. Yang hatte wirklich versucht, sie so gut es ging von allem abzuschirmen und mal wieder war ihm das nicht gelungen. Gleichzeitig machte sich eine unglaubliche Wut auf seinen Vater in ihm breit. Dieser war für all das hier verantwortlich und trug keine Konsequenzen davon. Er machte immer nur so weiter. Sie wären so viel besser dran, wenn er einfach verschwinden würde - für immer und ihnen nichts mehr tun könnte. Yang hatte das Gefühl, seine Kehle würde sich zuziehen. Also stopfte er die heißen Ramen in seinen Mund und verbrannte sich leicht die Zunge. Doch das hielt zumindest die Tränen zurück. “Ich hab dich auch sehr lieb, A-Qing”, brachte er schließlich mit leicht belegter Stimme hervor. Er rutschte noch ein wenig näher an sie heran, sodass sie Schulter an Schulter saßen.
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    Beitrag von Airplane-Bro Do Okt 20, 2022 10:33 pm

    Yao meinte jedes seiner Worte ernst und vielleicht war es gerade wirklich ein bisschen so, als wäre er in Trance. Es passierten gerade so viele Dinge, die ihm unwirklich erschienen. Doch Mingjue reagierte mit einem Lächeln und er schien daran auch nichts unangemessenes zu finden. Yao nickte dann leicht und rutschte etwas auf der Couch zurück, als Mingjue sich neben ihn setzte und den Fernseher einschaltete. Yao griff nach einem Taschentuch aus der Box und schnäuzte sich einmal kurz die Nase, dann griff er den Teller und nahm etwas Gemüse mit den Stäbchen auf. Er sah dann aber zum Fernseher und lächelte schüchtern. „Können wir Biber Brüder schauen?“ Fragte er etwas verlegen. Das war eine Serie für Kinder, aber sie hatte einen sehr leichten Humor und sie erinnerte Yao immer an seine Kindheit. Er pustete leicht auf sein Essen und biss ein kleines Stückchen ab. Es war zwar einfach nur gedünstetes Gemüse, mit etwas Brühe, doch es schmeckte sehr gut.
    Während Mingjue in der Online Bibliothek suchte, musterte Yao ihn kurz von der Seite und fragte sich, was dieser wohl gemacht hatte, bevor er angerufen hatte. „Du hattest dich heute mal auf einen Abend alleine gefreut, nicht?“ Sagte Yao etwas schuldbewusst. „Jetzt, wo Huaisang mit meinem Bruder unterwegs ist.“ Fügte er noch an. Er vermutete stark, dass es Huaisang war, mit dem Zixuan losgezogen war, denn sein Bruder ging selten aus und er hatte vorhin zu seiner Mutter nur etwas mit einem Freund gesagt. Nicht, dass es seine Mutter interessiert hätte, sie hatte schließlich selbst etwas zutun gehabt. Aber Zixuan hatte sonst nur Freundinnen, darum konnte es kaum jemand anders sein. „Was war dein eigentlicher Plan?“ Fragte er dann noch nach, bevor er einen weiteren Bissen aß. Es tat zwar gut, etwas im Bauch zu haben, aber Yao schaffte gerade nicht viel. Nach ein paar Bissen, stellte er die Schüssel auf den Tisch und sagte leise. „Ich esse das noch. Später.“ Er zog seine Beine auf die Couch und wartete geduldig, bis Mingjue ebenfalls mit dem Essen fertig war, dann erst rutschte er langsam etwas näher. „Darf ich?“ Yao wartete kurz auf eine Reaktion von seinem Freund, bevor er sich anlehnte und leise seufzte. Eine Weile sah er auf den Bildschirm, doch er verfolgte die Serie nicht so wirklich. „Weißt du noch, damals,... wenn Huan und ich bei dir übernachtet haben und wir uns immer zu dritt in dein Bett gequetscht haben?“ Yao lächelte zart bei dieser Erinnerung. „Huan hatte immer eine Decke für sich, weil er schon so früh ins Bett ist und wir haben uns immer um die Decke gestritten, die wir uns geteilt haben.“ Lachte Yao nun leicht. „Ich hatte eigentlich immer genug Decke, aber ich wollte dich ärgern.“ Gab er zu und kuschelte sich an Mingjues Arm. Er wusste nicht, wieso ihm das jetzt gerade einfiel, doch er wollte diesen Gedanken irgendwie mit Mingjue teilen. „In der Mitte war es immer sehr gemütlich.“ Sprach er weiter, driftete dabei aber etwas ab.

    Qing erkannte die Traurigkeit in Yangs Lächeln und hätte sie seine Gedanken lesen können, hätte sie ihm wohl versucht zu erklären, dass sie genauso tief in all dem drin steckte wie Yang. Dass es ihre gemeinsame Sache war und er nicht alle Last immer alleine tragen musste. „Das werden wir. Ganz sicher.“ Versicherte sie ihm noch einmal. Bei Qings nächsten Worten, reagierte Yang so heftig, dass Qing sich kurz erschreckte. Nach außen hin hätte man es wohl kaum bemerkte. Yang war ein Experte darin, seine Gefühle zu verstecken, doch seine Mimik verriet Qing alles, was sie wissen musste und sofort wurde ihr wieder schwer ums Herz. Nicht nur das... es schmerzte regelrecht in ihrer Brust, als Yang so geknickt sagte, dass es ihm leid tat. Sofort schüttelte Qing den Kopf und stellte nochmal kurz ihre Ramen weg. Am liebsten hätte sie ihren Bruder in den Arm genommen, doch sie hatte zu viel Angst, ihn zu verletzen. „A-Yang, tu das nicht.“ Sagte sie leise und erneut kamen ihr die Tränen. Sie schüttelte den Kopf. „Du hast nichts falsch gemacht. Du hast immer alles gemacht, um mich zu beschützen.“ Presste sie hervor. „Wir haben das beide nicht verdient. Aber wir halten zusammen.“ Qing wischte sich mit dem Ärmel über die Augen, bevor sie alarmiert sah, wie Yang sich die heißen Nudeln einfach in den Mund steckte. „Nicht...“ Sagte sie leise, doch Yangs nächste Worte berührten sie wieder sehr und es war, als würde etwas von der Last auf ihrem Herzen verschwinden. Sie schmiegte sich ebenfalls etwas näher an Yang, als dieser näher rutschte und nahm dann wieder den Becher in die Hand. Es war nun einen Moment still, da sich wohl beide irgendwie aufs Essen konzentrierten. Das war auch mehr als nötig, denn Qings Magen war gerade sehr dankbar dafür. Doch als sie fast fertig war, wollte Qing Yang etwas auf andere Gedanken bringen, als warf sie einfach in den Raum. „Also... Xiao Xingchen.“ Begann sie und schielte aus dem Augenwinkel zu Yang, um seine Reaktion zu sehen. Er war so verliebt in diesen Jungen und Qing genoß es immer, diesen Glanz in Yangs Augen zu sehen, wenn er von ihm erzählte. „Du hast mir schon so viel von ihm erzählt. Aber nie, wie er aussieht.“ Qing schlürfte noch die Brühe aus ihrem Becher und stellte ihn dann weg, legte vorsichtig einen Arm um Yangs Schultern. „Ist er hübsch?“
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    Beitrag von Edgy Demon Lord Fr Okt 21, 2022 2:30 pm

    “Klar, sehr gerne”, meinte Mingjue, als Yao seinen Serienwunsch äußerte, “Ich muss es nur irgendwo online finden.” Er hatte wirklich nichts dagegen, dass es eigentlich eine Kinderserie war. Oft genug guckte er sich mit Huaisang zusammen auch Kinderfilme an. Wieso auch nicht. Manchmal hatte er das Gefühl, er könnte damit ein bisschen von der Kindheit einfangen, die er selbst nicht hatte haben können. Bei Yaos Frage, was er eigentlich vorgehabt hatte, brummte er leicht. “Eigentlich hatte ich nicht sonderlich viel vor. Ich wollte mir nur einen entspannten Abend machen und bei ein paar Serien aufholen, bei denen ich schon ne Weile hinterher hänge. Also hast du nichts aufregendes oder dramatisches unterbrochen. Und selbst wenn, dann wäre ich dich trotzdem hohlen gekommen.” Er zuckte leicht mit den Schultern, schaltete endlich die Serie ein und nahm sich ebenfalls den Teller. Jetzt wo Yao ihre Brüder erwähnt hatte, kam Mingjue noch ein weiterer Gedanke. “A-Yao”, setzte er vorsichtig an. Er wusste, dass es ein sensibles Thema für Yao war, aber er musste nachfragen, sonst würde er das mit seinem Gewissen nicht vereinbaren können. “Zu unseren Brüdern. Du sagst zwar immer, deine Familie behandelt Zixuan besser als dich, aber…denkst du, es ist sicher für ihn, zu euch nach Hause zu gehen?” Zixuan sollte Huaisang später wieder bei den Nies ab und falls die Möglichkeit bestand, dass Yao dachte, Jin Guangshan würde ihm auch etwas antun, würde er ihn irgendwie überreden, bei ihnen zu bleiben.
    Also Yao den Teller nach wenigen Bissen wieder weg stellte und versprach, später noch zu essen, nickte Mingjue nur. Er war froh, dass Yao überhaupt etwas gegessen hatte. Natürlich hatte er auch nichts dagegen, dass Yao sich an ihn kuschelte. Ein melancholisches Lächeln legte sich auch auf Mingjues Lippen, als Yao begann, in Erinnerungen zu schwelgen. Ja, er erinnerte sich noch sehr gut an all die Abende, die sie zusammen verbracht hatten. Es fühlte sich an, als wäre das schon eine Ewigkeit her. "Ja, ich erinnere mich noch sehr gut daran. Ich hab dir auch immer angeboten noch eine weitere Decke zu holen, aber du hast immer abgelehnt." Er schüttelte amüsiert den Kopf. "Und in der Mitte war es also doch gemütlich, ja? Hast du nicht immer behauptet, dass Huan und ich uns zu breit machen", lächelte er leicht. "Ich habe das vermisst. Sehr sogar", meinte Mingjue etwas leiser, "Ich habe uns vermisst. Alle zusammen."
    Vorsichtig befreite Mingjue seinen Arm aus Yaos Kuscheleinheit. Stattdessen legte er diesen um ihn und zog Yao noch ein wenig an sich heran. Er griff weiter hinter Yao zu der Flauschdecke und legte sie ihm über die Schultern. Dann legte er den Arm wieder halb über Yaos Schulter und begann, ihm sanft über das Haar zu streichen.

    Yang hatte Qing mit seinem emotionalen Ausbruch nicht erschrecken wollen und auch sicher nicht dafür sorgen wollen, dass ihr wieder Tränen in die Augen schossen. Zuerst verstand er nicht, was sie meinte, als sie sagte, er sollte das nicht tun. Er schüttelte leicht den Kopf, während sie weiter redete. Es fühlte sich nicht danach an, als hätte er genug getan, egal was sie behauptete. Auch dachte er kurz, dass sie es vielleicht nur sagen würde, um ihn in dem Moment zu beruhigen. Yang musste sich aktiv daran erinnern, dass Qing so etwas nicht tun würde. Das es nur sein eigenes Gehirn war, das nach allem, was heute passiert war, irrational dachte und sich Szenarien einredete, die nicht da waren. Nachdem sein Vater ihn so angeschrien hatte, dass er an allem schuld sei und es verdient hatte, war es schwierig, das Gegenteil zu akzeptieren - auch wenn ein Teil von ihm wusste, dass Qing recht hatte. “Okay”, murmelte er. Der Griff um den Becher mit den Nudeln wurde ein wenig kräftiger. “Ich…du hast recht. Ich bin froh, dass ich dich habe, A-Qing.”
    Während sie aßen, herrschte Stille. Was vermutlich einerseits daran lag, dass sie beide ihren eigenen Gedanken nachhingen und andererseits daran, dass sie zu hungrig waren, um ihr essen mit belanglosen Gesprächen zu unterbrechen. Es war Qing, die die stille schließlich durchbrach; dieses Mal mit einem ganz neuen Thema. “Ich weiß genau, was du da tust”, grinste Yang. Es war auch nicht sonderlich schwer herauszufinden, dass sie ihn ablenken wollte. “Aber ja, Xingchen ist hübsch. Unglaublich sogar. Manchmal kann ich nicht glauben, dass erreal ist.” Er strich sich eine seiner Stehen wieder hinter das Ohr und sein Ausdruck war weitaus sanfter, als er Qing nun ansah. “Er erinnert mich manchmal an eine Fee oder einen Gott oder irgendwie so etwas. Etwas was nicht aus dieser Welt stammt. Gestern, auf dieser Veranstaltung für Superreiche, hatte er einen weißen Hanfu an und er sah aus, als wäre er ein Prinz aus einem Märchen. Warte ich hab Bilder.” Yang kramte sein Handy hervor. Eigentlich machte er so gut wie nie Fotos von irgendwas, also waren nur ein paar wenige auf seinem Handy gespeichert, aber das sollte ausreichen. An sich könnte er sicher auch nach Xinchen googlen und würde viele Bilder finden. Er reichte sein Handy an Qing weiter. “Siehst du, was ich meine? Und dann ist er auch noch so verdammt gut zu mir. Er hat mich gestern sogar gegenüber seinen Eltern verteidigt.” Yang schüttelte leicht den Kopf. Er konnte das immer noch nicht wirklich glauben. Dass sich generell jemand so für ihn einsetzte, war unglaublich. Bei der Bewegung wurde ihm jedoch sofort wieder schummrig vor Augen. “A–Qing, ich glaube, ich werde jetzt versuchen zu schlafen. Und du solltest das auch.” Er war wirklich am Ende seiner Kräfte angekommen. Falls er wirklich schlafen könnte, dann würde das seine körperlichen Schmerzen vielleicht für ein paar Stunden ertragbarer machen. “Morgen sieht alles bestimmt wieder besser aus.” Er beugte sich noch einmal zu Qing hinüber und presste ihr einen leichten Kuss auf die Wange.
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    Beitrag von Airplane-Bro Fr Okt 21, 2022 4:06 pm

    Als Mingjue ihm nun von seinen Plänen für den Abend berichtete, nickte Yao leicht. Das klang wirklich nicht nach viel Programm, aber Yao wusste sehr genau, dass Mingjue nicht oft Zeit für sich hatte und es deswegen für ihn umso schöner war, mal abzuschalten. Er sah zu ihm auf und lächelte dankbar, als er sagte, dass er ihn unter allen Umständen abgeholt hätte.
    Als sein Freund ihn dann aber auf Zixuan ansprach, wurde Yao wieder etwas kleiner, gleichzeitig dachte er kurz nach. „Ich... denke nicht, dass er in Gefahr sein wird.“ Äußerte er leise. „Er wird mal-“ Kurz verengte sich Yaos Kehle, als er drauf und dran war das Wort Vater auszusprechen. „Er wird mal Guangshans Nachfolge antreten und er steht in der Öffentlichkeit. So blöd ist nicht mal Guangshan, ihm etwas anzutun.“ Brachte er dann hervor und das zeigte Yao nochmal umso deutlicher, welchen Stand er in seiner Familie hatte. Er war nicht so wertvoll wie Zixuan. „Und trotzdem... vielleicht kann Zixuan doch heute über Nacht bleiben?“ Irgendwie gefiel Yao der Gedanke nicht, seinen Bruder über Nacht mit seinem Vater alleine zu lassen. Darüber hatte er sich noch nicht wirklich Gedanken gemacht, bis eben.
    Yao war der Wechsel des Themas dann aber mehr als recht.Er wollte nicht, dass Guangshan schon wieder so viel Platz in seinen Gedanken einnahm. Umso schöner war es, mit Mingjue in alten Erinnerungen zu schwelgen. Yao errötete dann aber leicht, als Mingjue ihm so auf die Schliche kam. Er fühlte sich nun ertappt, denn er hatte seinen Freunden damals immer ganz gern eine kleine Szene gemacht. Das war eben immer sein Mittel um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Aber nur, weil mir immer so schnell kalt wird und du eine menschliche Heizung bist.“ Verteidigte sich Yao nun, doch sein Lächeln wurde etwas breiter. „Pah.“ Machte er dann aber in einem gespielt empörten Ton. „Ihr habt euch auch immer breit gemacht, das war nicht übertrieben.“ Beharrte er darauf, schmiegte sich dann aber mehr an Mingjue an, als dieser sagte, dass er das alles vermisst hatte. Yao nickte zart, dann etwas fester. „Ich hab es auch vermisst.“ Er gab Mingjue dann aber etwas Spielraum, als er spürte, dass dieser seinen Arm rauszog und vielleicht wollte er schon protestieren, weil er dachte, Mingjue wollte sich ganz lösen, doch als er spürte, wie dieser die Decke um ihn legte und im nächsten Moment von seinem Arm umfangen wurde, lehnte Yao sich sofort wieder an und kuschelte sich in Mingjues Umarmung. Die Hand in seinem Haar fühlte sich vertraut und gut an und er konnte nicht anders, als seine Augen etwas zu schließen. „Ich hab dich vermisst.“ Ergänzte er leise. „Dich und deine lahmen Witze.“ Zog er ihn liebevoll auf und legte seine Hand an Mingjues Brust. So fühlte sich Sicheheit an. Yao hatte dieses Gefühl schon ganz vergessen.

    Qing wusste sehr genau, woher Yangs Unsicherheit rührte und wieso dieser immer solche Zweifel daran hatte, dass er alles falsch machte. Qing war schließlich nicht taub oder blind. Sie hörte oft genug die schlimmen Dinge, die ihr Vater Yang an den Kopf warf, während er ihn verprügelte und man konnte vom eigenen Vater halten, was man wollte, doch das innere Kind glaubte die Worte trotzdem. In seinem Inneren war Yang sehr verwundet, vielleicht noch schlimmer, als nach außen hin. Er hatte endlich gute Dinge in seinem Leben verdient. Entsprechend war Qing froh, oder zumindest ein kleines bisschen erleichtert, als Yang ihr beipflichtete, auch wenn er nicht ganz überzeugt klang. Sie schenkte ihm ein Lächeln, bei seinen Worten, denn sie empfand genauso. Yang war der wichtigste Mensch in ihrem Leben.
    Als sie nach dem Essen dann auf Xingchen zu sprechen kam, musste sie ebenfalls etwas schmunzeln. „Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.“ Tat sie unwissend, lies ihren Bruder aber sehr wohl sehen, dass er Recht hatte. Als Yang dann anfing, von seinem Freund zu erzählen, stellte Qing eine Veränderung auf seiner Miene fest. Auf einmal schien wenigstens ein bisschen von der Last abzufallen, die sonst immer auf seinen Schultern lag und auch Qing war sehr gerürht davon, wie Yang über Xingchen sprach. „Vielleicht ist er sogar eine Fee. Wer weiß.“ Sagte Qing und sah neugierig auf das Display, als Yang ihr Bilder zeigte. „oh.“ Machte sie dann und griff das Handy, um sich den jungen Mann neben ihrem Bruder genauer anzusehen. „Er hat ja wundervoll blaue Augen.“ Sagte sie erstaunt und sofort wurde ihr Lächeln breiter. Sie zoomte aus dem Foto etwas heraus und sah Yang auf dem Selfie neben Xingchen. Dieser strahlte regelrecht. „Oh Brüderchen. Du bist echt verliebt.“ Sagte sie und zog ihn liebevoll auf. „Und du hast recht, er ist wirklich ausgesprochen hübsch. Da kann man echt neidisch werden.“ Kicherte sie leicht. Ihr Lächeln wurde aber dann wieder sehr sanft, als Yang sagte, wie gut Xingchen zu ihm war. Sie freute sich sehr für seinen Bruder. „Das hast du verdient. Einen Freund, der dich gut behandelt. Ich hoffe, ich lerne ihn mal kennen. In echt sieht er bestimmt noch hübscher aus.“ Überlegte sie und gab Yang nach einem Moment das Handy wieder zurück. Sie erkannte aber sehr schnell, wie fertig Yang war und nickte deswegen verständnisvoll. Auch Qing war sehr müde, auch wenn sie nicht sicher war, ob sie heute Nacht gut schlafen konnte. Sie sorgte sich immer noch zu sehr um Yangs Gesundheit. Bei dem Kuss schmiegte sie sich ihm leicht an, dann machte sie Yang Platz, damit er sich auf die Kissen legen konnte. „Dann schlaf dich mal etwas aus.“ Qing half Yang dabei, sich hinzulegen, dann deckte sie ihn zu und breitete über sich selbst auch eine Decke aus. Sie kuschelte sich neben Yang und sah ihn noch einen Moment an. „Gute Nacht, Bruder.“ Flüsterte sie. Sie zwang sich aber dazu, noch wach zu bleiben, bis Yang eingeschlafen war, erst dann gab sie ihrer Müdigkeit nach und schlief ebenfalls ein.
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    Beitrag von Edgy Demon Lord Sa Okt 22, 2022 11:40 pm

    Der Abend im Nie Haushalt wurde es tatsächlich noch einmal sehr chaotisch, als plötzlich weitaus mehr Personen übernachten wollten oder mussten, als eigentlich geplant. Vor allem, da ihr Gästezimmer eigentlich gar keines mehr war, sondern nun Cheng permanent gehörte. Irgendwie schafften sie es aber alle einzuquartieren, auch wenn Jin Zixuan mehr als nervös wirkte, sich das Zimmer mit Huaisang zu teilen (Auch wenn Mingjue noch eine aufblasbare Matratze vom Dachboden holte. Aber das mussten sie unter sich klären). Auch war es sehr offensichtlich, dass sich dieser um Yao sorgte, aber sich mit Fragen zurückhielt. Vermutlich konnte er sich ansatzweise denken, was passiert sein musste.
    Irgendwie schafften sie es im Endeffekt aber alle ins Bett zu kommen und zu schlafen. Es erinnerte Mingjue erneut an alte Zeiten, als Yao sich bei ihm im Bett einquartierte. Mingjue hatte zwar angeboten, dass er auch auf der Couch schlafen könnte, aber das wurde abgelehnt. Und an diesem Tag ließ er auch keine Kritik daran zu. Immerhin schien Yao diese Sicherheit gerade zu brauchen. Vielleicht lag es auch daran, dass sie davor über alte Zeiten geredet hatten und beide ein wenig nostalgisch waren. Dementsprechend wunderte es Mingjue auch nicht, dass er Yao in seinen Armen vorfand, als ihn der Wecker am nächsten Morgen aus dem Schlaf riss. Sie mussten sich in der Nacht unbewusst noch weiter aneinander gekuschelt haben. Blind tastete Mingjue nach dem Wecker, um ihn auszuschalten. Er murmelte dann etwas, was man vielleicht als ein “Guten Morgen", interpretieren konnte. Noch war er nicht ganz wach.

    Für Yang war die Nacht relativ anstrengend gewesen. Er wurde immer wieder von Schmerzen aus dem Schlaf gerissen. Immer wieder versuchte er, minimal seine Schlafposition zu verändern, um weder auf der verletzten Seite seines Kopfes zu liegen, noch großen Druck auf seinen Brustkorb auszuüben. Am Ende konnte er irgendwie doch ein paar Stunden Schlaf oder zumindest vor sich hin dösen, zusammenbekommen. Das hatte er auch dringend gebraucht. Yang fühlte sich ein wenig besser, als ihn der Handywecker am Morgen aus dem Schlaf riss. Er und Qing hatten tatsächlich einen relativ angenehmen morgen in dem kleinen Gartenhäuschen. Auch wenn ihr Frühstück aus trockenem Müsli und braunen Bananen bestand, sie nicht die Möglichkeiten hatten, ihre Sachen zu wechseln und Yang genauso schlimm aussah, wie er sich fühlte. Aber sie waren weit weg von ihrem Vater und hatten einander. Das war besser, als an vielen anderen Tagen. Sie schlichen sich danach auch wieder aus der Gartenhütte und zurück in die Richtung der Wohnung, wo Yangs Motorrad stand. Zwar dröhnte sein Kopf immer noch, aber er ging davon aus, dass er wieder fahren konnte, wenn er vorsichtig war. Es blieb ihm auch nicht viel anderes übrig, schließlich war Qings Schule weiter weg und seine gefühlt am anderen Ende der Stadt. Er wollte nicht, dass Qing noch mehr vom Unterricht verpassen musste. Ihre Krankheit sorgte schon dafür, dass sie es schwer genug in der Schule hatte und zu viel verpasste. Nicht, dass Yang wirklich Wert auf Noten oder so legte, aber in der Schule konnten sie wenigsten noch ein kleines bisschen so tun, als hätten sie eine normale Kindheit. Yang versicherte sich noch einmal, dass bei Qing alles in Ordnung war, bevor er sie absetzte.
    Als er schließlich vor seiner eigenen Schule ankam, fühlte er sich noch mehr fehl am Platz als sonst. Kurz spielte er mit dem Gedanken noch eine Zigarette zu rauchen, bevor er sich dem Ganzen stellte, doch schon allein bei dem Gedanken schien schien Brustkorb mehr zu schmerzen. Also machte er sich erst einmal auf den Weg in das Schulgebäude. Seine Mitschüler gingen ihm noch schneller aus dem Weg als sonst und gemurmelt wurde um ihn herum laut. Hatten die keine eigenen Probleme? Yang setzte ein Grinsen auf, das ein wenig zu breit war. Sobald er das Klassenzimmer betreten hatte, wanderte sein Blick fast automatisch zu dem Tisch, an dem Xingchen saß. Zwar hatte Yang gestern noch in Erwägung gezogen, Xingchen um Hilfe zu bitten, doch jetzt, wo er ihn sah, schien das schon wieder unmöglich. Dieselben Gedanken wie all die Male davor strömten durch ihn. Es war einfacher in alte Muster zu verfallen und zu versuchen, das zu überspielen. Also ging Yang hinüber und setzte sich provokant auf Xingchens Tisch. “Hey”, versuchte er so ausgeglichen wie immer zu klingen, “Dein schlechter Einfluss ist wieder da. Oder haben dir deine Eltern nun doch ausgeredet, in meiner Nähe sein zu wollen?” Er ließ es zwar wie einen sarkastischen Witz klingen, aber ein kleines bisschen spielte auch die Befürchtung mit hinein, dass es tatsächlich so war.
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    Beitrag von Airplane-Bro So Okt 23, 2022 1:02 pm

    Yao hoffte, dass es für Mingjue okay war, dass er bei ihm im Bett schlief. Im Moment konnte Yao es sich kaum vorstellen, irgendwo alleine zu sein. Geschweigedenn im Wohnzimmer zu bleiben, wo nur Stille herrschte. Er brauchte das Gefühl von Sicherheit. Das jemand da war, der ihn beschützte. Gerade fühlte er sich nämlich klein und hilflos. Ein Gefühl, das noch verstärkt wurde, als er Zixuans Blicke auf sich gespürt hatte. Was war es nur, was Yao jedes mal so rasend machte, wenn sein Bruder ihn so ansah? Vielleicht der Gedanke, dass er ihn bemitleidete... Das war das Letzte, was Yao wollte. Er wollte diese mitleidigigen Blicke nicht mehr. Anders war Huaisang gewesen. Er hatte ihn eher misstrauisch beäugt. Etwas, womit Yao besser umgehen konnte. Denn misstrauen bedeutete, dass die Menschen wussten, über welche Fähigkeiten er verfügte und dass er nicht nur ein hilfloses Lämmchen war, dem man alles antun konnte, was man wollte. Und dann war da noch Jiang Cheng, der ziemlich hin- und hergerissen ausgesehen hatte. Doch ihm hatte Yao nicht wirklich viele Blicke gewürdigt. Wohl wissend, dass er bis eben noch mit Huan unterwegs gewesen war und wer wusste schon, was die beiden getan hatten...
    Bei Mingjue dagegen, hatte Yao gerade das Gefühl, dass er sich nicht verstellen musste. Dieser hatte ihn heute Abend schließlich schon vollkommen am Ende gesehen und er hatte ihn nicht verurteilt und was das Wichtigste war: er hatte in Mingjues Blick keinen Mitleid gesehen, sondern Sorge und Wut. Yao ließ seine Gefanken gerade sehr gerne in die Richtung abschweifen - was hätte Mingjue wohl getan, wenn er Guangshan gesehen hätte? Er war ein friedfertiger Kerl, aber sein Beschützerinstinkt war geweckt und Yao war sich sicher, dass er ihm die Scheise aus dem Leib geprügelt hätte. Er hätte ihn sicher zerfleischt. Wie ein Wachhund... Yao schüttelte diesen Gedanken wieder ab. Er war schon so Halbschlaf und an Mingjue angekuschelt, während diese Gedanken immer wieder sein Bewusstsein streiften. In einem Moment sah er seinen Freund über Guangshan knien. Auf ihn einprügelnd, bis dieser blutverschmiert keine Regung mehr zeigte und plötzlich war es, als würde Yao das alles aus der Ego Perspektive betrachten. Nur, dass er nicht auf Guangshan einschlug, sondern ihm - eine dünne Klaviersaite um den Hals gewickelt - den Atem abschnürte. Guangshans Augen waren blutunterlaufen während er um Atem rang. Die Haut bläulich angelaufen, mit diesem Ausdruck in seinen hervorstechenden Augen... Yao spürte, wie vor Aufregung sein Herzschlag heftiger wurde und er wusste nicht, ob er gerade träumte. Er presste sich mehr an Mingjue an, um dessen Herzschlag zu hören und das erinnerte ihn wieder daran, dass er weit weg von Guangshan war. Das sorgte dafür, dass seine Gedanken bald in eine andere Richtung abdrifteten und er bald in einen sehr tiefen Schlaf fiel, den sein Körper sich nach all den Strapazen einforderte.
    Erst das Läuten des Weckers riss ihn aus seinem traumlosen Schlaf. Yao brauchte einen ganzen Moment, um zu wissen, wo er war. Spätestens als er die Wärme neben sich bewusst wahrnahm und er Mingjues raue Stimme hörte, erinnerte er sich wieder daran, dass er im Haus der Nies war. ,,Mh, mh." Machte Yao verneinent und verkroch sich an Mingjues Seite, das Gesicht in dessen Shirt vergraben und ein Bein über das seines Freundes geschlungen. Yao fühlte sich noch nicht bereit, dieses sichere Nest zu verlassen. ,,Die können sich ihr Frühstück selbst machen." Brummte Yao verschlafen, denn er wusste ja, dass Mingjue immer als Erster aufstand, um Huaisang Frühstück zu machen und nun waren ja auch noch mehr Gäste da.

    Xingchen war etwas gebeutelt von dem Wochenende. Er war seiner Tante mehr als dankbar gewesen, dass sie ihn über Nacht bei sich aufgenommen hatte, was aber nicht bedeutete, dass er dem Ärger mit seinen Eltern hatte entkommen können. Am nächsten Tag, als Xingchen von seinem Vater abgeholt worden war, strafte dieser ihn erst einmal mit Schweigen. Zu Hause hatte ihm seine Mutter dann verkündet, dass sie erstmal sein Handy an sich nehmen würde, solange Xingchen nicht in der Schule war. So wollte sie wohl sichergehen, dass er nicht mit Yang schrieb. In die Schule durfte er es mitnehmen, denn sie wollten ja Kontrolle über ihren Sohn. Auch den Laptop und sein Tablet hatte seine Mutter in Xingchens Abwesenheit schon weggesperrt. Somit nahm sie ihrem Sohn sämtliche Möglichkeiten zum Kontakt nach Außen und zur Beschäftigung. Xingchen konnte weder Hörbücher, noch Musik hören. So verbrachte er den Rest des Sonntags damit, seinen Eltern dabei zuzuhören, wie sie seine Zukunft weiter planten. Sie redeten sogar davon, ihn auf ein Internat zu schicken oder zuhause zu unterrichten. Xingchen ging es elend bei dem Gedanken. Er wollte endlich sein eigenes Leben führen, frei von dem Käfig, in welchen seine Eltern ihn steckten. Etwas deprimiert, aber mit dem Gedanken, dass er Yang heute wieder treffen würde, war Xingchen schon früh in der Schule. Er richtete sich an seinem Platz ein und schon bald hörte er vertraute Schritte im Klassenzimmer. Allerdings klangen sie etwas schwerfälliger als sonst. Xingchen hob den Kopf und kurz darauf konnte er einen sehr willkommenen Duft vernehmen. Yangs Lederjacke und der leicht anheftende Rauch. Doch da war noch etwas anderes. Xingchen kam allerdings nicht umhin, etwas zu lächeln, als er Yangs Stimme und dessen Worte hörte. Doch das Lächeln verflog schnell wieder und Xingchen tastete nach Yangs Hand. ,, Guten Morgen." Sagte er trotzdem erstmal und streichelte mit seinem Daumen über Yangs Handrücken. Allerdings beantwortete er Yangs Frage nicht, sondern erhob sich leicht. ,,A-Yang." Sagte er dann und trat um den Tisch herum, blieb vor ihm stehen und senkte seinen Kopf zu ihm runter. Er konnte den Geruch von Blut wahrnehmen und er hatte auch gehört, wie still es geworden war, als Yang den Klassenraum betreten hatte. ,,Was... ist passiert?" Fragte er leise und hob seine Hand, allerdings wartete er auf Yangs Erlaubnis, dass er ihn im Gesicht berühren durfte. Hier stimmte etwas nicht...
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    Beitrag von Edgy Demon Lord So Okt 23, 2022 4:59 pm

    Yaos Protest erinnerte Mingjue wieder daran, dass dieser kein Morgenmensch war. Er öffnete langsam seine Augen. Es war irgendwie niedlich, wie Yao versuchte, weiter in ihn hinein zu kuscheln. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sie aufstehen mussten. “A-Yao”, murmelte Mingjue, der Schlag immer noch in seiner Stimme. “Dann müsstest du aber auch dein Frühstück selbst machen. Und möchtest du das?” Abgesehen davon, dass er das Durcheinander nicht miterleben wollte, das passierte, wenn fünf Leute gleichzeitig versuchten, in seiner Küche zu hantieren. Das war sowieso schon immer ein Chaos, wenn er alleine etwas zubereitete. Da brauchte er nicht noch mehr Leute in seinem Weg. Er strich Yao sanft über den Kopf. “Du kannst gerne noch ein paar Minuten schlafen. Du musst mich nur gehen lassen.” Eigentlich wäre es sicher kein Problem, sich aus Yaos Griff zu befreien; noch schien in dieser nicht allzu kräftig festzuhalten. Aber Mingjue war es von Huaisang gewöhnt, der sich manchmal so sehr an ihm fest krallte, dass es unmöglich schien, ihn loszuwerden. Und er konnte sich gut vorstellen, dass Yao auch dazu in der Lage wäre. “Dann darfst du auch entschieden, ob es heute Pancakes oder Waffeln zum Frühstück geben soll”, versuchte er es Yao schmackhaft zu machen. Dann fiel ihm noch etwas anderes ein. “Und wenn du mit aufstehst, hast du das Bad erst einmal für dich und kannst dir so viel Zeit lassen, wie du willst.” Das kleine Häuschen der Nies hatte immerhin nur ein vernünftiges Bad und eine Gästetoilette. Das würde mit fünf Personen, die sich alle gleichzeitig fertig machen mussten, nicht einfach. Vor allem, weil Mingjue sich ziemlich sicher war, dass sie alle etwas mehr Zeit brauchten, um sich fertig zu machen.

    Es entging Yang nicht, wie schnell das Lächeln von Xingchens Gesicht wieder verschwand. Er musste leicht schlucken, unsicher was das zu bedeuten hatte. Vor allem, da er ihn begrüßte und seine Hand nahm, aber sonst nichts weiter sagte. Er hatte das Gefühl sein Magen würde sich zusammenziehen, als Xingchen dann aufstand und sich direkt vor ihn hinstellte. Was sollte das? Yang legte den Kopf ein wenig in den Nacken und sah zu Xingchen auf. Erst als dieser fragte, was passiert war, wurde sich Yang bewusst, worum es geht. Eigentlich hätte er sich denken können, dass Xingchen mehr mitbekam, als ihm lieb war. Yangs Blick wanderte von dessen Gesicht zu der Hand, die zwischen ihnen schwebte und wieder zurück. Ihm lag schon die Lüge auf der Zunge, er sei mit dem Motorrad gestürzt. Doch er schluckte diese wieder runter. Er versuchte sich selbst daran zu erinnern, dass er sich vorgenommen hatte, all das nicht mehr vor Xingchen zu verstecken. “Xingchen”, setzte er an, als er realisierte, dass er zu lange brauchte, um zu antworten. Doch mehr brachte er gerade nicht raus. Erneut studierte er Xingchens Gesicht sehr genau, bereit jederzeit zurückzurudern und sich doch noch etwas anderes auszudenken. Vorsichtig griff er nach Xingchens Hand und führte sie langsam zu seinem Gesicht. Schon allein das kostete ihn viel Überwindung. Er hasste es, zu zeigen, wie verwundbar er eigentlich war. In dem Moment, als Xingchens Fingerspitzen seine geschundende Haus streiften, bereute er diese Entscheidung schon wieder. Erneut öffnete er den Mund, um etwas zu sagen, doch die Worte blieben ihm wieder im Hals stecken. Kurz verzog er das Gesicht. “Du wirst die Antwort nicht mögen”, murmelte er schließlich mit belegter Stimme. “Bleibst du…bleibst du bei mir? Selbst wenn ich dir alles erzähle?” Seine Hände ballten sie zu Fäusten. “Oder vergiss es einfach. Das ist nicht so wichtig. Manche Dinge passieren einfach”, versuchte sich yang im selben Atemzug auch schon wieder rauszuwinden.
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    Beitrag von Airplane-Bro So Okt 23, 2022 5:42 pm

    Yao brummte unzufrieden, als Mingjue sagte, dass er dann sein Frühstück selbst machen müsste, doch das überzeugte ihn noch nicht. Seine Wärmequelle zu behalten, erschien ihm gerade wichtiger, zumal Mingjue dann noch anfing, ihm den Kopf zu streicheln. Das sorgte dafür, dass Yao noch mehr auf ihn drauf rutschte und zufrieden seufzte. Vielleicht klang es auch gerade wie ein Schnurren und ein bisschen fühlte er sich wie eine Katze, die sich auf ihrem Herrchen breit machte, damit dieser nicht aufstehen konnte. Er schmiegte seinen Kopf an Mingjues Brust und legte seine Hand an dessen Seite, sein Bein immer noch über dem seines Freundes und sein Griff wurde etwas fester, als Mingjue sagte, dass er ihn gehen lassen müsste. „Mhhh....“ Brummte er weiter, als Mingjue es ihm schmackhaft machen wollte, doch er machte keine Anstalten, sich zu bewegen. „Waffeln. Mit Schokolade.“ Schnurrte Yao, doch seine Augen blieben weiter geschlossen. „5 Minuten noch, ja? So lange bleibst du noch.“ Versuchte Yao zu verhandeln, lies aber in seinem Ton schon raushören, dass es eigentlich keine Verhandlung geben würde. Er legte es einfach fest. Oder besser gesagt; Er wusste, wie er Mingjue dazu bewegen konnte. So säuselte er nun süß. „Bitte. A-Jue.“ Gleichzeitig lies er seine Hand von Mingjues Seite über dessen Brust hinauf zu seinem Nacken wandern, wo er ihn zart kraulte. Yao wusste, dass sein Freund das mochte und vielleicht konnte er ihn ja so um den Finger wickeln.

    Dass Yang so lange brauchte, ihm zu antworten, verriet Xingchen schon mehr, als er mit Worten überhaupt hätte erfahren können und gleich erstarrte seine Hand kurz in der Luft, aus Angst, was er spüren könnte, wenn er Yang berührte. Ein Ausdruck tiefer Sorge, legte sich auf Xingchens Miene und die Art und Weise, wie Yang seinen Namen aussprach, lies seine Befürchtung nur schlimmer werden. Xue Yang schaffte es normal immer, recht erfolgreich, sein Gefühlsleben nicht nach außen zu spiegeln und genau das, hatte er eben wieder versucht, doch sein Schutzschilz war drauf und dran zu brechen. Es hatte schon einige Risse. Xingchen umfasste sofort sanft Yangs Hand, als dieser seine Hand griff und sie zum Gesicht führte. Er fühlte sich so kalt an... Die erste Berührung, an Yangs Gesicht, sorgten dafür, dass Xingchens Kehle sich zuschnürte. Er zuckte leicht zurück, doch nur aus Angst, dass er Yang wehtun könnte. Hauchzart fuhr er mit seinen Fingerspitzen über dessen Haut, spürte die Schwellungen und Schrammen. Tränen stiegen Xingchen in die Augen, als er Yangs Worte hörte. Er schüttelte sofort den Kopf, es hatte ihm die Sprach verschlagen. „Natürlich.... bleibe ich...“ Brachte er mit dünner Stimme hervor. Sein Daumen berührte in diesem Moment die Wunde an seiner Augenbraue und Xingchen biss sich auf die Unterlippe. „A-Yang... was ist passiert?“ Flüsterte Xingchen leise und eine Träne lief ihm über die Wange. Er schüttelte den Kopf. Xue Yang sollte nicht denken, dass das Dinge waren, die passieren sollten.Xingchen berührte hauchzart mit seinen Fingerspitzen Yangs Unterlippe, dann legte er seine Hand an dessen Brust und spürte, wie das Herz seines Freundes hart pochte. Hatte er Angst? „Xue Yang.“ Flüsterte Xingchen, nahm Yangs Hand und führte sie vorsichtig zu seinen Lippen, um sie zu küssen. „Wir gehen und dann kannst du mir alles erzählen.“ Beschloss Xingchen. Das Klassenzimmer war nicht der richtige Ort und Xingchen wusste, dass weder er, noch Yang sich nun auf den Unterricht konzentrieren konnten. Deswegen ging er um den Tisch herum, warf sich die Tasche über die Schulter und nahm nochmal Yangs Hand, als Auffordernung, dass er ihn durch den Raum führen sollte.
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    Beitrag von Edgy Demon Lord So Okt 23, 2022 7:28 pm

    Anscheinend funktionierte Mingjues Strategie mit dem Streicheln nicht wirklich, wenn man bedachte, dass Yao nur noch weiter an ihn heran rutschte und ihn fester hielt. Ein kurzes Lächeln huschte über Mingjues Gesicht, als Yao begann, wie ein Katze zu schnurren. Leider schienen auch seine Argumente nicht sonderlich überzeugend zu sein, selbst wenn Yao ziemlich schnell eine Entscheidung traf, was die Frühstücksauswahl betraf. Waffeln mit Schokolade waren relativ einfach zu machen, brauchten aber trotzdem ihre Zeit, vor allem, wenn er für fünf Leute welche backen musste. “A-Yao”, murmelte Mingjue leise, als Yao nach weiteren fünf Minuten fragte. Es hörte sich zwar nicht so wirklich an, als hätte Mingjue dabei großes Mitspracherecht. Er wollte schon versuchen, sich ein wenig aufzurichten, als er spürte, wie Yaos Hand über seine Brust und in seinen Nacken wanderte. Das Kraulen im Nacken war wirklich sehr angenehm. Und als Yao ihn dann tatsächlich bat, konnte Mingjue nicht nein sagen. Er ließ sich wieder weiter in das Bett zurücksinken. “Mmmm, okay, fünf Minuten. Aber nicht länger, sonst wird das nichts mehr mit den Waffeln”, gab er nach und schloss noch einmal seine Augen. Vielleicht ließ er sich wirklich zu leicht von Yao um den Finger wickeln, aber die Situation war wirklich gerade sehr angenehm und fünf Minuten länger im Bett liegen würden niemanden wehtun. Er musste nur aufpassen, dass er sich nicht zu sehr einlullen ließ und wieder einschlief.
    Nachdem ungefähr fünf Minuten vorbei waren, seufzte er leise: “Jetzt muss ich wirklich aufstehen.”

    Xingchens Gesichtsausdruck gefiel Yang ganz und gar nicht. Er mochte es ganz und gar nicht, wenn jemand ihn besorgt ansah. Es fühlte sich immer ein wenig falsch an - als hätte er das nicht verdient. Das Xingchen die Hand sofort wieder zurückzog, als sie sein Gesicht berührte, machte das nur noch schlimmer. Sein Herz rutschte ihm in die Hose. Kurz dachte er, Xingchen würde so etwas nicht anfassen wollen und keine Wunden unter seinen Fingern spüren. Dass er es irgendwie abstoßend finden würde. Schon bereute Yang es und hätte sich fast weggedreht. Doch er zwang sich dazu, seinen Kopf still zu halten, als Xingchen die Hand doch an sein Gesicht legte und vorsichtig über die Verletzungen gleiten ließ. Seine Gedanken rasten dabei und er versuchte auszumachen, was Xingchen dachte. Doch so wirklich gelang ihm das nicht. Yang war so sehr in seinen eigenen Gedanken versunken, dass er für einen Augenblick sogar Xingchens Kopfschütteln, auf seine Frage, ob er bleiben würde, falsch interpretierte und dachte Xingchen würde gehen. Sein Herz setzte für einen Augenblick lang aus, in dem er bereute, dass er auch nur versucht hatte, sich zu öffnen, zumindest bis er dann die leisen Worte hörte, die ihm versicherten, dass er nicht schon wieder allein gelassen wurde. Allerdings wusste Yang auch nicht, was er auf die erneute Frage, was passiert war, antworten sollte. Wie viel von der Wahrheit er sagen sollte. Vor allem, als er sah, wie eine Träne Xingchens Wange hinunter lief. Vorsichtig hob er seine eigene Hand, legte sie sanft an Xingchnes und wischte die Träne weg. “Warum weinst du? Es gibt doch keinen Grund dazu”, fragte er leicht verwirrt. “Es ist gar nicht so schlimm. Das sind doch nur ein paar Verletzungen.” Yang versuchte seine Stimme soweit es möglich war, ausgeglichen und gleichgültig klingen zu lassen, doch zum Ende hin brach sie doch. Er wusste nicht, wie er sich fühlen sollte, als sich Xingchens Hand auf seine Brust legte. Es war nur gut, dass dessen Berührungen immer noch sehr zart waren, sonst hätte das vermutlich direkt wieder Schmerzen verursacht. Verwirrt sah er dann dabei zu, wie Xingchen seine Sachen zusammen sammelte und die Hand nach ihm ausstreckte. Er ließ sich wieder vom Tisch gleiten und griff danach. “Wo gehen wir hin?”, fragte er; unsicher, was genau Xingchen gerade von ihm wollte. Auch wusste er nicht, ob er tatsächlich dazu bereit wäre, alles zu erzählen. Ob er sich dazu durchringen könnte, die passenden Worte über seine Lippen kommen zu lassen.
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    Beitrag von Airplane-Bro Mo Okt 24, 2022 12:39 am

    Yao hatte gespürt, wie Mingjue Anstalten gemacht hatte, sich aufzurichten und ein kleines, triumphierendes Lächeln legte sich auf Yaos Lippen, als sein Freund sich sofort wieder entspannte. Er kannte ihn eben doch sehr gut und wusste, welche Knöpfe er bei ihm drücken musste. Zufrieden kuschelte sich Yao dann auch wieder an, als er seinen Willen bekam und schloss die Augen wieder. Irgendwie hatte Yao Angst, dass der neue Tag wieder die Erinnerungen an den letzten Tag zurückbringen würde. Er wollte sich daran nicht wieder erinnern müssen...
    Dadurch, dass sein Kopf nun aber direkt auf Mingjues Brust lag, lies er sich von dessen gleichmäßigen Herzschlag wieder regelrecht hypnotisieren und er döste nochmal ein. Entsprechend entgeistert murrte Yao, als Mingjue davon sprach, dass er nun aufstehen würde. Kurz überlegte Yao, ob er nochmal dagegen protestieren sollte, doch er wusste auch, dass sein Freund auf die Arbeit musste und diesem seine Routine wichtig war. Ein letztes Mal schmiegte Yao seinen Kopf an, streckte dabei seinen Rücken leicht und rollte sich dann von Mingjue runter. Verschlafen sah er ihn an, bevor er sich die Augen rieb. „A-Jue, was soll ich heute anziehen?“ Fiel es Yao ein, als er sich aufsetzte und sich nochmal streckte. In Mingjues großen Sachen konnte er nicht in die Schule gehen und Huaisang würde ihm sicher nichts ausleihen...
    Yao schälte sich aus den Decken und vergaß für einen Moment seinen verletzten Fuß. Erst, als er auftrat, spürte er Schmerz in seinem Knöchel und verzog den Mund. Zum Glück hatte er die Schiene schon an, so war es nicht ganz so schlimm. Yao seufzte leise und griff nach den Krücken, die Mingjue ihm neben das Bett gestellt hatte. Er folgte Mingjue auf den Flur, wo ihm auf der kleinen Bank, die bei der Garderobe stand, ein Kleiderhäufchen ins Auge fiel. Darauf lag ein Schild mit seinem Namen. Die Handschrift war sehr säuberlich und schön. Huaisang musste es geschrieben haben. Überrascht blinzelte Yao und lehnte eine Krücke an, um die Kleider anzuschauen. Es war eine einfache Jeans und ein Hoodie mit einem Print auf der Rückseite. Er hatte ihm sogar Unterwäsche rausgelegt. Yao klemmte die Sachen unter den Arm und verschwand damit im Bad, wo er sich frisch machte und Mingjues Klamotten ordentlich zusammengelegt auf den Rand der Wanne legte. Yao betrachtete sich kurz im Spiegel, als er fertig war. Er hatte seine Haare nach oben zu einem Dutt gemacht. Normal trug er sein Haar immer offen, aber er wollte es gerade nicht mehr sehen. Er sah zwar immer noch etwas mitgenommen aus, doch wenigstens fühlte Yao sich nicht mehr ganz so ausgekotzt wie gestern. Als er das Bad verließ, kam ihm Cheng gerade auf dem Flur entgegen. Die Beiden grüßten sich knapp, dann verschwand Cheng im Bad. Er war wohl schon joggen gewesen. Yao fragte sich, ob sein Bruder noch schlief. Als er in die Küche kam, war Mingjue wohl schon dabei, den Teig für die Waffeln zu machen. Yao wurde etwas warm ums Herz, als er diesen vertrauten Duft aus der Küche wahrnahm. Frühstück bei den Nies hatte er immer geliebt. Es war alles immer so herzlich und warm gewesen. „Soll ich Kaffee machen?“ Fragte Yao, als er in die Küche kam. Er ging direkt zur Kaffeemaschine und setzte für alle Wasser auf, dann begann er, mit etwas Mühe, den Tisch zu decken. Mit den Krücken war das zwar etwas kompliziert, doch er wollte sich wenigstens ein bisschen nützlich machen.

    Xingchen stellte sich in dem Moment, in dem Yang sagte, dass es doch garnicht so schlimm wäre vor, dass er an seiner Stelle weinte. So wie sich die Wunden anfühlten, musste ihn jemand schlimm verprügelt haben und Xingchen konnte sich schon vorstellen, was passiert war. Er hatte sich schon ein paar Mal ausgemalt, was Xue Yang wohl zuhause aushalten musste und konnte es nun nicht mehr ertragen. Zumal es für Yang scheinbar einfach normal war.... „Du bist verletzt. Jemand hat dir wehgetan.“ Sagte Xingchen leise als Antwort auf Yangs Frage und auch er hörte sehr deutlich, wie Yangs Stimme brach. Es war schlimm. Schlimmer vielleicht sogar, als alles, was Yang davor erlebt hatte. Oder er war jetzt an dem Punkt angekommen, wo sogar er es nicht mehr aushalten konnte. Umso dringender mussten sie nun hier weg. Xingchen hatte das Gefühl, dass Yang sich ihm dieses Mal vielleicht öffnen würde und er nahm sich vor, ihn nicht gehen zu lassen, bis er ihm die Wahrheit sagte. „Lass uns zur Bibliothek gehen.“ Sagte er leise. Yang wusste dann bestimmt auch, wo genau er mit ihm hingehen wollte. Sie brauchten einen geschützten Raum, wo sie offen miteinander reden konnten ohne gestört zu werden. Und wo es uneinsehbar war, sodass Yang sich sicher genug fühlte, frei reden zu können. Xingchen lies sich von Yang über den Flur führen, bis ihm der Geruch von Büchern in die Nase stieg. Ab hier führte Xingchen wieder. Er wusste genau, wie viele Schritte er in welche Richtung gehen musste, bis er bei dem Regal war, hinter das man schlüpfen konnte. Er deutete Xue Yang an vorzugehen, bevor er sich hinter ihm in den kleinen Raum schlich, den er dort eingerichtet hatte. Dort angekommen, lies er sich auf den Knien auf einem Kissen nieder und zog Yang zart zu sich runter. Xingchen war so angespannt vor Sorge, dass er auch nicht mehr lange fackelte. „A-Yang. Ich bitte dich... von ganzem Herzen. Bitte sag mir, was dir passiert ist. Sei dir sicher, dass ich dich nicht verurteilen werde. Ich mache mir so große Sorgen und es tut mir so weh zu wissen, dass da etwas in deinem Leben passiert, was dir so sehr schadet und ich kann dir nicht helfen. Ich will da sein. Ich will verhindern, dass dir schlimme Dinge passieren. Bitte rede mit mir.“ Flehte Xingchen nun schon und drückte Yangs Hand fester.
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    Beitrag von Edgy Demon Lord Mo Okt 24, 2022 5:18 pm

    Ein wenig erinnerte Yao Mingjue gerade an eine Katze, wie er sich auf ihm breit machte. Man möchte gar nicht glauben, dass eine so kleine Person so viel Platz einnehmen könnte. Der Eindruck verstärkte sich nur, als er Yao schließlich doch dazu brachte aufzustehen und dieser sich so streckte. Sobald sich Yao dann jedoch aufsetzte und das Gesicht verzog, erinnerte sich Mingjue, dass das hier alles nicht zum Spaß passiert war. "Soll ich mir nachher noch mal deinen Knöchel ansehen, bevor wir losfahren?", fragte er und beobachtete wie Yao mit den Krücken hantierte. Zumindest schien er damit nur minimale Probleme zu haben. Bei der Frage, was sie wegen den Sachen machen sollten, legte Mingjue kurz die Stirn in Falten." Da findet sich schon was. Huaisang müsste ungefähr deine Größe tragen" Auch wenn die beiden sich im Augenblick nicht so wirklich verstanden, war sich Mingjue sicher, dass sein kleiner Bruder unter diesen Umständen Nachsicht zeigen würde und seine Sachen ausleihen würde. "Und sonst fällt uns schon irgendwas ein."
    Damit verabschieden sie sich erst Mal, indem Mingjue in die Küche verschwand und Yao ins Bad. Mit einem kleinen Lächeln entging ihm allerdings auch nicht der kleine Kleiderstapel, den Yao mitnahm. Er wusste doch auf seinen Bruder war verlass. In der Küche angekommen, bereitete Mingjue zwei verschiedene Waffelteige vor; einen der süß war und einen mit weniger Zucker und dafür mehr Proteinen fur sich und Cheng. Während diese dann langsam in dem Waffeleisen gebacken wurden, bereitete Mingjue noch alles vor, was man dazu essen könnte. Von der gewünschten Schokolade, über Puderzucker und Apfelmus bis hin zu Beeren. Als Yao die Küche betrat, hob Mingjue kurz den Kopf. "Das wäre sehr lieb", meinte er, als Yao anbot Kaffee zu machen. Aus dem Augenwinkel beobachtet Mingjue ihn kurz, um seinen Zustand einzuschätzen. Yao sah zwar immer noch nicht wieder erholt aus, aber das hat auch keiner erwartet oder verlangt. Doch er sah schon weitaus besser aus, als Gestern und das war schon einmal ein gutes Zeichen. "A-Yao", meinte Mingjue schließlich, als dieser schon einmal den Tisch mitdeckte, "Das rechne ich dir zwar hoch an, aber du musst dich gerade nicht so abmühen. Es ist okay, wenn du dich einfach hinsetzt. Er laufen gerade genug Leute in diesem Haus herum, die auch mit anpacken könnten und keinen verletzen Fuß haben." Nach kurzer Überlegung fügte er noch hinzu: "Es könnte kurz lauter werden." Damit streckte er den Kopf aus der Küchentür und brüllte in die Richtung der Zimmer. "Das Frühstück ist gleich fertig. Bewegt euch in die Küche. Die Waffeln sind am Besten, wenn sie noch warm sind."

    Nachdem Xingchen die Bibliothek erwähnte, dauerte es nicht lange, bis Yang verstand, wo genau dieser mit ihm hin wollte. In der kleinen Niche hätten sie zumindest ihre Ruhe und waren geschützt vor ungewollten Beobachtern. Auch wenn Yang langsamer unterwegs war, als sonst, brauchten sie nicht allzu lange, bis sie an ihrem Zielort angekommen waren. Er ließ sich von Xingchen mit auf die Kissen ziehen. Dieser begann ihn auch gleich wieder zu fragen, was passiert war. Yang senkte den Blick und konnte ihn kaum ansehen. Warum sah Xingchen so verzweifelt aus und redete so? Nach allem, was er durchgemacht hatte, fiel es Yang unglaublich schwer zu glauben, dass sich jemand wirklich um ihn sorgte. Es war auch sehr gut, dass Xingchen ihm noch einmal versicherte, dass er ihn nicht verurteilen würde. Genau so etwas musste er gerade hören, sonst würde sich seine Zunge vermutlich gar nicht lösen. Auch, wenn ein Teil von ihm auch das nicht glauben konnte. "Ich... ich bin mir nicht sicher ob, du mir überhaupt helfen kannst", murmelte er, "Manchmal passieren schlimme Dinge einfach. Ich will auch nicht, dass dir etwas zustößt, weil du dich einmischst." Er gab all das nur sehr langsam zu. Dabei begann er mit den Fingern von Xingchens Hand zu spielen, die immer noch die seine hielt. Yang öffnete den Mund erneut und schloss ihn dann wieder. Wie erzählte man so etwas? Er wusste noch nicht einmal, wo er anfangen sollte. Es war so lange her, seit er auch nur versucht hatte darüber zu reden. Und damals war es ziemlich schief gegangen. "Also", setzte Yang noch einmal an, brach dann aber wieder ab. Es kostete ihn erstaunlich viel Kraft nicht zu lügen. Er mussterte den Kopf schütteln, als könnte das die Gedanken vertreiben und neu sortieren. "Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll", gab er schließlich zu. Kurz sah er noch einmal zu Xingchen auf. Dann nahm er alles zusammen, was er noch an Kräften besaß. "Es war mein Vater. Die Verletzungen", brachte er schließlich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, bevor er wieder abbrechen musste.
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    Beitrag von Airplane-Bro Di Okt 25, 2022 8:19 pm

    Yao würde auf jeden Fall nochmal auf das Angebot zurückkommen, seinen Knöchel von Mingjue untersuchen zu lassen, doch jetzt hatte er sich erstmal fertig gemacht und versuchte sich irgendwie nützlich zu machen. Er stellte gerade die Teller ab, als sein Freund ihn ansprach. Etwas überrascht sah Yao zu Mingjue, dann lächelte er zart. Er war es wirklich nicht gewohnt, dass Leute auf ihn Rücksicht nahmen. ,,Mh, naja, es ist jetzt nicht mehr viel zu machen." Sagte er und ging zur Kaffeemaschine zurück, holte aus den Schrank eine Tasse und füllte für Mingjue Kaffee ab. Wenn er hier schon wieder alles alleine regelte, wollte Yao ihm wenigstens diesen Gefallen tun. Nachdem er dann die ganze Meute gerufen hatte, hielt Yao ihm die Tasse hin, mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. ,,Du bist ne gute Mom." Zog ihn Yao liebevoll auf. Es hatte ihn schon immer amüsiert, dass Mingjue im Prinzip die Rolle aller Elternteile auf einmal einnahm. Gleichzeitig fragte er sich, ob Mingjue nicht auch gerne mal einfach nur ein junger Erwachsener sein wollte. Manchmal kam das durch, doch er ließ es nicht so oft zu.
    Das Frühstück verlief dann überraschend harmonisch. Yao wurde dabei wieder etwas nostalgisch, denn so ein familiäres Gefühl hatte er zuhause nie. Sogar Huaisang schien ihm heute nicht mal feindlich gesinnt zu sein und so konnte Yao sich etwas entspannen. Er warf beim Frühstück auf immer mal wieder Zixuan Blicke zu. Es war schon eigenartig, dass sie hier beide am Tisch der Nie Brüder saßen.
    Als alle nach dem Frühstück dann schon in Aufbruchstimmung waren, griff Yao die Haarbürste von der Garderobe im Flur und setzte sich auf die Bank, dann sah er zu Mingjue und winkte ihn heran. ,,Jetzt hast du dich heute morgen um alles gekümmert, aber deine Haare vernachlässigt." Yao klopfte leicht vor sich auf die Bank, als Zeichen, dass Mingjue sich mal vor ihn hocken sollte. Er wartete, bis sein Freund dieser Aufforderung nachkam, dann bürstete er ihm sorgfältig das Haar zurück und machte ihm einen anständigen Zopf.

    Xingchen spürte regelrecht, wie Yang neben ihm immer kleiner in den Kissen wurde. Das schürte seine Sorge nur noch weiter. Sonst war Yang taff und schien über alles stehen zu können, doch gerade wirkte er wie ein eingeschüchtertes, kleines Kätzchen, das dringend Schutz brauchte. Xingchen drückte Yangs Hand zur Bestärkung und wartete geduldig, bis dieser zu sprechen begann. Irgendwie hatte er im Gefühl, dass Yang nun endlich auspacken würde. Dass er ihm endlich sagen würde, was er zuhause durchmachen musste. Xingchen hoffte es und gleichzeitig hatte er Angst davor, zu erfahren, was Yang alles durchmachen musste. Doch nur so würde er ihm helfen können... ,,Ich werde alles in meiner Macht stehende tun um dir zu helfen." Versicherte Xingchen seinem Freund, als dieser anfing zu reden. ,,Und bitte mach dir um mich jetzt keine Sorgen. Egal wer dir wehtut,... das muss aufhören..." Xingchen klang entschlossen, gleichzeitig bemerkte man aber deutlich, dass ihn das alles auch aufwühlte. Er spürte, wie nervös Yang seine Hand berührte und umschloss diese sanft. Mit jedem Mal, bei dem Yang ansetzte und nichts sagte, wurde Xingchens Angst größer, doch er musste jetzt stark für Xue Yang sein. ,,Schon gut. Lass dir Zeit." Versuchte er ihn etwas zu erden und kurz darauf sagte Yang ein paar Worte. Es war nicht viel, doch es bestätigte Xingchens schlimmste Befürchtung. ,,Oh, Yang..." Kam es betroffen von Xingchen und er umfasste die Hand seines Freundes nun mit beiden Händen. Hob Yangs Hand zu seinen Lippen, um sie zu küssen. Es machte ihn sprachlos und er konnte nicht verstehen, wie jemand sein eigenes Kind so zurichten konnte. ,,Das auszusprechen, muss unglaublich schwer sein." Sagte Xingchen nun leise und drückte Yangs Hand weiter. ,,Was ist passiert?" Fragte Xingchen weiter nach. ,,Egal was war... so etwas darf er dir nicht antun."


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    Beitrag von Edgy Demon Lord Mi Okt 26, 2022 3:19 pm

    Dankend nahm Mingjue die Tasse von Yao entgegen. Kurz schnaubte er auf, bei dem Kommentar: "Natürlich, ich arbeite darauf hin, die meisten selbstgebastelten Karten zum Muttertag zu sammeln. Damit kann ich dann vor der anderen Müttern beim Elternabend angeben", lachte er leicht und nippte leicht an dem Kaffee. Dann wurde er allerdings etwas ernster. "Irgendwer muss es ja sein", murmelte er. All die Leute, die er gerade bei sich aufgenommen hatte, verdienten wenigstens eine erwachsene Person, die sie so behandelte, wie sie es verdient hatten.
    Erst als er an dem Tisch saß und erneut an dem Kaffee nippte, fiel ihm auf, was er da eigentlich tat. Ihm wurde gleichzeitig heiß und kalt. Über alles, was passiert war, hatte er ganz vergessen, dass er Yao gegenüber eigentlich hatte vorsichtiger sein sollen. Irgendwie war ihm natürlich auf einer logischen Ebene bewusst, dass Yao wahrscheinlich nichts in seinen Kaffee geschüttet hatte. Aber für einen Augenblick kam trotzdem diese Panik auf, die er wieder herunterschlucken musste. Mingjue versuchte den kurzen Moment wieder zu vergessen, indem er sich auf das Geschehen am Tisch fokussierte. Das war auch gar nicht so schwer, bei all den Leuten. Es dauerte nicht lange, da hatte er schon wieder ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Er genoss die Harmonie, die aufkam wirklich sehr.
    Als Yao ihn dann kurz darauf zu sich winkte, war er tatsächlich leicht verwirrt. "Oh", murmelte er. Er hätte seine Haare einfach so in einem Zopf nach hinten gebunden, aber wenn Yao darauf bestanden. Also setzte er sich vor diesen. Mingjue konnte nicht leugnen, dass es angenehm war, wie vorsichtig mit seinen Haaren umging.
    Kurz nachdem sie fertig waren, trat Zixuan zu ihnen heran. Dieser wirkte etwas unsicher. "Coach Nie? Ich... wollte mich bedanken, dass ich hier übernachten durfte." Zixuan deutete eine Verbeugung an. "Allerdings würde ich jetzt einmal kurz nach Hause fahren, um mir etwas vernünftiges anzuziehen und meine Sachen zu holen. Keine Sorge, meinr Fahrer wird mich abholen kommen. Also haben Sie damit keine Arbeit. Und ich hab auch nichts von Yao erzählt. Aber, A-Yao, ich würde dir auch deine Sachen mitbringen. Wenn das für dich okay ist? Soll... soll ich dir abgesehen von den Schulsachen sonst noch etwas mitbringen?"

    Als Xingchen meinte, er würde Yang so gut es ging helfen, musste Yang erneut Tränen herunterschlucken. Auch wenn ein Teil von ihm das nicht wirklich glauben konnte. Auch wollte sich die Sorge, dass Xingchen etwas tun würde, was diesen am Ende verletzte, nicht ganz verschwinden. Doch als Xingchen seine Hand fester hielt, rang er sich zu den paar Worten durch. Er beobachtete Xingchens Reaktion dabei genau. Innerlich war er schon darauf eingestellt, dass er ihm auch nicht glauben würde oder sich doch von ihm abwenden würde. Dementsprechend verwirrte ihn Xingchens Gesichtsausdruck und die Worte. Irgendwie fühlte er sich noch verlorender. Jetzt wo die Maske gefallen war, wusste er nicht mehr, wie er sich verhalten soll. Das war zu weit weg von allem, was er kannte und was er glaubte zu wissen. Mit großen Augen beobachtete er, wie Xingchen seine Hand küsste. Yang lachte dann bitter auf, als dieser meinte, dass ihm sein Vater so etwas nicht antun dürfte. Gleichzeitig hatte er das Gefühl, er könnte anfangen zu weinen. War das nicht etwas, was offensichtlich sein sollte? Allerdings war das etwas, was ihm vorher noch nie jemand wirklich gesagt hatte (mit Ausnahme von Qing). Es war als hätte Xingchen ihm ein Puzzleteil hingeworfen, dass nicht zu seinem Leben passen wollte. Es fühlte sich alles so surreal an. Diese ganze Situation; dass er Xingchen überhaupt etwas erklärte und wie dieser reagierte. Yang hätte vielleicht geglaubt, dass es ein Fiebertraum war, wenn er nicht unter Schmerzen stehen würde. Er blickte auf die Hand hinab, die Xingchen immer noch hielt. "Ich weiß nicht, was ihr dir sonst noch erzählen soll", gab er schließlich zu, "Mein Vater hasst mich. Ende. Und wenn er trinkt - also immer - hasst er mich noch mehr." Er zuckte hilflos mit den Schultern. "Ich hab gestern Abend versucht etwas zu essen zu hohlen." Erneut brach er ab. Er wollte nicht wiederholen, was passiert war. Die Worte, die ihm  sein Vater gestern entgegengeschriehen hatte, halten in seinem Kopf wieder, vermischten sich mit anderen Aussagen. Die altbekannte Angst, dass Xingchen nun ebenfalls schlechter von ihm denken würde, machte sich wieder bemerkbar, bevor Yang sie hinunterschluckte. "Was willst du von mir hören?", fragte er schließlich ein wenig verzweifelt.

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